Jagd und Forst


Altes Forsthaus an der Lübecker Straße von 1857, heute "Haus Arild"

Chronologische Übersicht

1380Nennung der folgenden Hölzungen: Viert, Kleiner Brand, Muyst, Rohleger, Großer und Kleiner Ellerbrook
1610die lübecker Ratsherrn Breks u. Tünnemann weisen an im lübecker Landgebiet  “lebendige Zäune” zu pflanzen
1640
die Zahl der Wölfe in unserer Gegend nimmt erheblich zu
1649
Abschaffung der Ziegen im lübecker Landgebiet
1676
Taxierung Bliestorfs: vorhanden sind noch das Rohleger Holz, Brandenholz, Spröcker, Mühlenbrook, Sachsriede und Roden, der Wald wird noch nach Schweinemast taxiert
1710
Regelung über die Jagd auf dem Bliestorfer Felde
1740 Holzverkauf nach Lübeck durch J.L. v.d. Sode
1756
v.d. Sode läßt 500 Eichen fällen, Verkauf nach Hamburg für Schiffbau
1759
v.d. Sode erhält Anweisung den Mühlenbrook forstmäßig zu regulieren
1765
Pachtkontrakt, Regelung zur Hohen- und Niederenjagd
1767
v.d. Sode darf weitere 250 Eichen mit Consenz der Regierung fällen
1781
“Das dem Gute Bliestorf zustehende Recht des Überfalls der Eichen”
1783
Förster Schomaker bei der Grenzsteinverrückung am Todenwege nach Krummesse. 1783-1787
1788
Förster Schomaker und einige Bliestorfer Hauswirte bei Grenzsteinverrückung
1790
Hufner werden in Erbpacht gesetzt, die Herrschaft behält sich die Jagdrechte vor verpflichtet sich aber weiter Holz zur Verfügung zu stellen
1805
Verordnungen wegen der Jagd, auch 1814-1816
1812
Förster Gläu wohnt gemeinsam mit dem Pächter im Herrenhaus
1814
Brandenholz ca. 150 Morgen (39,36 ha) Eichen im Wert von 8000 Talern werden im Brandenholz gefällt ( Bericht des Oberförsters von Uslar )
1831
Denunc. den Jäger Teistel und Einlieger Kabel zu Stockelsdorf wegen verübter Wilddieberei in der Bliestorfer Wildbahn
1832
Bericht des Oberförsters v. Uslar zur Grenze zwischen Lübeck und Bliestorf
1854
Beginn der Aufforstung der Bliestorfer Heide/Moor am Brandenholz
1857
Bau des „Alten Forsthauses“ auf dem Veilchenberg ( > Gerenberg)
1910
Bau des “Neuen Forsthauses” durch von Schröder
1925
erster Forstbetriebsplan durch die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer Kiel
1926
Schutzforst bis 1947 davor Gutsforst
1949
starke Windwurfschäden im Bliestorfer Wald (insges. 2.200fm)    
Betriebszwischenprüfung durch Oberforstmeister H. Siebenbaum
1956
Bericht der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft, Reinbek
1956
Wildbestand: 20 Stck. Rotwild, 100 Stck. Rehwild, 30 Stck. Schwarzwild
1971
12.09. Waldbrand
2001
Übernahme der Bliestorfer Forst durch Familie Holm
  


Baron von Schrader und Förster Louis Otte um 1880

Holzvögte, Jäger, Förster

Das Amt des Holzvogten entstand neben dem des Wildschützen und nahm später dessen Funktion in sich auf. Es finden sich daher auch nebeneinander und auf die selbe Person angewendet die Ausdrücke: Schütz, Jäger, Holzvogt.

Schon um 1540 gibt es in Schleswig-Holstein die ersten Holzvögte. Der Holzvogt hatte vornehmlich auf die Hölzungen acht zu geben und darauf zu sehen, dass niemand seinen Zaun weiter aussetzte und von der Freiheit etwas in sein Erbe zöge ( > Verkoppelung). Sicherlich war er auch für die Organisation der Treibjagden zuständig. Über die Besoldung des Bliestorfer Holzvogtes ist leider nichts überliefert, aber man kann wohl davon ausgehen, dass ihm, wie auch in benachbarten Ortschaften, ein Sonderlohn für angezeigte Holzdiebstähle winkte.

