Deutsch-slawischer Landesausbau

Das durch die Abwanderung der Germanen (Langobarden) zum Ende der römischen Kaiserzeit entstandene Siedlungsvakuum im Gebiet des heutigen Ostholsteins und Lauenburgs wurde zunächst  von der Natur zurückerobert. Es entstand wieder ein dichtes Waldgebiet.

Mitte des 7. Jahrhunderts treffen im Gebiet des heutigen Kreises Herzogtum Lauenburg Gruppen slawischer Neusiedler ein, die hier auf die nordelbischen Sachsen stoßen und sich mit  ihnen auseinandersetzen. Die fränkische Bündnispolitik gegen die nördlichen Sachsen führt zur Festlegung des Limes Saxonie.

Die Sachsen nördlich der Elbe (Holsten, Stormanen und Ditmarscher) sind die letzten, die Widerstand gegen die Eroberungskriege Karls des Großen leisten. Im Bündnis mit den West-Abodriten (Polaben und Wagrier) zwingt sie Karl nieder, große Bevölkerungsteile werden zwangsweise ausgesiedelt, Nordelbien wird zwischen Eider und Elbe und dazu das Land Wigmodien südlich der Elbe den Slawen für ihre Bündnistreue überlassen.

Die Abodriten

Nachdem der Großteil der germanischen Bevölkerung bis zum 5. Jahrhundert die heutigen Gebiete Ostholsteins und Lauenburgs verlassen hatten, wanderten seit dem 7. Jahrhundert Slawen ein, deren Ursprung in Zentralrußland vermutet wird. Sie gehörten zum Stamm der Abodriten (es gibt auch andere Schreibweisen), der auch Teile Mecklenburgs besiedelt hatte. Die Abodriten bildeten nördlich der Elbe zwei Schwerpunkte  Starigard (das spätere Oldenburg) wurde der Hauptort der Wagrier, die in etwa das heutige Ostholstein besiedelten. Im Lauenburgischen war Ratzeburg der zentrale Ort der Polaben. In den bewaldeten Gebieten lebten die Slawen in sogenannten "Siedlungskammern". Mehrere Dörfer gruppierten sich dabei um eine Burg. Knapp 50 davon aus dem 8. bis zum 10. Jahrhundert sind heute bekannt. Die Abodriten lebten vor allem von der Landwirtschaft, betrieben jedoch auch Jagd und Fischerei und verfügten über ein hochentwickeltes Handwerk. Als Verbündete der Franken schlugen die Abodriten 798 in der Schlacht auf dem  Sventanafeld (bei  Bornhöved) die Sachsen. Da die Slawen in der Folgezeit nicht den Angriffen der Dänen widerstehen konnten, errichteten die Franken eigene Stützpunkte im nordelbischen Gebiet (Nordelbingen) und sicherten sich ab 810 mit dem Limes saxoniae gegen die Abodriten. Im 10. Jahrhundert kamen die Slawen wieder unter die Oberheit der Sachsen.

Limes Saxoniae

Unter den Franken wird die Grenze zwischen Sachsen und Slawen bestimmt und als “Limes Saxoniae” (Grenze zu den Sachsen) bezeichnet. Diese Grenze hat in ihrer Gestalt nichts mit dem Römischen Limes in Süddeutschland gemein. Es handelt sich lediglich um eine natürliche Grenze, die durch Flußläufe, Bäche, Seen und Feuchtgebiete bestimmt wird. Beiderseits dieser Grenzlinie erstreckte sich daran ein dichtes Waldgebiet, das zusätzlich als Puffer zwischen diesen beiden Volksgruppen diente. Bliestorf liegt innerhalb dieser ständig von Übergriffen gefährdeten Pufferzone, so dass hier scheinbar nur in der Frühslawischen Periode Slaven siedelten. Die nächste bekannte Fluchtburg von Bliestorf aus wäre Klempau, jenseits der Stecknitz, ca. 3,5km Luftlinie und mindestens 1,5 Std. Fußmarsch entfernt gelegen. Deshalb ist Bliestorf wohl während der slavischen Zeit auch nicht kontinuierlich besiedelt gewesen. Schon der slavisch-deutsche Mischname deutet an, das wir es bei Bliestorf mit einer Ortsgründung zu tun haben, die in die deutsche Missionierung und Besiedlung des 12. und 13. Jahrhunderts fällt.

