Die Zeit der Familie von Tode                                                         1510 - 1647


 
 Das Wappen der Familie von Tode:
Drei rote Rosen an eime Zweig auf goldenem Grund

 

Durch Heirat mit Anna (Anneke) von Wickede ca. 1510 gelangt der aus Hamburg stammende  Marcus Tode, an die Güter Rondes­hagen, Sierksrade und Bliestorf.

Marcus Tode, nun Erbherr auf Rondeshagen, Sierksrade und Bliestorf, wird 1515 Mitglied der Lübecker Zirkel­gesellschaft. Zu dem schon o.g. Besitz kauft er 1527 zwei in der Lübecker Königstraße nebeneinanderliegende Grundstücke hinzu, vereinigt diese und errichtete hier ein Stadtpalais (heute steht hier die Reformierte Kirche), das er 1550 seinem Sohn, dem späteren Bürger­meister Christoph Tode überläßt. Dieses Haus bleibt bis 1580 im Besitz der Familie.

Tode, Marcus * ca. 1480, † Hamburg 4.2.1551, aus Hamburg , 1515 Mitglied Zirkelgesellschaft
∞ HL ca. 1510 Wickede, Annecke
K.:
    Agneta    * ?, ∞ vor 1543 von Lennep, A.
    Christoph    *1512


Tode, Christoph * 1512, † HL 1579,
HL Bürgermeister, Herr auf Rondeshagen, HL-Wesloe, Sierksrade u. Bliestorf
1. ∞ HL 1546 Stötebrüggen, Cath., † 1556
2. ∞ HL ca. 1558 von Brömbsen Bardowik, Elis.
K.:  
    Anna    *1547, ∞ Knöckert, Franziskus, >  HL-Wesloe
    Heilke    *1549, † 1575
    Agneta    *1550, ∞ Köler, A., ff
    Sophia    *1553
    Elis.    *1556, † 1557
    Elis.    *1559, ∞ Strahlendorf, P.
    Nicol.    *1560, † 1611, ∞ ff
    Barbara    *1561, † vor 1579
    Lucretia    *1562, ∞ Falcke, G.
    Clara    *1563, ∞ Hennemann, D.
    Christopher    *1565, † nach 1598
    Johann    *1570, † 1572


Tode, Nicolaus * 1560, † HL 1611,
Herr auf Bliestorf u. Rondeshagen, verkauft Sierksrade
∞ HL 1590 Husanus, Anna Soph.
K.:    Nicol.    * ca. 1590, † “erstochen”
    Marcus    * ?, † 1628 bei Mantua/I
    Joh. Ernst    * ?, jung gestorben
    Caspar    * ?, jung gestorben
    Christian    * ?, blieb im Kriege
    Xstoph Heinr.    * ca. 1600, ∞ HL 1624 von Höveln, G., ff
    Victor    * ?, blieb im Kriege
    Anna Soph.    * ?, ∞ Boothe, D.
    Dor.    * ?, ∞ von Horn, G.
    Reg. Elis.    * ?, Conventualin in Medingen
    Georg Heinr.    * ?, ∞ von der Lancken, I.


Tode, Christoph Heinr. * ca. 1600, † HL 1679, Herr auf Bliestorf u. Rondeshagen
∞ HL 1624 von Höveln, Gertrud
K.:    Nic. Xstian    * ca. 1625, ∞ 1666 von Brömbse, C.
    Xstoph Heinr.    *ca. 1630, ∞ von Köler, D.E.
    Gotthard    *1633, † 1697, ∞ ca. 1676 von Schulze, A.
    Engel    * ?, 1. ∞ von Köler, A.A., 2. ∞ HL 1668 Kerkring, G., ff



1529 tritt Marcus Tode als Vormund der Darsowschen Erben in Erscheinung.  Im selben Jahr werden Bliestorf und Rondeshagen zusammen auf 50.000 Mark taxiert. Laut Unterlagen der Kämmerei  findet 1535 eine notarielle Anhörung mit Hermann Mönninckhusen zu Grönau wegen der Scheide zwischen dem Kannenbrook und dem Bliestorfer Felde statt. Da diese nicht mehr überliefert ist, kann nur vermutet werden, dass durch die Anlage des “Niediek”/ Neuen Teiches, des späteren Heideteiches, eine neue Grenzregelung von Nöten wurde, denn hundert Jahre später, 1634 verkauft Christoph Heinrich Tode, der Urenkel, die noch verbliebene Hälfte des Teiches an Gotthard von Brömbsen auf Krummesse für 100 Mark, die offensichtlich die andere Hälfte schon besitzen. So hatte man sich wohl auf einen Grenzverlauf mitten durch den Heideteich geeinigt.