1717    Vick, Hans, Holzvogt
1732-1750     Vick, Jürgen, Jäger, Schütze, aus Salitz
1782    Schomaker (a. Schuhmacher), Heinr. Fried. Conrad, Förster, noch 1787
1792    Stuht, Friedrich, Förster, ab 1794 auf dem Schenkenberger Hof
1795    Gläu (Gleu/Gloy), Johann Hinrich, Förster/Holzvogt/Jäger * 1763, † 1833
1805    Reichmann, Ferdinand, Jäger
1848    Rümer, Förster
1845    Brünning, Carl (29 J.) aus Archangel (Rußland), Förster u. Gerichtsvogt
1854-1901    Otte, Ludwig Heinr. Joh. (Louis) *1830, † 1901, Gutsförster
1901-1945    Otte, Julius,  (Louis Sohn) *1867, † 1945, Förster
1945    Wohlert, Ulrich
1946    Willer, Franz, Privat-Revierförster
19??    Könnike, Alfred
1998    Schulte, NN, Forstoberinspektor


Wald und Forstentwicklung

Die Aufzählung der einzelnen Waldungen im Kaufvertrag von 1380 macht deutlich, dass Bliestorf im ausgehenden 14. Jhd. fast rundherum noch von Wald umgeben war.

Flurnamen wie Lüttiken Brand, Brandenholz und Kahlen lassen darauf schließen, dass hier im Mittelalter Köhlerei betrieben wurde. Außer den schon 1380 genannten Hölzungen lassen noch weitere Flurnamen ehemalige Waldgebiete vermuten: Rübhorst, Fuhlenbrook, Buschkoppel, Roden, Radewischen, Millrade, Mühlenbruch, Poggenrade und Rödenkoppel (Flurnamen: Horst = kleines Wäldchen, Busch = Wald, Rade/Rode = Rodung, Brook = Bruchwald, Spröchel/Sprikel = dürres Gesträuch aber auch Flurnamen wie Ruhm = große Lichtung, lassen indirekt auf viel Wald schließen).

Allgemein wurde der Wald als Weide (Waldweide) genutzt. Der Wald war wie die Heide Bestandteil der Allmende. Beliebt war die Nachtweide, die aber das Vieh auch zu leichten Opfern von Wölfen machte. Deshalb wurden z.B. für die Schweine Koben (Flurname Koben), provisorische Stallungen gebaut, in die sie Nachts zum Schutz getrieben wurden.

Schon 1649 empfiehlt die Lübecker Stadtkämmerei die Abschaffung der Ziegen. Diese äußerst genügsamen Tiere waren wegen ihrer leichten Haltung und ihrer Milch als Haustiere sehr beliebt, schädigten aber erheblich den nachwachsenden Wald.  

Erst 1676 erfahren wir wieder näheres über die Bliestorfer Forsten. An Wälder sind noch vorhanden das Brandenholz, das Rohleger Holz, Spröker, Roden und Sachsriede. In der Taxierung aus diesem Jahr wird unterschieden zwischen “Harter” und “Weicher” Hölzung. Mit Harter Hölzung sind ausschließlich der Bestand an Eichen und Buchen gemeint und dieser gehörte dem Grundherrn. Unter Weicher Hölzung verstand man alle übrigen Gehölze einschließlich der Hainbuche. Diese war normalerweise den Untertanen vorbehalten. Daraus gewann man das sogenanntes Buschholz, das zur Zaunherstellung aber auch zur Streu im Stall genutzt wurde. Daher rühren auch solche Namen wie Bauernbusch o.ä.. In solchen Wäldchen sorgten die Bauern dafür, dass kein Hochwald also “Harte Hölzung” entstehen konnte, der sich ja wieder ihrer freien Nutzung entzogen hätte.

Laut Sachsenspiegel waren die Bauern dazu verpflichtet ihr Land zu umzäunen. Diese “toten Zäune” waren aus Busch/Weichholz geflochten, verfielen naturgemäß sehr schnell und hatten deshalb einen emensen Holzbedarf zur Folge. Ihr Vorteil lag darin, dass sie z. B. bei Jagden schnell versetzt oder beseitigt werden konnten.

Die Taxierung von 1676 macht auch deutlich, dass Wald kein Steuergegenstand war, er galt als Teil der Haushaltung, als Reserve des Kulturbodens. Er wurde lediglich nach Ertrag der Schweinemast bewertet. Weich- und Unterholz wurde alle 20 Jahre geschlagen.

Im 16. und zu Beginn des 17. Jhdt. war Wald noch so reichlich vorhanden, dass man ganze Industrien auf diesen Rohstoff ausgerichtet hatte. Allernorts wurden Glashütten errichtet oder man wandelte das Holz direkt vor Ort in Meilern zur Holzkohle um. Davon zeugen noch Namen wie Branden, Kahlen, Fürstedt und Fürböter. Holzkohle fand hierzulande hauptsächlich in der Verhüttung von Kupfererz verwendung, aber wurde natürlich auch von allen übrigen Schmieden benötigt.