Dorfgründung

Dies wird in der Zeit zwischen 1230 - 1301 geschehen sein, da Bliestorf im Gegensatz zu Krummesse, Kronsforde und Schenkenberg nicht im Ratzeburger Zehntregister aufgeführt wird. Das evtl. ein slawisches Bliestorf zu dieser Zeit schon bestanden haben soll, und nur nicht aufgeführt wurde, weil auf Grund der slawischen Bewirtschaftung keine Einkünfte zu erwarten waren, ist unwahrscheinlich. So darf eher folgender Fall angenommen werden: Um ihre  Einkünfte zu erhöhen, werden die Ritter von Crummesse hier Siedler ( ob nun deutsch oder slawisch sei dahingestellt, vielleicht auch gemischt) angesetzt haben, die dann später als Abgabenpflichtige eine weitere Einnahmequelle für sie darstellten. Denn als Lokatoren hatten sie das Privileg den Zehnt zweier Hufen von 12 Hufen eines neu angelegten Dorfes für sich zu beanspruchen. Unter diesen ersten Siedlern, wird wohl der Blis oder auch Bliza, der bedeutenste gewesen sein, sonst hätte man den Ort ja kaum nach ihm benannt.

Die Siedlungen lagen als kleine Inseln in einem ausgedehnten Waldgebiet. Orts- und Flurnamen wie Radeland, Stubben oder Holt (Hölzung)  Klinkrade, Sierksrade, Bergrade (Rade = nd. Rodung) und Stubben (Baumstümpfe) weisen eindeutig auf eine Dichte Bewaldung hin (s. dazu auch Kapitel Entwicklung des Bliestorfer Waldes).

Mit Beginn der Deutschen Missionierung und Besiedlung wanderten die ansässigen Slawen zum Teil nach Osten ab, der übrige Teil wurde nach und nach über die Jahrhunderte assimiliert. Aber noch im 15. Jh. sprachen viele Menschen in und um Lübeck  herum slawisch. Und noch im beginnenden 17. Jh. zeugen viele Familiennamen von der ehemals slavischen Bevölkerung ( z.B. Beutin > heute Benthin (sehr stark im nördlichen Kr. Hzgt. Lauenburg vertreten) wohl nach dem umgebenen Land Boitin, Köselow > Käselau (zwei Orte gleichen Namens in Mecklenburg und Ostholstein), Klempow  >  Klempau (siehe benachbarte Ortschaft) , Leeßow > Leßau, Nuppenow > Nuppnau, Malkow > Malchau, Prechelien > Prechel/Brechel und in den Nach­bar­gemeinden viele mehr.

Voraussetzungen
natürliche:
1. Ein Gewässer, am besten ein großer See oder ein Fließendes wegen der Wasserqualität.
2. fruchbarer Boden, möglichst leicht und locker, denn mit dem primitiven Hakenpflug konnte man keine schweren Lehmböden bearbeiten.
3. Wald, als Rohstoffquelle für den Hausbau, die Feuerung und Nahrungsquelle für Mensch und Vieh.

Infrastruktur:
Wenn kein Straßenzug vorhanden war, war die wichtigste Wegeverbindung, die zur  Kirche in dessen Pfarrbereich man sich befand und die zum Hof des Lokators.  Auch wenn die Landstraße Hamburg - Lübeck über Bliestorf erst Ende des 17. Jhdt. an Bedeutung gewann, darf man wohl annehmen, dass diese Straßenverbindung zumindest von Kastorf aus schon im 13Jh., also wahrscheinlich schon vor der Gründung Bliesdorfs, bestanden haben dürfte. Denn wie sonst, hätten die Ritter von Krummesse zu ihren Besitzungen gelangen sollen.

