Bliestorfs erste urkundliche Nennung
Der Knappe Marqurd von Crummesse verkauft dem Segebodo Crispin, Rathmann in Lübeck, das halbe Dorf Bliestorf, das halbe Dorf Kronsforde und das halbe Dorf Grinau nebst mehreren Hölzungen und Torfmooren für 2000 ML. 02.03.1380
Al den ghenen, de desse ieghenwordighen schrift seen edder horen lesen, bekenne ik Marquard van Crummesse, knape, openbare to betüghende, dat ik mit gantzen willen vnde volbord miner rechten erven vnde alder ghenen volbord, der ere volbord dartho to esschende was, hebbe verkoft rechtliken vnde redeliken deme erbaren manne, heren Segheboden Crispine, radmanne to Lübecke, vnde sinen rechten eruen, also wol mannen alse vrouwen vnde also wol vrouwen alse mannen, vor twe dusent mark lübscher penninge, de my gantzliken vnde altomale betalet sint, in mine nüt vnde behof ghekeret vnde ghekomen sint, dat halve dorp, dat gheheten in Blystorpe, dat halve dorp, dat ghenomet is de Cronesvord, vnde dat halve dorp, dat ghenomet is vnde gheheten de Grynowe, mit den hegheholten, de ghenomet gheheten sint aldus: tho deme ersten male myn del des Kannenbrokes, also alse es mine olderen vnde ik iü vriest beseten hebben vnde ghebruket vnde alse id in sinen scheden beleghen is, vnde minen del des Virdes, den lüttiken Brant, dat Rughelegher, den Muyst, dat grote Ellerbrok vnde dat lüttike Ellerbrok, mit al den anderen holten, de mine olderen vore vnde ik na iv vriest hebben ghehat vnde beseten, alles holtes to brukende, also alse id de wint weyet, an ewighen tyden to besittende, heren Segheboden Crispine vnde sinen erven to hebbende vnde to besittende eweliken vnde iummermer, mit houen, ackere ghebuwet vnde vnghebuwet, wissche, weyde, broke, heyde, vnde dat grote halve mor by Schenkenberghe vnde mit al den anderen moren, de minen olderen vnde my ghehoret hebbet, mit torve, holte, loden, busch, struk, visscherie, see, damme, water vnde waterlop vnde erer stouwinge, hude, weghe vnde afweghe, also alse er mine olderen vnde ik iü vriest ghebruket hebbet, vtghenge vnde wederghende vnde mit der schedinghe der veltmarke, also de halven dorpe dre vnde holte mit deme more gheleghen sint, mit alme rechte vnde richte to richtende, alse mine olderen vnde ik vore des rechtes vnde richtes ghebruket vnde beseten hebben, vnde mit allen anderen richten, de dar enbinnen sint, mit alme eghendome, denste vnde herschap, alse se minen olderen vnde my wente in desse tyd ghehoret hebben, mit vrucht, mit aller nüt, mit aller bequemicheyt vnde ghemake vnde slichtes mit alle deme, dat dartho behoret eder noch tobehoren mach tho den vorbenomeden dren halven dorpen, holten, vnde al eren tobehoringen, mit der aller vollenkomenesten vreyheyt vnde eghendome, alse des mine olderen vore vnde ik na iv vryest hebben ghehat vnde beseten.