1551 verständigen sich der Bliestorfer Gutsherr Christoph von Tode und sein Nachbar Anton von Stiten († 1564) Erbherr auf Krummesse über den Grenzverlauf zwischen den beiden Gütern am Kannenbrook. Die Scheide soll der "Henninges Wech" sein, vermutlich ein Weg durch die Bliestorf/Krummesser Heide Richtung Schenkenberg.
Als Zeugen werden u.a. aufgeführt der Lübecker Bürger Hans Wulff aus Bliestorf gebürtig und Lütcke Meyer, ehemaliger Kämmerling ebenfalls aus Bliestorf und der ehemalige Krummesser Pastor Hinrich Hasendencker.


Situationsplan von 1876 mit  eingezeichneten Grenzsteinen





Anna von Tode geborene von Wickede, aus der Köhlerschen Ahnengallerie

  Bildnis des Lübecker Bürgermeisters Christoph Tode
* 1512, 1579 †

Zum Bild: in der Hand hält er einen sogenannten Bisamapfel , ein an einer Kette zu tragendes, mit erlesenen Düften angefülltes Schmuckstück. Die neben ihm auf dem Tisch liegende Zitrone galt als Zeichen der Trauer, daher ist die Entstehung des Bildes wahrscheinlich in das Todesjahr seiner Frau 1556 zu datieren. Ein weiteres Bild befindet sich im Museum fur Kunst und Kulturgeschichte.



und daneben seine Petschaft


Der 1512 geborene Christoph Tode, widmet sich dem Studium der Rechtswissenschaften und schließt dieses mit dem akademischen Grad des Licentiaten ab. 1552 wird er Ratsherr, in dieser Funktion hält er z.B. 1562 Gericht im Ritzerauer Schloß. Auf die 1552 frisch gewählten Ratsherren dichtet man folgende Verse:

Antoni Ludingshusen kan god Latin,
Christoffer Tode drinkt gern wyn,
Lambertus becker kan wol schryven,
Benedictus Schlicker kan wol kysen.


Von 1560 - 1566 ist er Amtmann von Bergedorf, ab 1566 dann Lübecker Bürgermeister. 1567 - 1570 Kämmereiherr. Im November 1568 beteiligte er sich als Vertreter der Stadt bei den ergebnislosen Friedens­verhandlungen, die in Roskilde mit den Schweden geführt wurden. Auch 1570 nimmt er in Stettin an den Verhandlungen teil, die zum Abschluß des Friedens mit Schweden führten.

Er ist zweimal verheiratet. Zuerst ab 1546 mit Catharina geborene Stötebrüggen, Tochter des Gerdt Stötebrüggen und der Heileke Westphal. Catharina verstirb am 17. Januar 1556, vermudlich im Kindbett . Nach verstrichenem Trauerjahr geht er vermutlich 1557  eine zweite Ehe mit der Tochter des Lüneburger Bürger­meisters, Elisabeth (Ilsabe) von Bardowik* ein.

1576 versucht Christoph Tode der wohl auch in Kastorf begütert ist, das unter den Divesschen Erben aufgeteilte aber verwaiste Gut an sich zu bringen. Er läßt durch den dortigen Bauernvogten das Horn blasen, um die Dorfschaft zu versammeln, ritzt einen Span aus der Tür des Gutshauses und schenkt der Dorfschaft Geld für ein Faß Rommeldeus, damit die Übernahme rechtskräftig wird. Doch die Kastorfer weigern sich das Bier zu trinken und so bleibt der ganze Akt ohne Weihe. Da wohl auch die übrigen Divesschen Erben mit Christoph Tode als Gutsherrn nicht einverstanden sind, einigt man sich schließlich im Mai 1577 auf einen der Erben,  Hans Kolthoff .

