Vorgeschichtliche Funde in der Bliestorfer Feldmark


Drehmühle

Im Sommer 1986 wurde auf der Ziegelkoppel des Gutes Bliestorf beim Pflügen der Unterstein einer Drehmühle aus Granit gefunden. Der Bliestorfer Stein ist von ovaler Form mit 45 und 55 cm Durchmesser und 20/30 cm Höhe. Die geglättete Fläche von etwa 42 x 37 cm umgibt ein ebenfalls ovales Loch mit einem Durchmesser von 52 und 45mm und einer Tiefe von 25 mm. Dieses Loch ist von einer leichten Erhöhung umgeben und liegt im Mittelpunkt konzentrischer Schleifspuren.

Diese Drehmühlen fanden in Nordeuropa hauptsächlich in der römischen Kaiserzeit/Völkerwanderungszeit und auch noch in der slavischen Zeit danach Anwendung. In vorgeschichtlicher Zeit waren in Norddeutschland nur sog. "Reibmühlen" bekannt. Diese bestanden entweder aus einem flachen, starken Stein (Unterlieger) und einem darauf liegenden gleichfalls flachen, aber dünneren Reibstein (Oberlieger) oder aber aus einem muldenförmig vertieften Stein (Unterlieger), auf dem mit einem rundlichen Stein die Reibarbeit ausgeführt wurde.

Über ein ganz neues Prinzip verfügte die sog. Drehmühle, die es erstmalig ermöglichte, den Mahlstein in fortgesetzt rotierende Bewegung zu bringen. Dieses Ziel erreichte man dadurch, daß man den Läuferstein ( Oberlieger ) auf einem im Zentrum des Bodensteins befindlichen Zapfen aufhängte, so daß dieser Läuferstein nun frei pendeln konnte.






Waffen und andere Funde


Großes rötlichbraunes symmetrisches spitznackiges allseitig geschlifenes Flintbeil, die Nackenschneide wie die Schneide sind schwach gewölbt. Länge 17,5cm; Nacken 3,6cm; Schneide 5,5cm. Priv. Bes. K.H. Hinz. Gefunden bei der Feldarbeit auf dem Grevenberg.

Diese jungsteinzeitliche Beilform wird der älteren Trichterbecherkultur ( d.h. Frühneolithikum/ frühes Mittelneolitikum bzw. 3800-3200 v. Chr. geb.) zugeordnet.  Die nach ihren typischen Tongefäßen bezeichnete Trichterbecherkultur dauerte von ca. 4200–2800 v. Chr..  Die gleiche zeitliche Einordnung haben die Fundstücke 1 und 4 auf der rechten Seite. Da all diese Stücke vollständig erhalten sind, kann man von einer absichlichen Deponierung ausgehen, d.h. das diese Waffen entweder Beigaben in einem Flach- oder Großsteingrab waren oder den Göttern geopfert wurden (Votivopfer).

Die Fundstücke 5, 6, 8 und 9 stellen dicknackige Beile dar, wie sie typisch für die späte Trichterbecherkultur bzw. Einzelgrabkultur sind. Für die Einzelgrabkultur wird eine unsorgfältigere Bearbeitung gegenüber den Beilen der Trichterbeckerkultur für typisch angesehen.



Breites schmalnackiges dunkelbraunes fleckiges Flintbeil, allseitig stark geschliffen, Nacken und Schneide etwas schräge, Schneide nachgeschliffen, auf der Oberfläche Reste der Naturkruste. Länge 19,6cm; Nacken 6,3cm; Schneide 7,3; Dicke des Nackens etwa 1,3cm. Mus. Lübeck H 208 Nr. 1

Fundstelle 1. Schneidenteil einer jütländer Streitaxt aus graugrünlichem Gestein, nur schwach gebogene Form. Länge des Bruchstücks 11,2cm; größte Breite 3,9cm. K.S. 17353 Geschenkt von Gutsverwalter Pahl, Bliestorf. Gefunden bei der Feldarbeit. Nr. 2

Fundstelle 2. Dicke jütlander Streitaxt aus Grünstein mit zusammengekniffenen Nacken und kaum gewölbter Schneide, das zylindrische Schaftloch nahe dem Nacken, Länge 15,7cm, Nacken 4,5cm; Breite am Schaftloch 6,8cm; Durchmesser Nr. 3

Fundstelle 3. Schmalnackiges hellgraues Flintbeil mit fast ovalem Querschnitt, also äußerst schmalen Schmal­seiten, allseitig teilweise geschliffen, Nacken und Schneide unregelmäßig gewölbt. Länge 10,4cm; Gefunden bei der Feldbestellung. Nr. 4



   



Fundstelle 4. Dicknackiges graublaues Feuersteinflachbeil, Schneide durch Behauung nachgeschärft, auf allen Seiten schwachgeschliffen. Länge 8,7cm; Naken 2cm; Schneide 4,3cm. K.S. 17356. Geschenkt von Gutsverwalter Pahl, Bliestorf 1936. Gefunden auf der Ackeroberfläche. Nr. 5

Fundstelle 7. Großes rötlichbraunes symmetrisches dicknackiges Feuersteinbeil, breitseiten geschliffen, Schmalseiten ohne Schliff, Nacken gerade, mit Naturkruste, Schneide schwach gewölbt. Länge 21,6cm; Nacken 3,7cm; Schneide 6,3cm. Priv. Bes.. Gefunden bei der Feldarbeit. Nr. 6



   




Fundstelle 9. Feuersteinbeil. verschollen im Privatbesitz. Gefunden auf der Ackeroberfläche.