Und noch Anfang des 18. Jahrhundert stand Holz noch über den Eigen­bedarf hinaus so reichlich zur Verfügung, das es bei finanziellen Engpässen der Gutsherrschaft als Reserve genutzt wurde. So sorgt sich 1740 Johann Ludwig von der Sode, das sein Holz, wegen der noch schwebenden Territorial­hoheits­frage, am Krummesser Baum durch den Lübecker Rat beschlagnahmt werden könnte. Im Bliestorfer Wald müssen sich zu dieser Zeit noch beachtliche Exemplare von Eichen befunden haben, denn aus den Unterlagen zum Bau der Labenzer Windmühle 1741 geht hervor, dass man im ganzen Amt Steinhorst keinen Baum fand der sich zur Herstellung eines Mehlbalkens eignete. Erst in Bliestorf wurde man fündig. Der Mehlbalken hatte die Maße von 16 Fuß (4,6m) Länge und maß 2 Fuß und 6 Zoll (72cm) im Quadrat. Für solch ein Ungetüm eigneten sich die normalen Frachtwagen natürlich nicht, so dass in Lübeck ein Schwerlastwagen ausgeliehen wurde, der dann noch beim Transport nach Labenz Schaden nahm. 1756 plant von der Sode einen weiteren Verkauf von 1000 Eichen für den Schiffbau an Hamburger Holzhändler. Als davon 500 Eichen ausgeliefert sind schaltet sich die Landesregierung in Ratzeburg ein, belegt von der Sode mit einer Strafe von 100 Rthl., weil die Bäume ohne Genehmigung der Regierung gefällt wurden und untersagt weiteren Holzhieb. Von der Sode klagt gegen diese seiner Meinung nach ungerechtfertigte Beformundung durch Ratzeburg, hatte er doch ein freies Lehngut  mit allen Gerechtigkeiten erworben. 1759 erfolgen weitere Auflagen, so soll er z.B. den Mühlenbrook entlich Forstmäßig regulieren.

Unter den Jagd- und Hoheitssachen in der Bliestorfer Registratur ist 1781 vermerkt:
„Das dem Gute Bliestorf zustehende Recht des Ueberfalls der Eichen“. Hierbei handelt es sich um das schon 1718 bei den Übernahmebedingungen in das Herzogtum Lauenburg bestätigte ausschließliche Recht der bliestorfer Gutsherrschaft über die Aufsicht und Verfügungsgewalt der bliestorfer Forsten. Die Gutsherrschaft konnte die Eichen nach eigenem Dünken fällen und verkaufen, bedurfte also im Gegensatz zu
anderen adligen Gütern im Herzogtum nicht der Zustimmung der Königl. Regierung in Ratzeburg. Diese mußten schon 1620 dem Lauenburger Herzog bestätigten, dass
alle Kommunal- und Privatwaldungen der Staatsaufsicht unterstehen.

Bliestorf gehörte zwar schon seit 1747 wieder zum Herzogtum Lauenburg, doch trat von der Sode, wie auch die übrigen Gutsbesitzer von Rondeshagen und Kastorf erst 1770 nach langwierigen Verhandlungen mit der Königlichen Regierung in Ratzeburg der Ritter- und Landschaft bei. So hatte man sich neben dem vorangegangenen Überfallsrecht noch weitere Privilegien sichern können.

1756/57 Rittmeister von der Sode vorgehabte starke Holzfällung, so ihm nach dem Landesrezess von1702 untersaget worden (LAS Abt. 211 Nr. 76).
1757 wird der Rittmeister von der Sode mit 100 Rthl. Geldbuße bestraft, weil er widerrechtlich 1000 Eichen zum Schiffsbau an die Hamburger Holzhändler Löding, Caven und von der Linde verkauft hat und schon 500 Bäume davon fällen ließ. Diese aus der Sicht der Landesregierung eigenmächtig erfolgten Holzhiebe beschäfftigen die Justiz noch bis 1759 und von der Sode wird neben der Geldbuße zusätzlich noch dazu verpflichtet den Mühlenbrook forstmäßig in Ordnung zu bringen.

