Die Zeit der Familie von Wickede                                                 1657 - 1738   


Wappen der Familie von Wickede


1656 gelangt Thomas Heinrich von Wickede durch Heirat mit der erst 16-jährigen Agnes Köhler, Tochter des Lübecker Bürgermeisters Dr. Anton von Köhler, in den Besitz von Bliestorf. Von Wickede wird 1632 in Kastorf als Sohn des Lübecker Bürgermeisters Gottschalk von Wickede (*1596, † 1667) und der Ursula Dorothea von Wedemhoff geboren. 1667 erbt er nach dem Tod seines Vaters auch das Gut Kastorf und lebt dann dort.

Schon 1658 verstirb Agnes, vermutlich an Kindbett, und der junge Wittwer heiratet darauf im selben Jahr Magdalene von Brömbsen († 2.12.1688) aus dem Hause Steinrade. Ebenfalls 1658 wird er Mitglied der Lübecker Zirkelgesellschaft und 1672 wählt man ihn zum Lübecker Ratsherrn.

Thomas Heinrich von Wickede * Kastorf 1632, † Kastorf 1676, s. Stadtbücherei HL Stammbuch MS Lub 4° 349, Lübecker Ratsherr, 1656 Zirkelherr, Gutsherr auf Kastorf und Bliestorf, kauft Bliestorf 1670
oo  1656 von Köhler, Agneta  *1640, † 1658, To. von Bgm. Anton Köhler
oo  1658 von Brömbse, Magd. *?, † 1688, von Steinrade
Kinder:
Gottschalk Anton   * 1657, ∞  von Höveln, Cath.
Thom. Hinr. * 1659, † 1734, ∞  von Brömbsen, Gutsherr Bliestorf
Johann  † 17. Mai 1662
Magd. Dor.  "obiit virgo“ als Jungfrau verschieden  † 1675
Johann  † 1667
Soph. Agneta * ?
Herman * ?
Elsabe * ?, ∞   Carstens, Joachim, Syndicus Lübeck


Thomas Hinrich II. von Wickede, *1659, ? 1734, Lübecker Ratsherr, Erbherr auf Bliestorf
1. oo ca. 1687 von Brömbsen, Soph., *1660, † 1723
2. oo  1724 von der Knesebeck, Juliane, Gresse *1688, sie. 2. ∞ Gresse 1738 von der Sode, J.L.
Kinder:
    Thom. Hinr.    *1688, † 1691
    Andr. Albr.    *1689, † 1691
    Gottsch. Hinr.    1690. † 1710
    Soph. Wilh.  *1693, † 1758, ∞ von Tode, C.F. von Rondeshagen
    Marg. Magd.    *1694, † 1696
    Marg. Elis.  *1696, † 1771, ∞ von Plessen, G.D. von Basthorst
    Dor. Joh. Agn.    *1728, † 1748
    Elis. Agn. Cath.   *1730, ∞ 1748 von der Sode, C.M.

Heinrich Nicolaus von Brömbsen, *1655 † 1707, Vater: Andreas Albrecht von Brömbse, Mutter Margathe von Wetken
Erbherr auf Bliestorf  durch Kauf 1690
unverheiratet
Kinder:    keine



Ab 1667 werden Bliestorf und Kastorf zusamengefaßt und von Kastorf aus verwaltet. Thomas von Wickede betrachtet Bliestorf jetzt als einen "Meierhof".

1673 Vergleich zwischen Thomas von Wickede und Gotthard von Brömbse wegen der Teiche zu Bliestorf. Es sind die Mühlenteiche zur Brömbsenmühle gemeint, die uns noch weitere Generationen Bliestorfer Gutsherren beschäftigen werden.

Mit der Verlegung der Hamburg-Lübecker-Landstraße 1675, die erst durch die Genehmigung Thomas von Wickedes möglich wird, brechen für Bliestorf und Kastorf neue Zeiten an.







Gruftportalbekrönung in der Krummesser Kirche von Thomas Hinrich von Wickede, * 1659, † 1734.