Vortemer vorsake ik Marquard van Crumesse vorbenomet alles rechtes vnde alles anvalles vnde aller ansprake, de my vnde minen eruen na desseme daghe eweliken vnde iummermer moghet toborende edder anvallende wesen van den vorbenomeden dren halven dorpen vnde holten mit al eren tobehoringhen. Vortmer loue ik Marquard van Crumesse vorghenomet vor my vnde mine erfnamen, hern Segheboden Crispine vnde sinen eruen in deme vorbenomeden güde vnde alle siner tobehorighe nummermer kif eder thwidracht in tokomender tyd, gans eder in eneme dele, openbar eder hemeliken, by my eder vormiddels andere lude, nene wiis intobringende eder tho done, ok eneme andren nen volbord to ghevende, de hern Segheboden eder sinen navolgeren an den dren halven dorpen vorbenomet vnde holten vnde erer tobehoringe kif, twidracht vnde schaden don wolde vnde en anbringen. Were ok dat se iemand, de vor recht komen wolde, beweren eder hinderen eder en ansprake van vns vnde vnser erven weghene an den dren halven dorpen, holte vnde erer thobehoringe don wolde, dar schal ik vnde mine erven ene vnde sine erven van vntledighen vnde untweren vnder vnsen eghenen kosten vnde teringen, vnde queme he des an ienighen schaden, des schal ik ene gans vnde altomale benemen. Ik love ok in desseme ieghenwordighen breve vor my vnde mine erven, dat ik vppe dit vorgheschrevene güth, alse vor gheschreven steyt, nummermer saken ne wil eder ienigherleye dink daran vorderen wil eder ansprake daran don wil vor richte eder buten richte, mit rechte edermit der dat, eder ok nene hulperede nemen wil, also dat my dit gelt nicht betalet ne sy, nicht gheantwordet ne sy, nicht ghetellet ne sy, eder dat ik in desseme kope bedroghen sy boven de helfte des rechten werdes, eder ienigherleye andere hülpe des rechtes, gheystlikes eder wertlikes, dar desse handelige vnde breve mochten mede ghebroken eder ghehindert werden, ok also dat her Seghebode Crispin vnde sine erven vorbenomet desse vorgheschrevenen dre halven dorpe vnde holte mit al eren tobehoringhen gantz eder in eme dele moghen verkopen eder vorsetten eder vorggheven vnde in allerleye wiis van der hand bringen an geystlike personen eder wertlike, to gheystliker achte eder to wertliker to bringende, vnde en mede to done in allerleye wiis, alse id en nütte is vnde evene kümt, wor, wo vnde wanne se to rade werden. Vppe dat dat alle desse vorgheschrevenen stuke stede vnde vast vnde vntobroken gheholden werden, so loven mit mi mit ener sameden hant vnde in guden truwen de duchtighen man her Eggehart van Crumesse, riddere, Henneke van Crumesse, Detlef van Crumesse, Vicke van Crumesse vnd Hinrik van Crumesse beseten to Klempouwe, Beteman Tzabel, Detlef Gronouwe vnde Bertholt van Ritzerouwe, knapen, deme vorbenomeden hern Segheboden Crispine vnde sinen rechten erven in aller wiis, alse vorghescreven is. Vnde wy her Eggehart van Crumesse, riddere, Henneke, Detlef, Vicke vnde Hinrik van Crumesse gheheten, Beteman Tzabel, Detlef Gronouwe vnde Bertholt van Ritzerouwe bekennen vnde betüghen openbare, dat wy deme sulven heren Segheboden Crispine vnde sinen rechten erven mit deme vorghescrevenen Marquarde van Crumesse, vnseme hovetmanne, mit ener sameden hant vnde in guten truwen vor alle desse vorghescrevenen stücke vastliken vnde sunder arghelist to holdende ghelovet hebben vnde loven mit desseme ieghenwardighen breve, de mit sineme vnde vnsen ingheseghelen van vnser rechten witzschap hiran ghehenget besegelt vnde bevest is, de ghegheven is to Lubecke, na Godes bort dusent iar drehundert iar in deme achtighesten iare, des vridaghes vor Miduasten.
Die Zeit der Crispins, Darsows, Karbows u.a.
Zwischen 1380 und 1510 gestalten sich die Besitzverhältnisse Bliestorfs recht unübersichtlich. Ankäufe durch Lübecker Patrizier Familien wie die der Crispins und Darsows als Kapitalanlage einseits und die daraus resultierenden Erblichen Teilungen, sowie Stiftungen lassen nicht nur Bliestorf zu einen Flickenteppich werden. Noch bestehendes bestes Beispiel solcher Zerspitterung ist heute Krummesse. Nachfolgend die einzelnen Besitzer mit einigen Lebensdaten und Besitzverhältnissen soweit bekannt:
Segebodo Crispin III.