Fundstelle 10. Feuersteinbeil, im Hause des Finders nach dessen Tod verloren gegangen. Gefunden bei der Feldarbeit.
Siedlungsplatz 11. auf dieser Fläche wurden viele Feuersteinabschläge, darunter Flintklingen, Rundschaber und Schlagsteine gefunden. Sammlung der Schule Bliestorf.

Fundstelle 13. Kurzes symmetrisches Feuersteinbeil aus weißgrauen Flint, Breit- und Schmalseiten fast völlig geschliffen, Schneide durch Schliff nachgeschärft, Nacken und Schneide leicht gebogen. Länge 13,5cm; Schneide 7,5cm; Nacken 5,6cm; Dicke des Nackens 1,9cm. Privatsammlung

Fundstelle: Auf dem “Vierstedt” fand sich 1845 auf einer Stelle, wo auf einem platten Stein Holzkohlen und daneben einige Bronzen (kleine Gegenstände) lagen, ein Pflugkeil aus Grünstein mit Schaftloch, obere Seite gewölbt, untere fast flach, Schneide etwas nach oben gerichtet. K.S. 6988. Geschenkt von Lehrer Emer. Engels, Trittau. Nr. 7

Schmalnackiges hellgelbes bis braunes Flintbeil, allseitig schwach geschliffen, Schneide an der Ecke ausgebrochen. Länge 13,8cm; Nacken 5,7cm; Schneide (ohne den abgeschrägten Teil) 4,4cm; Dicke des Nackens 1,3cm. Mus. Lübeck H 219. Nr. 8

Kleiner Steinhammer mit Schaftloch. K.S. 1914. Gefunden in etwa 7 Fuß Tiefe.

Hohlbeil aus schwärzlichem Flint, an den Breitseiten geschliffen, Schmalseiten ohne Schliff. K.S. 2981. Geschenkt von Pächter Jensen, Albertsdorf. Nr. 9

Flintbeil aus schwärzlichem Feuerstein mit geschliffenen Breitseiten, Schmalseiten ohne Schliff. K.S. 2980. Geschenkt von Pächter Jensen, Albertsdorf.





Kartenausschnitt Kurhannoversche Landesaufnahme 1776: hier ist der Grabhügel am Grevenberg noch verzeichnet; unten Luftaufnahme von 2005, noch deutlich zeichnet sich die Kontur des Grabhügels und weiterer Objekte im Erdreich ab.



Luftbild des Grevenberges ca. 2005: von rechts unten nach links ober der Totenweg nach Grinau


Grabhügel unbestimmter Zeit
Grabhügel 8: (“Grevenbarg”. Lit.: Topogr. Karte von 1764). – auf einer lehmigen Geländekuppe erhebt sich nur noch kaum merklich ein Grabhügel, dessen Durchmesser und Höhe nicht mehr feststellbar sind. Hier sollen sich mehrere Grabhügel befunden haben, von denen aber nur Hügel 8 noch erkennbar ist. Der Grevenberg (Hd. Gräberberg) verdankt übrigens diesen Grabhügeln seinen Namen.

Siedlungsfunde aus unbestimmter Zeit
Siedlungsplatz 5: Im Verlaufe der Jahre, vor allem aber um 1920, wurden hier beim Tiefpflügen viele rundliche Steinsetzungen von etwa 1,05 - 2m Durchmesser gefunden, die vom Feuer geschwärzt waren. Bei der Begehung wurden auf großer Fläche schätzungsweise 20-30 rundliche dunkel abgesetzte Flächen von je mehreren Metern Durchmesser beobachtet. Andere Funde wurden nicht gemacht.

Siedlungsfund 6: Hier wurde bei der Begehung in der Wand eines niedrigen sandabstiches eine angeschnittene Feuerstelle festgestellt, die außer Holzkohleresten und kleinen verbrannten Granitbrocken etliche Scherben enthielt.

Fundstelle 12: Auf der Koppel “Gelbbrink” sollen nach Aussage eines alten Dorfbewohners früher beim Sandabfahren Scherben gefunden worden sein. Diese Auskunft konnte von anderen Einwohnern nicht bestätigt werden: auch bei der Begehung wurde nichts gefunden.


Quelle: Vorgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg von Karl Kersten, Neumünster 1951, S. 21, 35, 130, 155-156; Angaben nach Dr. C. Michael Schirren, Karnin 2002



Raseneisenerzvorkommen in der Bliestorfer Heide