Grütmacher, Hans *ca. 1640, † 1694
Vogt 1670, 1684 Vogt in Kastorf, Zeuge 1690
∞ ca. 1667 NN, X.
Kinder: 
    Joch.    *1668
    Aug.    *1670
    Magd. Elis.    *1672
    Thom. Hinr.    *1675


Wegener, Goßel (Gottschalk) *ca. 1640, † 1680
V: ? Hinrich, Hufner Kastorf
Vogt 1677
∞ ca. 1675 NN, X.
Kinder:   
    Mar.    *1677


Handgreiflichkeiten unter Gutsherrn                                                               1690

Zur Krummesser Brömbsenmühle gehören drei duch Dämme getrennte Teiche, die zum größten Teil von Bliestorfer Feld umschlossen sind. Da der Wasserstand nicht mit Staumarken eindeutig geregelt war, neigte der Müller naturgemäß dazu das Wasser so hoch wie möglich zu stauen, um ein größtmögliches Wasserreservoir für die trockene Jahreszeit zu erlangen. So war der Uferverlauf ständig schwankend und es war zweifelhaft, wie weit das Recht ging, Gras zu mähen und Schilf zu schneiden.

Für das Gut Bliestorf war an einer Stelle eine Viehtränke erforderlich. Auch die Jagd auf den Teichen auf wilde Enten und andere Vögel war von Wichtigkeit. Der Fahrweg nach der Krummesser Mühle ging über Bliestorfer Feld, konnte also auch von Bliestorf gesperrt werden. Zur Regelung der Verhältnisse waren 1673 und 1683 Verträge geschlossen, aber nicht in so bestimmter und so ausreichender Weise, wie es heute geschehen würde. Beim Tode des älteren Thomas Heinrich war der gleichnamige Sohn noch unmündig, erreichte das Mündigkeitsalter erst 1682: Bis dahin bestand eine vormundschaftliche Verwaltung. Heinrich von Brömbse war vielfach anderweitig beschäftigt und abwesend, dann vertrat ihn sein Bruder Gotthard. Die Streitigkeiten begannen schon durch die Vormünder. Der Senat, dem sie wegen der nahen Verwandtschaft der Parteien doppelt unangenehm waren, ernannte Commissarien, um sie zu schlichten, wodurch dem Rechtsgange nicht vorgegriffen wurde, aber es war umsonst. Die Erbitterung wurde immer größer, nahm einen persönlichen Charakter an und führte zu höchst ärgerlichen Auftritten.

An einem Sonntag im März 1690 traf Wickede, als er mit dem Wagen aus der Kirche kam, mit Gotthard Brömbse, der zu Fuß war, auf der Landstraße zusammen, und es entstand ein so lebhafter Wortwechsel zwischen beiden, dass zuletzt Brömbse dem Wickede mit der Gerte einen Schlag auf den Kopf gab. Wickede nahm es hin, sann auf Rache, verschob sie lange, vergaß sie aber nicht. Im Herbst des Jahres Fuhr er an einem Sonntag mit zwei Brüdern und drei Dienern aus, in der Absicht und der Hoffnung, sich irgendwo der Person des Gotthard Brömbse zu bemächtigen. Da er seinen Zweck nicht erreichte, ersann er etwas anderes. Am Pfingstsonntag des folgenden Jahres erschien er in einen alten schlechten Mantel gehüllt, mit einer herabhängenden Perücke, altem Hut, langem schwarzen Bart und dadurch bis zur Unkenntlichkeit entstellt, in der Kirche zu Krummesse, wo die Gemeinde zahlreich versammelt war, stellte sich an einen Platz, wo man ihn nicht leicht sehen konnte, und als Gotthard Brömbse eintrat und in seinen Stuhl gehen wollte, gab er ihm von hinten einen kräftigen Schlag mit der Peitsche ins Gesicht, gerade in dem Augenblick, als der Geistliche im Begriff war, auf die Kanzel zu steigen, und die Gemeinde das Lied sang: Komm, heiliger Geist. Dann entwich er durch eine offen gehaltene Seitentür und eilte schnellen Laufes bis zu einer Stelle, wo er eine Wache zu seinem Schutz aufgestellt hatte, Mantel, Perrücke, Hut und den Degen, „welchen sonsten Cavaliere bis zum letzten Blutstropfenmainteniren wollen," unterwegs verlierend. Gotthard Brömbse rief ihm eine Menge kräftiger Schimpfwörter nach, der ebenfalls anwesende Bruder Heinrich tat dasselbe, einholen konnten sie ihn aber nicht. Der Gottesdienst war gestört.