Maßgeblich beteiligt an der praktischen Umsetzung der Kolonisationspolitik der Schauenburger in den bisher slawisch besiedelten Gebieten jenseits des Limes Saxoniae, bildet sie dort zusammen mit dem altholsteinischen Bauernadel und aus Flandern, Niedersachsen und Westfalen zugewanderten Familien um die Wende zum 13. Jahrhundert einen neuen Lehnsadel. Etliche Familien dieses Uradels, die sich heute noch voller Stolz die "originarii" nennen, haben bis in die jüngere Vergangenheit die Gutslandschaft maßgebend mitgestaltet und -geprägt.

Spätmittelalterliche Wüstungsperiode

Über das frühe Bliestorf kann bisher nur spekuliert werden. Lag es um 1350 gerade mal hundert Jahre nach seiner wahrscheinlichen Ent­stehung schon wieder wüst? Die Siedlungsverlagerung, der Unter­­­gang des Rittergeschlechtes derer von Blisestorpe sprechen dafür.

Auf der ersten Kastasterkarte von 1881 findet sich die Flurbezeichnung „Ohlendorf“ für den Bereich um das heutige Kinderheim. So ist anzunehmen, dass die 1683 genannte “Koppel auf dem Oldendorp” den selben Bereich meint. Diese Flurbezeichung sowie die Lage des Alten Hofes, vis-a-vis jenseits der Lübecker Straße, legen den Verdacht nahe, dass hier das erste Bliestorf lag. Mit der Stelle des Alten Hofes wäre uns damit auch gleichzeitig eine Hofstelle des alten Bliestorfs erhalten geblieben, 1380 Storms Hof genannt. Aber auch die umliegenden Flurbezeichnungen Born und Breeden, die im Regelfall zum Kernbereich einer Dorfmark gehören, im Bliestorfer Fall aber an die Gemarkung Ohlendorf Grenzen, erhärten diese These.

Die Entwicklung des ersten Bliestorf ist wohl eng mit der Anlage der Brömbsenmühle, 1380 noch Wyndelborn Mühle genannt, verbunden. Von den Stauteichen dieser Mühle sind heute noch erhalten der Untere, Mittlere und der Heideteich. An den Mittleren Teich schlossen sich den Kastorfer Mühlenbach stromaufwärts folgend noch der Obere Teich und der Gerenberger Teich an. Das Gelände des ehemaligen Gerenbergsteich ist nun genau von der Flur Ohlendorf umschlossen, so dass das ehemalige Dorf  sich um diesen Teich gruppiert haben muß. Dafür spricht auch der Verlauf der Lübecker Straße, der diesen Bereich zusammen mit dem Mühlenweg in einem weiten Bogen begrenzt. Auf dem im Zentrum befindlichen, strategisch günstig gelegenen Gerenberg läßt sich der Standort einer mittelalterlichen Motte vermuten. Motten sind Turmhügelburgen, die meist von Wasser (natürliche Gewässer oder Gräben) umgeben waren. So findet sich auch in Bliestorf die für das Mittelalter typische Trennung von Schutzburg und Wohnhof.


Eine sichere Entscheidung aber kann nur nach gründlicher archäologischer Untersuchung der Dorfstelle getroffen werden. Zwar ist der Bereich Ohlendorf mehrmals nach Siedlungsresten abgesucht worden, um so zu einer zeitlichen Einordnung zu gelangen aber das Ergebnis ist noch nicht befriedigend. Es wurden Gefäßscherben aufgefunden, so gehörten sie nur zum kleinen Teil der sicher zu bestimmenden  slawischen oder mittelalterlichen blaugrauen Keramik an; die größe Mehrzahl der Scher­ben wird durch eine hartgebrannte, rötliche, bisweilen glasierte Waren dargestellt, die sich zeitlich schwer bestimmen läßt, da derartiges Geschirr bis in die Neuzeut hinein gebraucht worden ist.

