Die Ziegelei
Die Gutsherrschaftliche Ziegelei Bliestorf wurde von Henning Heinrich von Rumohr (1778-1837) um 1818 begründet. Sein Vater gleichen Namens (1722-1804) besaß die Schenkenberger Thörenberg Ziegelei, die aber durch Erbteilung der Güter an seinen Bruder Carl Friedrich von Rumohr fiel. Urkundlich erwähnt wird die Bliestorfer Ziegelei erstmals 1821. Die Ziegelei wurde wie andernorts auch im Pachtbetrieb geführt, so dass man die Ziegelmeister wie Johann Christoph Puls (1821) gleichzeitig auch als Pächter der Ziegelei ansehen muß. Wahrscheinlich hat der Ziegelmeister Puls die Ziegelei sogar mit aufgebaut. Die Ziegler wohnten im benachbarten Steindammkaten (s. Karte unten).
Die reichen Torfvorkommen in der Großen Heide/Moor, sowie der an vielen Stellen abgelagerte Lehm/Ton bildeten die Basis der Ziegelei. Mit dem Torf wurden die Öfen der Ziegelei beheizt, und auch sonst war Torf zur damaligen Zeit neben Knickholz der allgemein übliche Brennstoff.
Ziegeleien waren im Lübecker Umland immer schon eine lohnende Einnahmequelle. Begünstigt durch die reichen Vorkommen an Ton und Torf waren Ziegel in Ermangelung von Naturstein, die einzige Alternative Gebäude halbwegs feuerfest zu bauen. Schon die Familie von Tode auf Rondeshagen besaß Anfang des 17. Jhd. eine Ziegelei direkt an der Stecknitz nahe der Mündung des Kastorfer Mühlenbaches. Aber auch andere Güter wie z.B. Kastorf, Niendorf/Reeke (Legeaner Ziegelei 1798) unterhielten Ziegeleien im Nebenbetrieb.
In Bliestorf wurden hauptsächlich Mauersteine, Dachpfannen und Drainagerohre aus rotbrennendem Ton produziert, die in den Nachbardörfen bis Sandesneben und Klempau abgesetzt wurden, wie es aus den noch erhaltenen Ziegeleirechnungen von 1859 - 1862 hervorgeht.
Die Bliestorfer Ziegelei an der Hamburg-Lübecker-Landstraße 1863
Zwischen 1863 und 1881 scheint die Ziegelei noch vergrößert worden zu sein, denn auf den gezeigten Kartenausschnitten erkennt man deutlich, dass das Anwesen um eine weitere Trockenscheune oder Lagerschuppen für Brennstoffe erweitert wurde. Ein Inventarium von 1899 gibt uns auch einen kleinen Überblick über die vorhandenen Gerätschaften und macht deutlich, dass die Steine offensichtlich noch in Handarbeit hergestellt wurden: 12.000 Steinbretter, 1 Röhrenmaschine, 5 Schiebkarren, 2 Lehmkarren, 2 Sielen und 2 Wagen, alles in allem mit einem Gesamtwert von 106 Mark.
1880 werden die Kastorfer Gutsarbeiterhäuser unter dem damnaligen Gutsbesitzer Gustav Vorwerk aus Bliestorfer Zigelsteinen gebaut.
Wann und weshalb der Betrieb der Ziegelei um 1900 wieder eingestellt wurde, ließ sich bisher nicht genau ermitteln. Wahrscheinlich war das Torfvorkommen in der Bliestorfer Heide erschöpft, so dass kein günstiger Brennstoff mehr zur Verfügung stand. Vielleicht war die Anlage aber auch einfach zu veraltet und durch die Konkurenz der neuen benachbarten Groß Weedener Großziegelei (ab 1897) unrentabel geworden.
Um die Jahrhundertwende bis zum Bau der neuen Gutsarbeiterhäuser durch von Schröder 1910, wurden die Gebäude der Ziegelei dann als Unterkünfte für die Gutsarbeiter und als Wirtschaftsgebäude genutzt, danach wurden sie abgerissen. Heute verweist nur noch der Flurname Ziegelkoppel hinter dem Neuen Hof auf die ehemalige Ziegelei.
Noch ca. 1945 ist der Brunnen der Ziegelei vorhanden. Bauer Schäkel aus Kastorf stößt einige Jahre später noch vereinzelt beim Pflügen auf die Fundamente der Ziegeleigebäude.
Die Bliestorfer Ziegelei (Zgl.) 1881, rechts der Steindammkaten und links Kastorfer Mühle/Zoll
Die Ziegelei auf einem Katasterauszug von 1891
chronologische Kurzübersicht
1821 | Puls, Johann Christoph (*Siltz 1775, † Neuvorwerk/RZ 1867) Ziegelmeister Bliestorf, läßt zwischen 1821-1827 4 Kinder in Krummesse taufen, danach in Neuvorwerk/Ratzeburg |
1827 | Beschwerde über Abwasserprobleme auf den Grundstücken an der Bliestorfer Ziegelei |
1828 | Böttcher, Joh. Joch., Ziegelmeister Bliestorf |
1828 | Beschwerde des Herrn von Rumohr auf Bliestorf über die Brücke in der Landstraße bei der Bliestorfer Ziegelei |
1829 | Denunciation wider den Mühlenpächter Möller zu Kastorf wegen entwendeter Bretter von der Ziegelei Scheune zu Bliestorf |
1829 | Goldenrath, Zieglergeselle |
1831 | Kähler, Johann Christian Ziegelmeister auf der Bliestorfer Ziegelei, wohnt im Steindammkaten, ab 1831 in Grinau, Sohn des Hans Joachim Kähler, Möllner Stadtziegelei |
1840 | Puls, Johann Friedrich, * (1784), † Kastorf 1855, Ziegelmeister zu Bliestorf, noch 1845 |
1859 | Einnahmen aus der Ziegelei, div Listen wer, wann, wieviel Rohre o. Steine gekauft hat |
1861 | Kater (ist ein Ausländer und arbeitet hier im Sommer) |
1863 | Karte Feldmark Bliestorf genaue Lage und Grundriß aller Gebäude |
1881 | Ziegelei zwischen 1863 u. 1881 um eine weitere Halle erweitert |
1885 | Ziegelmeister Klehn, H. |
1895 | Ziegeleiarbeiter und Weber Hermann Lubmann, kauft Altenteiler Katen |
1897 | Gründung der Gr. Wedener Ziegelei von Herrn E. von Krogh, wird 1908 zur Großziegelei ausgebaut |
1899 | Instandhaltung der Brücke im Verlauf der Landstr. Nr. 3 Lübeck - Schönberg bei der Bliestorfer Försterei und Ziegelei |
1908 | Die ehemaligen Ziegeleigebäude werden als Arbeiterwohnungen und zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt |
1910 | Übernahme des Gutes durch von Schröder, dieser läßt neue Arbeiterwohnungen und Wirtschaftsgebäude bauen, Abriss der Ziegelei und wieder Nutzung des Geländes als landwirtschaftliche Anbaufläche |