1578 erblindet Christoph Tode und tritt von seinen Ämtern zurück. Er verstirbt schließlich am 24. Mai 1579 im Alter von 67 Jahren. Da seine Kinder zu diesem Zeitpunkt noch nicht Volljährig sind, übernehmen jetzt Vormünder die Geschäfte für Bliestorf und Rondeshagen.


Türkensteuer                                                                                 1571 / 1592 / 1595

Am 19. September anno 1529 stehen die Türken das erstemal vor Wien. Süleyman der Prächtige hat es geschafft, sein Reich von der Meerenge Gibraltars bis nach Persien auszudehnen und seine Hand greift nun nach dem Herzen Europas. Um diese nun über 150 Jahre andauernde Bedrohung abzuwenden beschließt der Reichstag in Regensburg 1560/1576 die sogenannte Türkensteuer.

So muß auch Bliestorf sein Schärfchen dazu beitragen, das christliche Abend­land gegen die Muselmanen zu verteidigen.

Die Türkensteuer setzt sich wie folgt zusammen: für jedes Haus wurden 2 Mark, für jede Bude 1 Mark, für jeden Keller 8 Schilling, Kopfgeld à Person über 10 Jahre
3 Schilling oder mehr je nach Vermögen gestaffelt erhoben.

Für Bliestorf und Rondeshagen machte das gesamt:
1571   57 Mark Lübsch 6 Schilling, 1592 dto., 1595 dto.

Aber auch Christopher Todes gleichnamiger Sohn (*1565) zieht in den Krieg gegen die Türken.



Der Totenweg

Für gewöhnlich führen Totenwege zu Friedhöfen oder Richtstätten. Denn wie der Name schon nahelegt, denkt man unvermittelt an Verstorbene. Im Bliestorfer Fall ist dies aber ganz anders. Bliestorf verdankt die Anlage des Totenweges mit der herrlichen alten Pappelallee nach Grinau, den damaligen Gutsherrn, der Familie von Tode. So muß die Pappelallee vor 1647 entstanden sein und ist damit mindestens 350 Jahre alt.
Im Laufe der Zeit wurde aus dem Toden Wech die Hochdeutsche Version, gutgemeinte aber falsche Übersetzung, Totenweg.



Durch Agneta Todes zweiter Heirat  um 1575 mit dem preußischen Vizekanzler Anton Köler I., gelangt Bliestorf teilweise in den Besitz der Familie Köler.  Verwaltet wird Bliestorf aber weiterhin durch die Familie Tode, die auch hier begütert bleibt. Agnetas Portrait ist uns noch erhalten geblieben und hängt im Museum für Kunst- und Kultur­geschichte, Lübeck.




Anton Köler I. wurde am *17.01.1522 in Stadthagen/Schaumburg-Lippe als Sohn des dortigen Bürgermeisters Heinrich Köler geboren und verstarb † 1589 in Lübeck. Aus seiner Ehe mit Agnes Tode gingen sechs Kinder hervor, darunter zwei berühmte Lübecker Bürgermeister: Heinrich Köler  (*1583, † 04.05.1663) und der noch folgende  Dr. Anton Köler II.

Auffälligerweise stammt auch der Krummesser Pfarrer zu dieser Zeit aus Stadthagen. Otto Deterding in der Generalkirchenvisitation aus dem Jahre 1581 als ein ehemaliger "Exorcist , Teufels- und Dämonenaustreiber" bezeichnet "ist sehr flach gelehrt"  und verdankt seine Stellung wohl nur dem Einfluß Anton Kölers. Anders ist es kaum zu erklären, dass er trotz seiner schlechten Bildung  nicht durch die Kirchenkommission seines Amtes enthoben wird.