1349-1388 Ratsmitglied. 1366 gehörte er zu den Vertretern der Stadt in Sachen des Rektors der Kirche Rellingen. 1363 bei den Ausgleichsverhandlungen beteiligt, die in Lübeck unter Vorsitz des Herzogs Albrecht von Mecklenburg über die Hoheitsstreitigkeiten zwischen den Grafen Adolf von Holstein und der Stadt Hamburg geführt wurden. – In Neubrandenburg verhandelte er mit Herzog Albrecht von Mecklenburg wegen Teilname am Kriege gegen König Waldemar. 1375 Gesandter der Stadt bei den Vergleichsverhandlungen zwischen Herzog Albrecht von Sachsen und den Herzögen von Braunschweig. Auf allen Hansetagen von 1363 bis 1381 hat er Lübeck vertreten. Seit 1370 Vorsteher des Johannis-Klosters. Eine Kapelle in der Katharinenkirche gehörte ihm und seinem Bruder Johann gemeinschaftlich.
1357 war er Besitzer eines Hofes in Grönau. Von Marquard von Crummesse kaufte er 1379 für 1000 ML das halbe Dorf Krummesse, einschließlich der Mühle, das halbe Dorf Niemark und den See bei Beidendorf, 1380 für 600 ML das Dorf Wulmenau und für 2000 ML das halbe Dorf Bliestorf, das halbe Dorf Kronsforde und das halbe Gut Grönau mit Hölzungen und Torfmooren. Im selben Jahr erwarb er für 80 bzw. 85 ML von Vico und Detlef von Crummesse deren Anteil an den Wäldern und Mooren bei Krummesse. Er war ein Sohn des lübecker Bürgers Segebodo Crispin und ein Enkel der Ratsherren Segebodo Crispin und Hermann Morneweg. Verheiratet war er mit Elisabeth, Tochter des Ratsherrn Gottschalk Warendorp. Er starb 1388 an der Pest.
Kinder: Johann (s.u.), Telse ∞ Gotthard von Atten, Geseke ∞ 10.8.1388 Jacob Holk, Ratsherr 1379, Gottschalk 1374, Segebode 1367
Segebodo Crispin (*?, † 1388) und seine Frau Elisabeth geb. Morneweg, Bild ursprünglich in der Katharinen Kirche , Lübeck um 1440 im Auftrag seines Sohnes Johann (s.u.) gemalt.
Johann Crispin (*?, † 1442) und seine Gemahlin Adelheid geb. Kerkring
Johann Crispin
1396-1442 Ratsmitglied, Sohn des obigen, begraben 1442 in der Katharinen Kirche, Lübeck. 1400 und 1401 kommandiert er als Admiral die zur Vernichtung der Vitalienbrüder (Hans Störtebeker u. Cons.) entsandte Flotte. 1408 verließ er die Stadt und schloß sich der Klage gegen den Neuen Rat an. Seine in Lübeck zurückgelassenen Güter, darunter ein Haus und neun Buden , wurden ihm konfisziert. 1416 wurde er wieder restituiert. Im Frühling und im Sommer 1416 bei König Erich in Kopenhagen. Auch 1417 war er wiederum dort hingesandt, um die Bestätigung der hansischen Priwilegien zu erwirken. Von seinem Vater dem Ratsherrn Segebodo Crispin (s.o.) hatte er die Güter Gr. Steinrade, Bliestorf und Wulmenau, halb Krummesse und halb Kronsforde geerbt. Johann Crispin lebt zeitweilig auf seinem Gut Wulmenau.
Über den Besitz der beiden letztgenannten Güter geriet er mit Herzog Erich III. von Sachsen-Lauenburg in Streit. (s. Kobbe S. 125 ff; UBStL Nd. 6, Nr. 38).