  
 















Beinchen einer Grappe von Frau Carstensen gefunden


Frau Carstensen konnte sich noch daran erinnern, dort selbst Brandstellen auf dem Boden gesehen zu haben und hatte dort auch mehrere Tonscherben gefunden.

Da der Bereich Ohlendorf direkt an die Rondeshagener Feldmark stößt, liegt die Vermutung nahe, dass mit der Verlegung des Ortskerns gleichzeitig eine Teilung der Feldmark einherging. So das der Bereich Ohlendorf gleichzeitig auch als Keimzelle für Rondeshagen angesehen werden könnte. In diesem Zusammenhang ist auch der eigentümliche Grenzverlauf zwischen Krummesse, Bliestorf und Rondeshagen zu sehen. Zu Bliestorf gehört ein schmaler Flurstreifen, der sich parallel am Südufer des Kastorfer Mühlenbaches bis an die ehemalige Stecknitz erstreckt und so die Krummesser von der Rondeshagener Feldmark trennt. Bei diesem Streifen gewinnt man den Eindruck, das ein ehemaliger Besitzer Bliestorfs, als es zur Teilung der Feldmark kam, sich eine Hude an der Stecknitz sichern wollten.

Die Wüstung Ohlendorf fällt in die mittelalterliche Wüstungs­periode. So ist Mitte des 14. Jahrhundert in ganz Europa ein erheblicher Siedlungsrückgang zu beobachten. Dieser ist hauptsächlich auf eine Klimaverschlechterung und einer damit zusammenhängenden Nahrungsmittelknappheit zurückzuführen. Zusätzlich und durch die Hungersnöte begünstigt gingen damit auch schwere Pestepedemien (Lübeck 1350, 1356, 1367, 1388) einher, die ihr übriges taten. In Deutschland wurde die Bevölkerung um ein Drittel, die genutzten Anbauflächen um ca. 25% reduziert.


Die Ritter von Crummesse

   

Die zuerst 1237 so genannte Familie von Krummesse, ist ein Seitenzweig derer von Tralau aus dem gleichnamigen Ort bei Bad Oldesloe. Sie waren begütert in Bliestorf, Grinau, Kronsforde, Krummesse, Niemark, Groß Schenkenberg, Anker, Klempau, Petzeke bei Mölln, Kählsdorf, Schretskaten, Lankau und Wulmenau. Dabei ist zu beachten, dass es sich meist nicht um den Besitz ganzer Dörfer handelt, denn die Grundstücke der Adligen waren damals noch weit zerstreut und oft besaßen sie in einem Dorfe nur einige Hufen oder hatten auch keinen Grundbesitz, sondern andere Einnahmen wie z. B. den Zehnten von einigen Hufen.

Heinrich von Tralau-Crummesse, auch Heinrich der Mundschenk (Heinricus pincerne) genannt, hatte 1230 die halben Zehnten von Niemark und Stochelsdorf; die halben Zehnten von Kronsforde, Krummesse und Pukendorf, an dessen Stelle Groß Schenkenberg (nach ihm benannt) getreten ist, waren schon 1194 ans Kapitel gekommen; Bliestorf und Grinau bestanden 1230 noch nicht. Jenseits der lauenburgischen Grenze setzt sich der Besitzkomplex mit Wulmenau und Kastorf (1377 vorher wahrschl. herzoglich) fort.