1767 erhält von der Sode die Genehmigung der Landesregierung für 1400 Rthl. in den Bliestorfer Hölzungen Eichen zu hauen. Es handelt sich dabei um 250 Eichen, die der Oberförster Beussels anweisen soll. Diese Holzfällung wird allerdings nur deshalb gewährt, weil durch das große Viehsterben auf der Holländerei nur noch ein geringer Viehbestand zu verzeichnen ist und man Geld zum Ankauf von neuen Kühen benötigt. Ausdrücklich wird festgehalten, dass das Geld auch nur zu diesem Zweck verwandt werden darf.
 
1813 scheint es aber mit diesen Sonderrechten vorbei zu sein, denn von Rumohr muß nun bei der Forstverwaltung  in Hanenburg den Holzhieb begründen und um Konsenz bitten.

Obwohl der Bliestorfer Wald 1812 nur noch aus dem Brandenholz und der Sachsriede besteht, zusammen ca. 91 ha, zieht Carl Friedrich von Rumohr noch in Betracht, durch Holzschlag seine Finanzen zu konsolidieren. So schreibt er Rothenhausen den17. November 1812:  “Hätte ich Bliestorf behalten und andre Kapitalien eingezogen, etwas Holz geschlagen und nothdürftig gebaut: so möchte ich wohl noch 6000 Luidor mehr als 1200 Gulden von Schuldenfreien Gütern haben. Da ich aber meinem unklugen Bruder allein getrauet habe bleiben mir nicht viel mehr als 3000 Luidor auf dem Papier als reine Einkünfte.”

1814 ist es dann soweit, Henning von Rumohr, der jetzige Besitzer, bittet den Ober­för­sters von Uslar von der Forstverwaltungs­stelle Hanenburg bei Mölln (1. Forst­in­spek­tion) um Begutachtung. Von Rumohr begründet den Holzhieb damit, dass jene Eichen im Brandenholz auf für Hartholz ungeeignetem Boden stünden. Im selben Jahr erteilt dann von Uslar seinen Konsens zum Holzhieb und taxiert die Eichen auf 8000 Taler.

1832 berichtet der Oberförsters von Uslar zur Grenze zwischen Lübeck und Bliestorf (Johann Julius von Uslar, *1763, königl. Oberförster) an die Königliche und Khurfürstliche Regierung des Herzogtum Lauenburg: “ nahe dem Gute Bliestorf liegt ein Forstdistrikt von ohngefähr 150 Morgen Flächenraum, das Brandenholz genannt, sein Bestand alte Eichen, aber größtenteils geschlossen stehendes Weichholz”.
So erreicht der bliestorfer Waldbestand zwischen 1814 - 1832  seinen absoluten Tiefpunkt. Nur noch 150 Morgen =  52,8 ha Wald sind von dem einst fast die ganze Feldmark überdeckenden Wald übrig geblieben.



links der Straße der "Kannenbruch" um 1900, deutlich erkennbar das der Wald noch nicht ausgewachsen ist


Die Bliestorfer Heide


Bei der Heide handelt es sich um eine vom Menschen verursachte, künstliche Land­schafts­form. Ihre Entste­hung hängt eng mit der Besiedlung des Landes und der darauf folgenden landwirtschaftlichen Nutzung zusammen. Heideflächen trifft man normalerweise auf sandigen Böden an, die nicht, oder nicht mehr zur ackerbaulichen Nutzung geeignet sind.

Über das Alter der Bliestorfer Heide läßt sich nur spekulieren, aber wie oben schon erwähnt, hängt ihre Entstehung eng mit der Siedlungsgeschichte zusammen, so dass sie vielleicht in slavischer Zeit entstanden ist. 1380 wird sie das erste mal genannt, aber da z.B. der Viert noch als Hölzung aufgeführt wird, müssen wir davon ausgehen, dass die Heidefläche von 1380 bis zum Beginn der Verkoppelung (16 Jhd.) noch erheblich angewachsen ist.

Die ausschlaggebende Ursache zur Entstehung und Vergrößerung der Heide ist natürlich die Rodung des Waldes. An Aufforstung dachte man früher noch nicht, und man betrachtete den Wald als nachwachsendes Gut, das überall reichlich vorhanden war. Um den Ackerboden fruchtbar zu halten, war man auf Stalldung- oder Plaggendüngung angewiesen. Diese Plaggen “hob” man in der Heide und im Wald (Plaggenhieb). Mit der ständigen Entfernung der humosen Oberschicht sank der Nährstoffgehalt des Bodens drastisch und nur besonders genügsame Pflanzen wie Heidekraut, Birken und Wacholder waren noch in der Lage auf diesen Flächen zu gedeien. Durch andauernde Beweidung/Verbiß dieser Flächen, konnten sich dann auch keine Bäume mehr entwickeln und es entstand das, was man allgemein unter Heide versteht. Man unterschied zwischen “Hoher” und tieferliegender feuchter “Niederer” Heide. Heideformen die beide in Bliestorf anzutreffen waren (s. z.B. Hoher Viert/Hohen Ferth 1665) Die Heiden boten durch ihre unterschiedlichen Pflanzenfamilien dem Vieh eine abwechslungsreiche Kost und eigneten sich deshalb auch ideal zur Ochsenmast  (s. Haide­koppeln > Verkoppelung).