Hermann Scharfenberg, des Herzogs Lehnsmann, hatte dem Ratsherrn Johann Crispin zu Wulmenau, während er außerhalb Lübecks sich aufhielt, an Kühen, Schweinen und anderen Sachen, gegen 200 Mark Lübsch an Werth weggenommen.
Hermann Scharfenberg, des Herzog Erich V. Lehnsmann hatte dem Ratsherrn Johann Crispin zu Wulvenau, während er sich außerhalb Lübecks aufhielt, an Kühen, Schweinen und anderen Sachen, gegen 200 Mark Wert weggenommen. Herzog Erich V. Beschwerde bezog sich außer der Möllnischen Sache, größtentheils auf die Angelegenheit wegen des Ratsherrn Crispin. Die Ritter von Crummesse hatten sich seit dem Ende des 14 Jhdt. genötigt gesehen, ihre im Gebiet der Bergedorfschen Linie liegenden Güter größtenteils zu veräußern. Zu diesen Verkäufen erteilte Erich III. (Mölln-Bergedorfer-Linie) seine Genehmigung. Es sollten aber die Bauern zu der allgemeinen Landwehr und dem Landding zu Mölln gehalten seyn. Zwei Höfe zu Krummesse und die Wassermühle, die Hälfte des Dorfes Kronsforde und Grinau wurden 1382 von den Gebrüdern Eghard Ritter und Henneke Knappen von Crummesse mit allen Hölzungen und Zubehör an den Ratsherrn Gerd Darsow und dessen Bruder zu Lübeck verkauft. Erich der IV. hatte 1409 den Darsowen diesen Kauf bestätigt, ihnen Roßdienst und alle Lasten erlassen und dafür ihren für 300 Mark erkauften Besitz im Dorfe und Gute Stubben erlangt. Dagegen war von den nachfolgern Erich III. der Verkauf an Segebode Crispin und dessen Erben nicht anerkannt worden. Erich V. hatte nunmehr diese Güter als verfallen angesehen, indem die von Crummesse sie zu Lehn empfangen, durch die Veräußerung aber sich des Ritterdienstes entzogen hätten; Johann Crispin könne nicht behaupten, daß er die Güter Krummesse und Nienmark in rechter Gewehr habe; mindestens liege im ob, darzuthun, daß er denen von Crummesse Gelder darauf vorgeschossen habe, und sodann auch, deaß er ein Lübecker Patrizier einen solchen Ritteradel habe und solchen Dienst thun könne, wie sich gebühre und wie die Crummesse ihn geleistet hätten. Johann Crispin wurde auf die Brücke zu Ratzeburg zu Gericht geladen und als er dreimal dieser Einladung nicht nachkam wurde er sachfällig erklärt und die streitigen Güter dem Herzog zugesprochen. 1418 eskalierten die Streitigkeiten soweit, das Johann Crispin samt des Lübecker Rates sogar vom kaiserlichen Gerichtshof in die Acht erklärt wurden die erst ein Jahr später wieder aufgehoben wurde. Man einigte sich schließlich 1419 und Johann Crispin erhielt seinen Lehn- und Bestätigungsbrief.
Vom Hofgericht ward er im November 1418 in die Acht erklärt, die erst wieder aufgehoben wurde, nachdem er vom Herzog gegen Zahlung von 300 ML die Anerkennung seiner Rechte auf die Güter erlangt hatte.
Verheiratet war er mit Adelheid, Tochter Berthold Kerkings. Mitglied der Zirkelgesellschaft. Er bewohnte das väterliche Haus Breite Straße 46. Sein Bild befindet sich in der Katharinenkirche bei seiner Grabstätte. Er starb 1442 in Lübeck.
Kinder: Segebodo (ff) ,Berthold, Elisabeth 1.∞ Johann Bruskow, 2. ∞ Berthold Wittig (Bgmst.), Johann
Segebodo Crispin
Seit 1439 Mitglied der Zirkelgesellschaft. † 01.07.1455, Sohn des Johann, macht schon 1431 sein Testament.