Als der Lübecker Rat davon Kenntnis erhielt, verurteilte er von Wickede zu 2.000 Talern, nahm aber auch die beiden Brömbse in hohe Strafe, forderte von ihnen wie von Wickede eine Kaution von 6.000 Talern, dass sie sich weiterer Tätigkeiten enthalten wollten, gab ihnen bis zur Entrichtung der Summe Hausarrest und legte ihnen eine Wache ins Haus. Es scheint Brömbse leichter geworden zu sein, die Forderungen des Rats zu erfüllen, als Wickede. Die Kaution erklärte er für ganz unnötig, da er nach dem vorgefallenen den Wickede „nicht einmal mit der Zange anfassen würde". Er hatte aber schon früher gegen eine vom Rat im Verwaltungsweg erlassene Verfügung nicht bei dem Reichskammergericht in Speyer, sondern, wie es ihm freistand, bei dem kaiserlichen Hofrat in Wien Beschwerde eingelegt und bestritt nun dem Rate jede Cognition in der ganzen Streitsache. Das Ende des Prozesses, wenn er überhaupt ein Ende gefunden hat, erlebte er nicht, er starb 1695.

Wickede hat längere Haft erduldet. Das Gut Bliestorf hatte er schon zu Anfang des Jahres 1691 einem unverheirateten Bruder seiner Ehefrau, Heinrich Nicolaus von Brömbse, käuflich überlassen, vielleicht nur zum Schein, um mit Grund behaupten zu können, dass er außer aller Verantwortung sei, was von Seiten des Gutsherrn oder der Gutsangehörigen geschehe. Wenigstens ist das von den Gegnern immer mit Entschiedenheit behauptet worden. Jedenfalls ist er später nach dem Tode Heinrich Nicolaus von Brömbse, der 1707 unverheiratet starb, wieder Eigentümer gewesen.

Um den Kastorfer Mühlenbach besser nutzen zu können werden zwischen 1690 und 1693 auf Bliestorfer Gebiet verschiedene neue Stauungen vorgenommen. So scheint man zusätzlich zum Gerenberger Teich die Teiche am Alten Hof vergrößert zu haben.




Legende zur Karte 1690

Anno 1690 d. 2 September bin ich auff Order
des P.T: verordneten H deß Bauhußßes nach Blie-
storff gewesen, alda die Trencken besehen, und
folgendes als bekunden, wie  dieser hirbeygefügten
Abriß mit mehren auß weißet./.


o+     Erste Viehe Trencke vorne im dorffe
A     Erster Umblauff welcher in driegen soll liegen alst die
    Wische D. ißt aber bald 1 1/2 fueß höher alst selbige wische
    welches = Junker v. Brömsen praetendiret* vertiefet    * (beansprucht)
    zu haben;
B    daß Grundt Siehl
C    Ein klein Niedrich Brechen in der Viehe Trencke
D    Wische welche bald auf der helffte auß gegroben, wo-
    immer noch Eichene bretten lagen, so zu auß grabunge
    und außschiebung den Erden gebrauchet, und ißt
    auff den dam noch eine Schubkarren Zusehen
    gewesen, Item im Teiche wo die Erde zusammen
    geschauffelt und solche weg zu führen.
E    der Andere Umblauff, dießer Umblauff ißt benebst
    den baldt halben wische D. bey noch 2 fueß vortiefet
F    Dieser dam ißt von außgeworffenen Erde auß
    der wische bey nahe 3 fueß verhöhet, ds er alst von
    der wische grunt ab, bey nahe 8 fueß hoch, und
    ißt alst dieße wische D. baldt nicht mehr voreine
    wische sondern vor eine Teich an zu sehen;
G    daß Grundt Siehl
H    die dritte Viehe Trencke
J    der dritte Umblauff unter der Brücke vor hoffe
K    Grundt Siehl
L    vierte Viehe Trencke
M    Große freyschütte, dieses ißt mit einer hohen
    Schütte zu gesetzet und hinter dieser ißt noch ein
    anderß vor gesetzet stärker gemachte Schütte
N    Grundt Siehl
O    alhier ißt der dam aufgerißen gewesen und die
    dreunns repariert
P    Bleystorper Landt Alhier ißt die Maade so auß
    der wische D aufgeführet noch zu sehen, wie auch
    auf daß berglein C auch welche auf geführet,
Z    Alhier ißt ein Neuer Zaun wohinter die Erde ge-
    worffen, so verhindert ds ds waßer nicht so laufen
    wische kam durch in den Umblauff lauffen.

Daniel Gabriel Schneider, Ingenieur


Als 1708 das Wohnhaus durch eine Feuersbrunst zerstört wurde, und er nun genötigt war, ein neues zu bauen, erbat und erhielt er vom Senat Zollfreiheit für die Ausfuhr der Baumaterialien.