Bliestorfer Heide bezeichnet einen Teilbereich der sogenannten Großen Heide oder Heysch (1684). Sie grenzte im osten an die Krummesser Heide, im Norden an das Große oder auch Schenkenberger Moor, im süden an den Heideteich und die Hamburg-Lübecker-Landstraße und im westen an das Brandenholz und bildete mit der Grinauer, Schenkenberger, Kronsforder und Krummesser Heide eine zusammen­hängende Fläche.

Die ebenfalls schon im 14 Jhd. im Zusammenhang mit Bliestorf genannte Deefheyde/ Diebsheide konnte noch nicht lokalisiert werden. Vielleicht ist sie mit der Rondes­hagener Heide identisch, die ja auch teilweise zu Bliestorf gehört oder meint den Bereich der heutigen Haidekoppeln zur Grinauer Feldmark hin gelegen.

Als unüberschaubare und kaum erschlossene Fläche weitab von allen Siedlungen, bot die Große Heide natürlich seit Alters her auch einen idealen Unterschlupf für allerlei Diebesgesindel ( > Diebsheide) und wie aus den Akten zu den Grinauer Hexen­prozessen hervorgeht, auch einen idealen Platz für okkulte Handlungen.

Der 1773 erstmals genannte Heidekaten, war der Wohnplatz des Bliestorfer Hirten und lag am Schenkenberger Weg (> Hirten). Aber auch die Krüger hatten ihr auskommen auf der Bliestorfer Heide (1693 Restorf, Jürgen, 1695 Steen, Claus und 1695 Wulf, Jochen). So heisst es 1684: Die Kronsforder dürfen eine Tonne Bier mit sich in die Heysch nehmen, alles darüber hinaus müssen sie beim Bliestorfer Krug kaufen.

Die Aufforstung der Bliestorfer Heide darf man wohl als Folge des Lübeck - Hamburger - Chausseebaues verstehen. Denn als zwischen 1830 bis 1834 der heutige gerade Straßenverlauf von Bliestorf nach Kronsforde entstand, quer durch den alten Kannenbruch und die Feldmark des Krummesser Gutes, war eine erneute Flurbereinigung der Krummesser und Kronsforder Feldmark nötig geworden. So wurde der Kannenbruch östlich der Chaussee abgeholzt und alle westlich gelegenen Feldstücke wieder aufgeforstet, dabei entschloß man sich auch gleich die Krummesser/Kronsforder Heide mit aufzuforsten, da die Schäferei dort schon längst eingegangen war. Dieses Vorbild bewog Baron von Schrader, immerhin ja auch Oberforstmeister, wohl dazu ebenfalls ab 1854 seine Bliestorfer Heide mit dem angrenzenden vom Torfstechen ausgebeuteten Moor, aufzuforsten. Man Begann die Aufforstung vom Brandenholz her, um den Windschutz dieser noch vorhandenen Waldung zu nutzen. Die Schäferei wurde allerdings noch weit bis in 20. Jhdt. weiter betrieben.

1862 hat Bliestorf wieder 158,2 ha Wald vorzuweisen.

Heute ist nur noch ein kleiner Rest Heide an der Grenze nach Schenkenberg erhalten geblieben, der größte Teil wurde wieder aufgeforstet und macht den überwiegenden Teil des heutigen Bliestorfer Forstes aus.


Im Bliestorfer Wald erlegter Rehbock ca. 1860


Jagd

In der Taxierung des Dorfes Bliestorf heißt es 1676 zur Jagd: “Weil auch die Jagden mehr kosten als sie einbringen wird solches nicht gerechnet.