Als Agnetas Vater, Christoph Tode 1579 stirbt, wird seine Hinterlassenschaft darunter eben auch Bliestorf bis 1582 durch Vormünder (Franziskus Knöker, Anthon Köler, Berend Lüneburg) der noch unmündigen Todeschen Kinder verwaltet. Dann übernimmt der nun volljährige Sohn Nicolaus Tode, Agnetas Bruder, die Aufsicht der Güter. 1586 verkauft die Wwe. Tode und ihr Sohn Nicolaus Tode das Dorf Sierksrade für 5.500 Mark. Wohl als Verwalter ist im Lübecker Türkenschatz 1592 Matthias Holsten für Rondeshagen und Bliestorf nachgewiesen. Als Nicolaus Tode1611 verstirbt, fällt die Verwaltung wieder an Vormünder. In diesem Fall an den benachbarten Thomas von Wickede, Erbherr auf Kastorf und Lübecker Bürgermeister, sowie an Agnetas Schwager, den Lübecker Stadtsekretär, Franziskus Knöcker.

1629 folgt Nicolaus Sohn, Christopher Heinrich Tode, der mit Gertrud von Höveln verheiratet war. Dieser veräußert noch1634 den zur Hälfte zu Bliestorf gehörigen Heideteich an den Krummesser Gutsherrn, Gotthard von Brömbsen. Und noch 1640 ist Christopher Tode als Pate bei der Taufe von Stoffer Schnouwer, dem ältesten Sohn des Bliestorfer Bauernvogten Tite Schnouwer vertreten. Daher muß angenommen werden, dass die von Todes bis dahin auch das Bliestorfer Patronat übernahmen.



Die goldene Zeit

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts vollzog sich ein Strukturwandel in der lübecker Oberschicht. Man begann sich auf die umliegenden Landgüter zurückzuziehen und ausschließlich von den Erträgen seines großen Besitzes zu leben. Die Landbegüterten hatten entdeckt, dass sie mit ihrem Landbesitz weit mehr verdienen konnten, wenn sie ihn gewerblich nutzten. Sie richteten Brauereien ein und zogen Handwerker aufs Land, die dem städtischen Gewerbe Konkurrenz machten.  Aber auch die Landwirtschaft selbst scheint  infolge des Bevölkerungsanstiegs im ausgehenden 16. Jahrhundert größere Gewinne abgeworfen zu haben. So steigen im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts die Agrarpreise erheblich an. Korn verteuert sich um 500-600%, Butter, ebenso Schlachtvieh um 400-500%. Der Adel tritt in sein “Goldenes Zeitalter” ein, seine Besitzungen wurden mit einem Mal zu ungeahnten Wertobjekten. Dadurch konnten die Landgüter, die früher in erster Linie den Bürgern als Kapitalanlage gedient hatten, nun zur alleinigen wirtschaftlichen Basis werden.



Die Zeit der Familie von Köhler                                                     1647 - 1657 

  Wappen der Familie von Köler


Bildnis der Familie von Köhler

(von) Köler I, Anton *Stadthagen 1522, † HL 1589, preuß. Vizekanzler
∞ Lübeck ca. 1575 Tode, Agneta, *1550
K.: Cath.    *1575
    Hinr.    *1576, † 1641
    Christoph    *1579
    Agneta    *1580 ∞ Kerkring H.
    Joh.    *1581 > Danzig
    Anton    *1585, ff


(von) Köler II, Dr. Anton *HL 1585, †HL 1657, HL Bürgermeister, kauft Bliestorf 1647
1. ∞ HL/St. Mar. 1619 Hebner, Anna, †1634
2. ∞ HL/St. Mar. 1639 Brömsen, Magd., †1666, V: D. v. Brömbse
K.: Thomas    *1623, † HL 1624
    Agneta    *1625, † HL 1640
    Marg.    *1626, † HL 1643
    Aug. Anton    *1628, † ca. vor 1665 ff
    Agneta    *1640, † 1658, ∞ v. Wickede, T.H. ff
    Hinr. Dietr.    *1642, † 1679
    Magd. Marg.    *1643, † 1719, ∞ v. Höveln, G.,  ∞ v. Brömbse D. ?
    Anna Cath.    *1645, † 1683, ∞ v. Lüneburg, A. , † 1715
    Engel    *1646
    Dor. Elis.    *1648, † 1704, 1. ∞ v. Stiten, H., 2. ∞ v. Tode, C.H.