Wahrscheinlich gehört auch Nicolaus de Blisestorpe, der als Zeuge in einer Urkunde aus dem Jahre 1301 mit den Brüdern Hinricus und Johannes de Crummesse und Hinricus Parkentin genannt wird, sowie Hinricus Blistorpe (um 1280), als ein Seitenzweig zur Familie von Crummesse/Tralau. Diese werden wahrscheinlich auch Ritter gewesen sein, denn anders ist es kaum zu erklären, dass sie mit diesen gleichrangig genannt werden. Wie man ja schon an dem Beispiel des Rittergeschlechts von Tralau – von Crummesse sehen kann, war es früher durchaus üblich, sich nach seinem Wohnsitz/Rittersitz zu nennen. Denn Bliestorf war zweifelsfrei ein Rittersitz, wie man aus den beigehörigen Rechten im Kaufvertrag von 1380 ersehen kann.

Was aus diesem Rittergeschlecht derer von Blisestorpe geworden ist, ist leider nicht überliefert. Aber vielleicht sind diese schon Mitte des 14. Jahrhunderts derart verarmt, das sie nach Lübeck ziehen und dort Bürger werden. Denn dort werden in den Bürgerlisten 1338 ein Hinricus Blizstorp und 1351 ein Marquardus Blyestorp genannt, die durchaus nachkommen des Nicolaus sein könnten. 1380 scheint jedenfalls der Hof Bliestorf schon lange an die Familie Storm übergegangen zu sein, vielleicht Anverwandte des Mecklenburger Rittergeschlechts von Storm (s. UbStL 4 Nr. 630 Nr. 31, 1397 Ritter Johannes Storm). Ob auch jene „Alheyd in Bliestorf“, die im Testament der Grete, Wittwe des Thideman Wulvestorp 1343 genannt wird, mit oben genannten Familien verwandt ist, wird sich wohl nicht mehr klären lassen.
Die Ritter von Crummesse gehören nicht zu jenen Raubrittern, die nach dem Landfriedensbündnis zwischen Holstein, Lauenburg, Lübeck und Hamburg 1343 bekämpft werden. Dennoch werden sie in die Auseinandersetzungen 1358 mit der Belagerung ihrer Burg durch die Holsteiner hineingezogen. So soll laut Überlieferung auf dem bliestorfer Grevenberg in diesem Zusammenhang eine Schlacht stattgefunden haben. In der Lübschen Chronik des Franziskaner Detmar wird berichtet : Als 1358 die Holsteiner den Krummesser Hof belagerten, wurden sie von Lauenburger Truppen bei Siebenbäumen geschlagen und verloren 70 Gefangene.

1371 leisten die von Crummesse auf geheiß des Herzog Erich III. der Stadt Lübeck gleich der übrigen Herrschaft Mölln die Pfandhuldigung.

1373 hat die Stadt Lübeck dann schon einen Teil des Dorfes Krummesse in Pfandbesitz. Denn im Mai diesen Jahres bekennt der Knappe Marquard von Crummesse, von dem Rate zu Lübeck für den Verkauf seines Hofes, und seiner Güter in Krummesse außer den schon früher empfangenen 300 Mark noch 100 Mark erhalten zu haben, und verpflichtet sich, falls er von dem vorbehaltenen Rechte des Wiederkaufs Gebraucht macht, ebenfalls 400 ML zu zahlen, von jenem Recht aber nur für sich, nicht zu gunsten anderer Gebrauch zu machen. Im November des selben Jahres hat Marquard vom Rat noch 200 Mark erhalten.

1377 verkaufen Eccard, Ritter und Henneke , Knappe von Crummesse Kastorf. Indessen scheint Marquard seine Schulden an den Rat bezahlt zu haben, denn 1380 veräußert er seinen Anteil an dem Dorfe Krummesse an den Lübecker Ratsherrn Segebodo Crispin. Im März 1380 kommt zu diesem Verkauf dann noch der entgültige Verzicht auf seine Hälfte von Krummesse, sowie der Verkauf des halben Dorfes Bliestorf, des halben Dorfes Kronsforde und des halben Dorfes Grinau nebst Hölzungen und Torfmooren für 2000 Mark. 1381 verkaufen die Crummesses Schenkenberg. 1382 verkaufen dann seine Vettern ihre Anteile in Krummesse und andere Besitzungen an die Gebrüder Gerd und Herman Darsow