Die Hohe- und die Niedernjagd war ein Privileg des Gutsherrn, und ein Bestandteil der Gutsgerechtigkeiten. 1718 wurde diese auch in den Übernahmebedingungen in das Herzogtum Lauenburg festgelegt und bestätigt. Unter der Hohen Jagd versteht man im allgemeinen die Jagd auf Rot- und Schwarz­wild sowie auf Großvögel, zur Niedernjagd gehören Hasen, Fuchs und Vögel. Das Jagdenprivileg ließ sich der Grundherr selbst bei Verpachtung des Hofes meißt nicht nehmen. So weißt der Rittmeister von der Sode im Pacht­kontrakt von 1765 den Pächter Claus Struck ausdrücklich darauf hin, dass ihm die Hohe- und die Niedernjagd vorbehalten sind.
Die Bliestorfer Gutsherren jagen oft gemeinsam mit den Kastorfer und Rondeshagenern zusammen, um ein größeres Jagdrevier zu haben und verstellen während der Jagd die Grenzen zum benachbarten Lübeck, damit kein Wild entweichen kann.

Noch 1790 werden die Hufner in ihren neuen Hausbriefen zu 2 Jagdtagen verpflichtet, die aber nicht in der Saat- noch Erntezeit fallen dürfen.
 
Mit Änderung der Besitzverhältnisse in Preußen wandelt sich auch die Jagd­gerechtigkeit. So zahlt 1878 nun die Gutherrschaft der Gemeinde 238 Mark für die Jagd auf dem  Bliestorfer Feld. Davon bekommen die Hufner 28 und die Kätner 4 Mark als Vergütung. Da der Baron ab 1881 hauptsächlich in Berlin weilt, ist die Jagd nun zumindest teilweise an den Kastorfer Bauernvogten Grell für 52,5 Mark verpachtet.


Empfehlungsschreiben

Christian von Hammerstein, Gutsherr auf Kastorf an seinen Onkel Detlev Barthold von Schrader auf Culpin

Castorf, 12. Sept. 1805

Theuerster Oncle,
Ueberbringer (Heinrich Rickmann(?))dieses, vormahls Pferdearzt bey der Hannovers. Cavallerie, und der als Pferdearzt bisher für Castorf u. Rondeshagen zur großen Zufriedenheit engagiert gewesen, 2 Jahr zu Castorf gewohnt hat, u. seit kurzem zu Bliestorff etabliert ist – ambirt den Dienst den die zu Bliestorf zur Forstaufsicht und besetzen wollen. Er ist zwar nicht Jäger von Profeßion, aber ein ganz tüchtiger Schütze u. passionierter Jäger, der Forstaufsicht u. Cultur als solcher immer beachtet u.oft mit dabey geholfen hat. Daneben ists ein Mann von festem Character und auf Ambition begründeter Redlichkeit, schreibt u. rechnet auch gut genung, u. weiß sich in allen Vorkommenheiten zu helfen. Dieses beschreibende Zeugnis habe ich ihm auf sein Ansehen nicht versagen wollen, u. ich glaube daß es Sie nicht gereuen wird, wenn Sie ihn engagieren, zumahl er dadurch noch einst zu weitrer Beförderung zu kommen hatt Die Zuschläge wird er mit einer Aufmerksamkeit u. Strenge in Acht nehmen worin ihn  kein Jäger von Profeßion übertreffen wird. und das ist doch wohl zu Bliestorf Hauptsache. –
Naturschutz und Jagd 2001
sind die zwei Partner im Forst Bliestorf, die sich am meisten aktiv um den Schutz und die Förderung von Biotopen und Arten kümmern. Was sie aktiv tun können?
Die Jagd hat sowohl Nutz- wie Schutz­charakter. Der Nutzen besteht vor allem in der Freude an der Gewinnung von besonders gesunden und  natürlichen Lebens­mitteln- dies ist biologischer Anbau in Vollendung! Der Schutz ist vor allem für die Land- und Forstwirtschaft wichtig, in dem Wildschaden an Bäumen und Acker­pflanzen durch Überpopulationen von Wild­tieren verhindert werden. (Beispiel: ein Reh braucht um die 3kg Grünmasse pro Tag. Das ergibt im Jahr über eine Tonne pro Reh.)

Auch aufgrund seines Nutzungsinteresses achtet der Jäger auf das Wohlergehen des Wildes. Extra angelegte Wildäcker sollen in Bliestorf die nahrungsarme Zeit zwischen Oktober und März überbrücken, wenn die Felder kahl sind und Blätter und Gräser abgestorben sind. Auch viele nicht-jagdbare Tiere, wie Vogel- und Insektenarten, haben großen Nutzen an diesen Wildäckern.