(von) Köler, August Anton *1628, † vor  1665, geisteskrank, besitzt Bliestorf ab1657
∞ HL/St. Mar. 1652 von Tode, Engel, geschieden, sie 2. ∞ 1668 Kerkring, Gotthard
K.:    keine



Anton Köhler II., Dr. der Rechte, wurde am 30. Mai 1585 vermutlich in Lübeck geboren. Er studierte von 1605 - 1608 in Helmstedt, 1608 in Jena, 1615 dann wieder in Helmstedt (dr. jur.), Consulent des Domkapitels Halberstadt. Er lebte von 1611 als Freund der jungen Gräfin von Vitzthum auf deren Schlosse Kannewurf, reiste für sie in Rechtsgeschäften und ward dann 1616 Braunschweigischer Geheimer Rat und Hofgerichtsbeisitzer in Wolfenbüttel und heiratete 1619 die Tochter des Lübecker Kaufmannes Thomas Hebbens.

1622 wurde er Geheimer Rat des Herzog von Lauenburg mit Wohnsitz in Ratze­burg, 1624 Kammerrat, 1628 Syndikus (Rechts­gelehr­ter) des Lübecker Domkapitels, 1629 schließlich Lauenburgischer Vizekanzler. 1630 war er Gesandter nach Regensburg, 1635 nach Lüneburg, wo über die Frage des Beitritts norddeutscher Fürsten zum Prager Frieden verhandelt wurde. 1642 nach dem Tode seines Bruders Heinrich schied er aus den lauenburgischen Diensten aus und wurde Ratsherr in Lübeck und alsbald zum Bürgermeister erwählt. 1643 reiste er als Gesandter nach Glückstadt, um zwischen König Christian IV. und Hamburg zu vermitteln, sodann nach Reinbeck, um Ansprüche des Herzogs von Holstein-Gottorp auf Teile des Bergedorfer Gebietes auszugleichen.

1647 beginnt mit Dr. Anton (von) Köler II. für Bliestorf eine neue Ära. Vielleicht als eigenen Alterssitz oder auch als Lebensversorgung für seinen geistesschwachen Sohn August Anton, bringt er 1647 ganz Bliestorf in seinen Besitz.  Die Bewirtschaftung wird durch einen Ökonom (Verwalter), Eberhard Bulmering aus Lübeck übernommen. Dieser läßt seinen ersten Sohn 1647 in Krummesse zu Ehren seines Herrn auf den Namen Antonig taufen. Vogt auf dem Bliestorfer Hof ist zu dieser Zeit Zacharias Pasvogt, der zwischen 1651 und 1661 ebenfalls vier Kinder in Krummesse taufen läßt.

Bulmerings, Eberhard *ca. 1610
Verwalter
1657 lübsch. Pächter in Woltersdorf
∞ ca. 1646 NN, Gertrud
K.:    Anthonig    *1647
    Eberhard    *1650   


Pasvogt, Zacharias *ca. 1620
Vogt 1661
∞ vor 1650 NN, X, Patin 1650
K.:    Grete    *1651
    Anton    *1653
    Hinr.    *1655
(?) ue.    Trine     *1661, M: Marie Lessow



Noch im selben Jahr beginnen die Grenzstreitigkeiten mit den Nachbarn (1647 mit Krummesse, 1649 mit Schenkenberg). Um seinen Besitz unzweifelhaft zu ermitteln und zu kennzeichnen, läßt Anton Köler mit Hilfe einer Kommission die Bliestorfer Grenzen feststellen und mit Grenzsteinen markieren.  Diese Grenzsteine tragen seine Initialien (A.C.B. = Antonius Colerus de Bleystorp).  Diese Kommission bestand , wie es damals üblich war, aus den betroffenen Eigentümern, älteren und angesehenen Bauern sowie Sachverständigen der zuständigen Behörde, in diesem Fall der Lübecker Kämmerei.

Da der Grenzverlauf aber in vielen Fällen noch nicht eindeutig geregelt war, hatte dies natürlich sofort Auseinandersetzungen zur Folge.  Bei der Grenze zwischen Krummesse und Bliestorf  an den Teichen der Brömbsenmühle konnte man sich durch gemeinsame Begehung erstaunlicherweise wohl noch einigen, diese Grenze soll uns später noch einige Male beschäfftigen. Doch der Verlauf durch die Große Heide führt schließlich zum Streit mit Gotthard Brömbsen und kann 1647 nur durch Hilfe der Kämmerei Kommissare mit einem Vergleich beigelegt werden.