Diesen und weitere Verkäufe der von Crummesses an die Darsows werden 1397 vom Herzog bestätigt. Wenn in dem Kaufbrief halb Bliestorf genannt wird, so ist der Ausdruck auch hier so zu verstehen, daß jener seinen Anteil an dem Dorf und Gute verkaufte. Die Brüder Heinrich, Johann und Otto von Crummesse bestimmen 1405 noch eine Rente aus einem Acker auf der bliestorfer Feldmark für eine Vikarie in der Kirche zu Krummesse. Gerhard von Crummesse verkauft 1424 zwei Vikaren in Lübeck in der Marien-Kirche und der Jacobi-Kirche eine Rente aus Bliestorf, in welchem sie eine andere Rente von 14 Mark Lübsch schon besaßen, und überließ ihnen dabei das ganze Dorf, soweit es ihm und seinen Vorfahren bisher gehört habe, zum Besitz und Gebrauch.


Erwerb der Möllner Vogtei durch die Hansestadt Lübeck

Mitte des 14 Jahrhunderts steht die Hansestadt Lübeck im Zenit ihrer Macht. Mit dem Erwerb der Stadt und Vogtei Mölln am 14. April 1359 durch die Hansestadt Lübeck beginnt eine Zeit äußerst komplizierter Rechtsverhältnisse.

War noch 1342 die ehemalige Vogtei Segeberg (1342-1366 im Besitz Lübecks) fast zufällig in den Besitz der Hansestadt geraten, verfolgte nun der Lübecker Rat eine gezielte Expansionspolitik, um die wichtigen Handelswege zu sichern.

Die im beginnenden 14. Jhdt. herbeigeführten Landesteilungen (1305/1321) durch Johann II., Erich I. und Albrecht III. spalten das askanische Haus der Herzöge von Sachsen-Lauenburg nach einem Streit in die Linien Lauenburg-Ratzeburg und Mölln-Bergedorf. Letztere Herrscherlinie erfährt vornehmlich durch ihre räumlichen Nähe zu den Handelszentren Hamburg und Lübeck deren Kapitalkraft und erfüllt ihre handelsmäßig begründeten, territorialen Sicherungswünsche durch Verschreibungen und Verpfändungen. Schon die Wittwe Erich I. beginnt mit der teilweisen Verpfändung ihres Herzogtums (so z.B. der Stadt Mölln an Lübeck). Dieser Prozeß gipfelte 1370 in der Verpfändung des gesamten Territoriums, so daß der letzte Sachsen-Mölln-Bergedorfer Repräsentant, Erich III. als gut versorgter Pensionär und zugleich Landesherr ohne Territorium im Jahre 1401 verstarb.

Herzog Erich der IV. aus der Ratzeburger Linie versucht mit der Hilfe des Möllner Bürgermeisters Johann Möller 1409 Mölln zurückzuerobern, scheiterte aber und kann in Verhandlungen nur eine Anerkennung der Schutzgewalt des Herzogtums durch den „Neuen Rat“ erwirken, welche aber bei zukünftigen Verhandlungen zwischen der Hansestadt Lübeck und dem Herzogtum vor dem Reichskammergericht Lübeck zum Nachteil gereichen sollten.

In sämtlichen Orten der Vogtei ist die Stadt nun die anerkannte Territorialherrschaft. Der möllner Rat sowie der lauenburgische Adel huldigen den Herren von Lübeck.  Lehnrechtlich freilich bleiben die Ritter dem Herzog verbunden. Die Stadt, selbst als Reichsstadt, besaß keinen Heerschild, der ihr aktive Lehnfähigkeit gegeben hätte. Die Ritter waren zwar in ein territoriales Untertanenverhältnis zu Lübeck getreten, bleiben aber durch ihren Vasaleid zur Heerfolge allein dem Herzog verpflichtet. Bei Veräußerungen von Teilen des Lehngutes bedarf es nach wie vor herzoglichen Konsenses.