Spezieller Biotopschutz findet in Bliestorf ebenfalls statt. Besonders wertvolle Sonderbiotope sind die sechs Teiche sowie eine Heidefläche. Diese Biotope sowie die Prozesse, die diese Biotope bilden werden fortwährend geschützt. Vor kurzem wurde mit Erlösen der jährlichen Umweltbörse (veranstaltet von der Landesjägerschaft und der Landwirtschaftskammer) ein neuer Teich gestaltet. Dieses neue Feuchtbiotop liegt am Nordende der "Langen Wiese". Stehendes Totholz ist ein weiterer wichtiger Lebensraum, der in modernen Wirtschaftswäldern fehlt. In Bliestorf wurden deshalb an die 700 ältere Einzelbäume im Rahmen des "Vertragsnaturschutzes" unter Totalschutz gestellt.




Zucht

Fuchszucht, Fasanerie



  













Förster Louis Otte und seine Frau Wilhelmine geb. Weidemann aus Krummesse


Die Gutsförster Louis und Julius Otte

Ludwig Heinrich Johann Otte , stets „Louis“ Otte genannt , wurde 1830 dem Ehepaar Ludwig Otte und Marie geb. Trappe als erstes Kind geboren, zu der Zeit , als jene auf dem Gut Morsum, Kreis Verden, ansässig waren. Die Eltern zogen bald wieder in ihren Geburts- und Heimatort Ribbesbüttel zurück, einem Kirchdorf im Kreis Gifhorn, wo viele ihrer Vorfahren gelebt haben und damals mehrere Verwandte noch wohnten. Hier verlebte Ludwig im Kreise seiner Geschwister seine Jugend. Mündlicher Überlieferung zufolge, soll er die Realschule in der nahen Kreisstadt Gifhorn besucht haben. Diese Nachricht wird in ihrem Wahrheitsgehalt dadurch untermauert, dass uns zwei größere Kohlezeichnungen erhalten geblieben sind, die mit folgenden handschriftlichen Vermerken am unteren Rand versehen sind: “Gifhorn, den 9. Juni 1846-Louis Otte“ und „Gifhorn, den 20. August 1846 - Louis Otte“. Diese beiden Zeichnungen stellen Jagdmotive dar. Es ist verständlich, dass sich in einem Jungen, der in einem Förster- und Jägerhaus aufwächst, schon früh das Interesse für den Beruf seines Vaters regte. Auch für die Richtigkeit dieser Vermutung liegt uns noch heute ein greifbarer Beweis vor, ein altes Rehgehörn mit der gut lesbaren Beschriftung: “Im Aukenrode im Sommer 1846 geschossen von Louis Otte – erster Rehbock “. Der genannte Vermerk stammt wahrscheinlich auch von dem erst 16 Jahre alten Schützen. Louis Otte wurde nach Beendigung der Schulzeit von seinem Vater zum Jäger und Förster ausgebildet und war wahrscheinlich anschließend bei ihm tätig.

Wohl spätestens ab1854 ist Louis Otte als Förster auf dem Gut Bliestorf tätig. Seine Hauptaufgabe und sein späteres Lebenswerk besteht in der Aufforstung der Bliestorfer Heide. Otte und ein junger ebenfalls unverheirateter Inspektor wohnen zunächst gemeinsam auf dem Hof.

Um seinen Gutsförster künftig standesgemäß unterbringen zu können, läßt Baron von Schrader 1856/57 an der Hamburg-Lübecker Landstraße auf einer Erhöhung, dem „Veilchenberg“, ein schönes, geräumiges Forsthaus bauen (heute Hauptgebäude des Kinderheims). Nach der Fertigstellung zieht Louis Otte, der am 26. April 1857 die noch junge Wilhelmine Weidemann aus Krummesse geheiratet hat, in das für eine große Familie genügend Platz bietende Haus ein.

Als der junge Förster Otte nach Bliestorf kam, herrschte hier in Wald und Flur große Unordnung. Die Wilddieberei blühte und im Wald und auf den großen Heideflächen wimmelte es von Kreuzottern, die häufigsten Giftschlangen unserer lauenburgischen Heimat. Einige Wilddiebe waren so frech und fühlten sich so stark, dass sie ganz nahe beim Forsthause umherschossen, als seien sie die Herren des Reviers. Im Laufe seiner fast 50 jährigen Tätigkeit als Bliestorfer Gutsföster hat Otte, manchmal mit seinen erwachsenen Söhnen, mehrere Wilddiebe gestellt, gefangengenommen und dem Gericht zur Bestrafung übergeben.

In der Regel fuhr Förster Otte einmal im Jahre auf Besuch in seine Heimat, wo drei seiner Schwestern an Bauern verheiratet waren und anfangs auch noch seine Eltern lebten. Abwechselnd nahm er eins seiner Kinder mit auf die Reise. Seine vermutlich letzte Fahrt nach Ribbesbüttel unternahm er Pfingsten 1892 in Begleitung seiner jüngeren Tochter Helene.