1. ∞ Gertrud von Allen, nachgelassene Ehefrau des Bertram von Lüneburg, To. des Tidemann von Allen
2. ∞ Margaretha Eckhof, V: Christian Eckhof
Kinder: Segebodo (ff), Johann, Dietrich, Elisabeth, Anna
Segebodo Crispin
† nach 1467 Sohn des Segebodo ∞ ?, 1467 Verkauf an Berthold Wittig
verpfändet seine Landgüter an Claus Carbow, dieser
∞ 1457 Adelheid (?) geb. Eckhof
Johann Warendorf
1424 ist Bliestorf im Besitz von Johann Warendorf (s. UBStL Bd. 6, Nr. 628, S. 612)
Claus Karbow
Claus Karbow (Clawes Karbouwe), Sohn des Claus Karbow, der 1424 aus Stralsund kam und der Taleke Morkerken, des Albrecht Morkerken Tochter. Claus verheiratete sich 1457 mit Margaretha Eckhof, des Ratsherrn Carsten Eckhof Tochter und Segebodo Crispin nachgelassener Wittwe.
1457 werden ihm durch die Vormünder Segebodo Crispins jährliche Renten aus den Dörfern Bliestorf und Grinau sowie den halben Dörfern Kronsforde und Wulmenau bestätigt. Seine Tochter, Anna war verheiratet mit dem Ratsherren Bernhard Darsow, dieser gelangt durch die Ehe mit Anna an das ganze Dorf Bliestorf, woraus man wohl schließen muß, das Segebodo Crispin, um den Rentenansprüchen Claus Karbows gerecht zu werden, ihm das restliche halbe Dorf später überlassen hat. Die andere Hälfte gehörte den Darsows ja schon seit 1397.
Offen jedoch bleibt, wie die bliestorfer Anteile der Familie Bruskow an Carbow oder Darsow gelangt sind.
Johannes Bruskow I
Am 8. Jannuar 1400 errichtet der Bischof von Lübeck die von dem Lübecker Bürger Johannes Bruskow mit Einkünften aus dem Kloster Rehna und aus Bliestorf im Kirchspiel Krummesse gestiftete Vikarie in der Marienkirche (Nr.40). 1)
Johannes Bruskow, Lübecker Bürger, führte das Wappen L.B.S. 5,39. † 1425, verheiratet mit Wobbeke 1380, er war ein Sohn des Lüdeke († 1358).
Kinder: 1. Hermann † 1389, 2. Wobbeke, 3. Geseke, 4. Christina, 5. Telseke, 6. Johann
Johannes Bruskow II
Johannes Bruskow, Ratsherr 1439. Im Jahre 1440 befehligte er auf der Flotte, die den Sund gegen die Holländer sperren sollte. 1443 in Rostock bei den Ausgleichsverhandlungen zwischen Herzog Heinrich von Mecklenburg und der Stadt Rostock. – Sohn des lüb. Bürgers gleichen Namens. Verheiratet in erster Ehe mit einer Tochter (Margarethe) des Bergenfahrers Bruno Sprenger, in zweiter Ehe mit einer Tochter (Elisabeth(?), † 1447) Segebodo Crispins. Er bewohnte das Haus Johannisstraße 23, Mitglied der Zirkelgesellschaft. Das Wappen, das schon sein Vater führte, L. B.S. 5, 39, † 1449.
Wappen der Familie Darsow
Hermann Darsow
Hermann Darsow (Dartzow, Darzow). * ca. 1345, 1387 wurde er zum Ratmann gewählt. 1394 in Rostock, 1397 mit Hinrich Westhof in Lüneburg. Auch 1401 in Lüneburg. Ein Sohn des lübecker Bürgers Gerhard Darsow
(† 1397). Er heiratete 1370 Adelheid, Wittwe des Arnold von Lübeck, Tochter des Johann Spiker, und 1397 in zweiter Ehe Mechtildis (Mette), Tochter des Nicolaus Molenstrate. 1375 wohnte er Königstraße 57, seit 1392 Königstraße 91. Er war Mitglied der Zirkelkompanie und ein Bruder des 1386 verstorbenen Ratsmannes Gerhard Darsow. Beide gehörten zu den Stiftern der Lübecker Zirkelgesellschaft. Er starb am 08.03.1404.