Der Grenzstreit zwei Jahre später mit Hinrich von Calven, Erbherr auf Schenkenberg wächst hingegen zum Politikum aus. Denn seit 1568 hatten sich die von Calvens wieder unter die Schutzherrschaft der Lauenburger Herzöge gestellt und somit die Schenkenberg-Bliestorfer Grenze zur Staatsgrenze gemacht.  Von Calven unterstellt der von Anton Köler zusammengestellten Kommission Zeugenbeeinflussung und bittet Herzog August von Sachsen-Lauenburg um Rechtsbeistand.  Der Herzog missbilligt das Vorgehen der Kommission und verlangt als Landesherr an der Kommission beteiligt zu werden.  Das allerdings sieht der Lübecker Rat anders.  Der Rat ist der Auffassung, dass Schenkenberg nach wie vor der Lübschen Juristiktion (1359 Erwerb der Möllner Vogtei) untertsteht,  denn die von Calvens haben nicht selbst zu entscheiden wer ihr Landesherr sei. Ihrer Meinung nach versuche von Calven die Verhandlungen nur zu verzögern und es sei ihm auch schon geglückt das mittlerweile einer der alten Zeugen darüber verschieden sei.  Nichts desto trotz erkläre sich der Rat zu Ehren des Herzogs bereit ihn an den Verhandlungen zu beteiligen. Das Ergebnis scheint die noch heute bestehende Grenze nach Schenkenberg zu sein, denn über weitere Verhandlungen zu dieser Grenze ist nichts bekannt.

1648 reist Anton Köler mit Bürgermeister Marquard und dem Syndikus Bikel nach Kopenhagen um an den Krönungsfeierlichkeiten Friedrichs III. teilzunehmen.  Zusammen mit Bürgermeister Gerdes ist er auf die Herstellung des Hansebundes bedacht.  Ihm verdankt Lübeck auch eine auf urkundlichen Nachrichten begründete hansische Chronik für die Zeit von 1370 bis 1630, die in Willebrandts hansischer Chronik abgedruckt ist.

Am 21. Juni 1652 wird Anton Kölers Sohn, August Anton dann in der Krummesser Kirche mit Engel Tode, Tochter des Christoph Tode von Rondeshagen, seiner Großcousine vermält.  Diese Ehe, die einerseits wohl dazu diente, der Familie von Tode Bliestorf zu erhalten, andererseits August Antons Zukunft abzusichern, wurde wenige Jahre später wieder geschieden und Engel heiratet 1668 Gotthard Kerkring.

Da er als Besitzer von Bliestorf auch gleichzeitig neben den Schenkenberger von Wetkens Patron der Krummesser Kirche ist, läßt er 1652 mit der Genehmigung des Lauenburger Herzogs August für sich und seine Familie, Erben und Nachbesitzer, in der Krummesser Kirche ein Kirchengestühl auf seine Kosten erbauen, um standesgemäß am Gottesdienst teilnehmen zu können. Der Krummesser Pastor Peter Sanders und der Lübecker Pastor Dietrich Kerkring sollen einen Platz in der Kirche dazu anweisen. So ist anzunehmen, dass er spätestens mit Fertigstellung des Kirchengestühls auch in Bliestorf gewohnt hat. Als Lübecker Bürgermeister wird er kaum in einem gewöhnlichen Bauernhaus gelebt haben, so dass man davon ausgehen muß, dass die Herrenhäuser, die auf der Karte von 1691 zu sehen sind, von ihm erbaut worden sind und nicht von den von Wickedes.

Die Lübecker Landbegüterten, darunter auch Anton Köler zu Bliestorf, erlangen 1654 vom Kaiser Ferdinand III. eine Bestätigung der Kaufbriefe und Vorrechte über ihre adligen Allodialgüter (Nobilierung) und nennen sich von nun ab von Köler, von Tode, von Wickede, von Brömse etc..