Louis Otte war stets um eine gute Berufsausbildung seiner vielen Kinder bemüht. Er hatte einen kleinen Stuhlwagen und zwei Halbponys angeschafft, mit diesem Gespann fuhren die älteren Söhne vom Frühling bis zum Herbst täglich zur Schule nach Lübeck. Diese Knaben besuchten die damalige Bürgerschule am Dom, eine Realschule bis zur mittleren Reife. Im Winter wohnten die betreffenden Söhne in Lübeck in Pension. Für die Schulaus­bildung seiner Töchter hielt Otte eine Erzieherin, die auch bei der Familie im Hause wohnte.

Als Bliestorfer Förster war er gleichzeitig auch Gerichtsvogt und vertrat die Gutsobrigkeit zu Bliestorf. Im Forsthaus war eine Postnebenstelle eingerichtet. Die Kinder mussten hier eingehende Telegramme zu den betreffenden Leuten bringen. Ausser den schon genannten beiden Pferden wurde im Stall eine Kuh gehalten. Die Tiere wurden mit den in eigner Landwirtschaft erzeugten Produkten gefüttert. Auch fehlte im Forstgarten ein Stand mit Bienenkörben nicht, der im Sommer geschützt an einer hohen Hecke stand. In der großen Familie im Bliestorfer Forsthaus herrschte Frohsinn. Wenn wandernde Musiker (4-5 an der Zahl) von Dorf zu Dorf zogen und diese im Bliestorfer Forsthaus einkehrten waren sie sehr willkommen. In der dem Hausflur vorgelagerten Veranda machte man Platz und bei fröhlicher Musik tanzten die anwesenden Familienmitglieder und nicht selten dort weilender Besuch zugleich auf dem angrenzenden, geräumigen Hausflur.

In der Familie wurde allgemein Hochdeutsch gesprochen. Doch im Ungang mit den Nachbarn, den Leuten aus dem Dorf und den Forstarbeitern bediente sich Förster Louis Otte auch der Niederdeutschen Sprache. Da er jedoch ein Plattdeutsch sprach, wie er es aus seinem Heimatdorf Ribbesbüttel kannte, ein hannoveraner Dialekt, hörte sich seine Aussprache für Lauenburger Plattdeutsche drollig und etwas eigenartig an. Louis Otte war von hause aus „Welfe“ und soll es auch seiner Gesinnung nach sein ganzes Leben lang geblieben sein. „Welfen“ waren diejenigen Hannoveraner , die das 1866 abgesetzte Königshaus der Welfen wieder auf den Thron bringen wollten. Da nach dem auch für die mit Österreich verbündeten Hannoveraner 1866 in der Schlacht von Langensalza der Krieg verloren war und der damalige blinde König Georg von Hannover von den Preußen zur Abdankung gezwungen wurde, wurde das Gebiet des früheren Königreichs Hannover eine preußische Provinz. So waren die königstreuen Welfen auf die Preußen nicht gut zu sprechen. Da Louis Otte aber in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein lebte und sein Herr, Baron Carl Freiherr von Schrader sogar Zeremonienm­eister bei der Königin von Preußen am Hof in Berlin war und ihm treu war, blieb seine welfische Gesinnung seine private Meinung. 1901 stirbt Louis im Alter von 70 Jahren. Sein Sohn Julius übernimmt nun vollständig die Hege und Pflege der Bliestorfer Forst.

Das neue Forsthaus im Bliestorfer Wald

Julius Otte (Bliestorf *27.02.1867) war zweimal verheiratet. Seine erste Frau Henny geb. Müller (*1870) starb schon 1914. Die zweite Ehe, die wohl keine besonders glückliche war, ging er danach mit Emmy Siebert (*1884, † Lübeck 1961) ein.

Oft hatte er Streit mit seiner Frau. So verließ er eines Tages das Haus mit den Worten: “Ick häng mi up”. Seine Frau konterte: “Julius, schall ick di nich ok nen Strick mitgäben?, “Nee, bruks nich, ick näm de Hundelin.” So wurde “die Hundeleine nehmen” in Bliestorf zum geflügelten Wort, wenn man seinen Selbstmord androhte. Julius Otte war überzeugter Nazi und es gab für Ihn keine schlimmere Vorstellung als Deutschland besiegt zu sehen. So stirbt er am 05.05.1945 aus Verzweiflung, kurz bevor die englischen Besatzer in Bliestorf eintreffen, so sagt man sich in Bliestorf.

und hier gehts heute zum Wald: www.forstbliestorf.de