Kinder: Bernhard und Almoth
Sein Bildnis befand sich im Steinrader Herrenhaus (Abriss 1778) im ersten Fach: Neun Personen stehend in Ritterrüstung vor einem Altar, fünf zur rechten und vier zur linken, auf den Schilden waren die Wappen der Geschlechter abgebildet. Die Unterschrift hieß:
Societatis S. Trinitatis de Circulo novem optimi institutores, Marquardus a Damen, Eques et Consul Lubecensis, Gerhardus et Herrmannus Darsouii, Senatores, Jacobus Holck, Senator et Dominorum Praefectus Classis maritimae Lubecensium, Henricus, Senator, et Johannes ex familia Meteleorum, Hermannus a Moren, Baldewynus Spigheler, et Arnoldus a Brugge. Anno Christiano 1379. D. S.
imperante Caesare Wenceslao.
Hermann Darsow kaufte am 2. April 1382 gemeinsam mit seinem Bruder Gerhard († 1386, ∞ 1374 Herdrade, Tochter des Johann Morneweg) von den Brüdern Eccard und Henneke von Crummesse für 800 Mark die halben Dörfer Krummesse und Niemark und einen Teil des Behlendorfer Sees und am selben Tag zwei Höfe für 2400 Mark in Krummesse, die Hälfte der Dörfer Kronsforde und Grinau und die dazu gehörigen Gehölze unter Vorbehalt des Rückkaufs.
Desgleichen kauft er und sein Bruder am 20. März 1384 von den Brüdern Hinrich, Henneke und Otto von Crummesse in Klempau deren Anteil am Kannenbrook, am Ellerbrook, an dem Virte, am Molenbrook an dem Moore und an der Großen Heide, den Fischteich der hinter dem Kannenbrook liegt und deren Anteil am See zu Beidendorf für 150 Mark.
Am 2. Juli 1397 (Processiet Martiniani dage des hl. martelere). Herzog Erich d. Ältere (III. 1370-1401, letzter Herzog der Bergedorf-Möllner Line) von Sachsen-Lauenburg bekundet, daß Herr Hermann Darzow, Ratsherr zu Lübeck, die ihm von den Crummesse verkauften Besitzungen in Krummesse, Kronsforde, Grinau, Bliestorf usw. zu ewigen Zeiten haben und brauchen soll.
Er erwarb 1402 mit seinem Bruder Johann für 300 Mark das Dorf Stubben.
Bernhard Darsow
* ca. 1400, 1460 Ratsherr. Sohn des o.g. Ratsherrn Hermann Darsow aus dessen zweiter Ehe. Ihm gehörte das Dorf Sierksrade, ferner der von seinem Vater geerbte Anteil an Crummesse und Kronsforde; endlich als Erbteil von seiner Frau der früher der Familie Crispin gehörende Anteil an Crummesse sowie der Dörfer Bliestorf und Rondeshagen. Mitglied der Zirkelgesellschaft seit 1429. 1458 kauft er die Mühlen Anker und Göldenitz. 1470 kauft er das Dorf Kühsen als ein Lehen des Klosters Loccum.
Wohnung: Königstraße 18. Sein Wappen L.B.S. 7, 46. Er stirbt hochbetagt am 9. April 1479. Verheiratet ist er mit Anna Carbow, Tochter des Claus Carbow (s.o.)
Kinder:
1. Metteke, 1480 ∞ Hermann von Wickede
2. Anna, ∞ Johann Hertze, Bgmst.
1464 Klempau durch die Pest wüst.
Hartigh van Hogevelt
Almoth Darsow, Tochter der Hermann Darsow verehelicht seit 1514 mit Hartigh van Hogevelt († vor 1550, Sohn des Ratmanns Brandt van Hogevelt) scheint ebenfalls Rechte an Blietorf geerbt zu haben, denn 1543 läßt Hartigh van Hogevelt eine Vikarie in der Marienkirche einrichten, die aus seinen 9 Mark jährlicher Rente aus dem halben Dorfe Bliestorf bestehen soll.
Hermann von Wickede
* 1446, 1479 Ratsherr, 1489 Bürgermeister. 1488 vermittelt er den Streit zwischen dem Rat zu Rostock und zwei seiner Mitglieder. 1489 Verhandlung mit ungehorsamen Wismarschen Schiffern. 1490 in Gottorp bei König Johan von Dänemark. Vermittlung zwischen dem Alten und dem Neuen Rat in Rostock. Im Mai 1491 ist er an der Spitze der Hansischen Gesandtschaft, die in Antwerpen mit Gesandten des Königs von England verhandeln. 1492 beteiligt er sich beim Anschluß des wendischen Münzrezesses. Auf den Hansetage in Bremen (Mai 1494) und in Lübeck (Mai 1498) sowie auf dem 1501 zu Lübeck abgehaltenen Städtetage führt er den Vorsitz. Als Bürgermeister ist er das einflußreichste Mitglied des Rates, dessen Politik wesentlich auf seinen Ratschlägen beruht.
Sei Vater war der Ratsherrn Johann von Wickede. 1476 heiratet er Mechthild, eine Tochter des Ratsherrn Bernhard Darsow. Ihm gehören schon Groß Steinrade und Roggenhorst; außerdem kommen durch heirat noch die Güter Bliestorf, Rondeshagen, Kronsforde, Wulmenau, Grinau und Krummesse als Mitgift dazu. Er wohnt in der Königstraße 18. Seit 1470 ist er Mitglied der Zirkelgesellschaft. Er stirbt am Gründonnerstag 1501 und wird wahrscheinlich in der Lübecker Marienkirche begraben. 8 Kinder gehen aus dieser Ehe hervor. Darunter Heileke, verehelichte von Lüneburg. Sie erbt nach dem Tod ihres Vaters die Hälfte von Steinrade. Die andere Hälfte erhält ihre Schwester Metteke. Barbara, spätere von Stiten, erbt Krummesse. Elsabe erhält Grinau und Wulmenau. Und schließlich Anna die ca. 1510 Marcus von Tode heiratet, bekommt Rondeshagen, Sierksrade, Achterhof und Bliestorf. Von seinem Sohn Gottschalk ist nur bekannt, das er 1527 verstirbt.
Am 7. Januar 1485, Kaltenhof, errichtet Bischof Albert von Lübeck die von dem Ratmann Hermann von Wickede und Johannes Hertze und ihren Frauen Mechthild und Anna mit Einkünften aus Bliestorf im Kirchspiel Krummesse gestiftete Vikarie in der Ägidienkirche zu Lübeck. Da nun zusätzlich Johannes Hertze mit seiner Frau auch als Stifter auftreten, muß man daraus schließen, das Anna, ebenfalls eine Tochter Bernhard Darsows, Anteile von Bliestorf geerbt oder als Mitgift bekommen hat. Vikarie von 1485.pdf
Johann Hertze
1484 Ratsherr, Bürgermeister 1498. Vorsitzender des Wendischen Städtetages 1503. Im selben Jahre verhandelt er in Lübeck und in Segeberg mit dem König von Dänemark und später mit seinen Räten über die Verletzung hansischer Privilegien und die Benachteiligung lübscher Rentenbesitzer und Kaufleute. – Sohn des gleichnamigen Ratsherrn Johann Hertze († 1476), verheiratet mit Anna Darsow, Tochter des Bernhard Darsow und damit Schwager Hermann von Wickedes. Er bewohnt das von Bernhard Darsow geerbte Haus in der Schildstraße 10. Seit 1479 ist auch er Mitglied der Zirkelgesellschaft. Er stirbt kinderlos am 15. August 1510.
Aus diesem Grund fällt wohl sein Bliestorfer Anteil wieder an seinen Schwager Marcus Tode und damit ist Bliestorf nach 130 Jahren wieder in einer Hand.