1655 überläßt Anton von Köler der Krummesser Kirche ein Kapital von 200 Mark aus dessen Zinsen der Erhalt des Kirchengebäudes finanziert werden soll.

Im Sommer 1657 scheint es mit dem nun 72-jährigen, gesundheitlich bergab zugehen. So dass er im Juli ein Testament zu Gunsten seines geistig zurückgebliebenen Sohnes August Anton verfaßt und es zur Sicherheit ins Lübecker Oberstadtbuch eintragen läßt. Man bestimmt August Anton ein Jahreseinkommen von 1800 Mark, wovon der größte Teil, nämlich 1500 Mark, aus den Einkünften von Bliestorf verwandt werden soll und 300 Mark aus Rondeshagen. August Anton wird zur Pflege “eine Bequeme Person zur täglichen Conversation” für ein Jahresgehalt von 50 Mark bestimmt. Als Grabstätte seiner Familie erwirbt Anton von Köler die von dem Stockholmer Ratsherrn Johann Geismar gestiftete Kapelle an der Nordseite der Marienkirche. Er stirbt am 12. September 1657.  Sein Epitaph hängt in der Marienkirche neben dem seines Bruders, darauf befindet sich folgende Inschrift:
 
Dno Antonio Colero, JCto et hereditario in Bleistorf, Capituli Halberstadensis et Lubecensis, ac Ducum Brunsvic. et inferior Saxoniae Syndico, Consiliario, Vice-Concellario, tandem Reipubl. Lub. Proconsuli optime merito, seni LXIII annorum, anno ... defuncto, relicta vidua Dna Magdalena Brömsen et
heredes monumentum hoc posuerunt.

Wahrscheinlich auch sein Grabstein, ohne Aufschrift nur mit folgendem Wappen: in geschweiftem Schilde eine Ranke an einem Aste; auf dem Helme ein Blatt zwischen zwei gestutzten Zweigen. – Darauf ebenfalls ein älteres Wappen der Wickede (vielleicht auch das Grab von Hermann von Wickede).

Wann August Anton stirbt ist nicht bekannt aber neben ihm sind 1657 noch vier Schwestern erbberechtigt. Darunter Agneta (†1658), die seit 1656 mit Thomas Heinrich von Wickede I. auf Kastorf verheiratet ist. Thomas Heinrich der wohl nach dem Tod Anton von Kölers als Vormund eingesetzt ist, bringt durch Kauf 1670 Bliestorf ganz in seinen Besitz.

Aus einer im Jahre 1740 erschienenen Schrift, die den Titel führt: “Gründliche Nachricht von dem an die Stadt Lübeck Anno 1359 verpfändeten Domino et Advocatia etc. Mölln, aus Original-Diplomatibus und Uhrkunden völlig erwiesen.” Auf Seite 4 dieser Schrift wird gesagt, das den Herzögen von Sachsen-Lauenburg “ehehin durch untreue Bediente die mehristen zu der Möllnischen Pfandschaft gehörigen Briefe, Documente und Nachrichten entkommen sind.” Es wird der Verdacht auf die Lübeckischen Bürgermeister Anton Köler und Christoph Gerdes und auf Dr. Joachim Carstens gelenkt. Köler und Gerdes hatten beide in herzoglich Sachsen-Lauenburgischen Diensten gestanden, bevor sie in Lübeck zu Rath erwählt wurden und Carstens war später Lübecker Syndicus. In der Verteidigungs­schrift: “Gründliche Deduction , daß die etc. Terra Mölne durch die Pfandschaft von 1359 an die Stadt Lübeck nicht gekommen etc.”, Lübeck 1741, Green, ist dann auch dieser durch nichts begründeten Verdächtigung entgegengetreten.

Die Kölersche Ahnengalerie

Obwohl Anton von Köler es bis zum Lübecker Bürgermeister gebracht hatte, gehörte er aufgrund seiner Geburt nie der Zirkelgesellschaft an. Dieses Privileg wurde nur alteingesessenen Patritierfamilien zu Teil.  Um diesen Makel zu tilgen, läßt er vermutlich zur Zeit als er 1648 von Kaiser Ferdinand III. in den Adelsstand aufgenommen wurde, seine Familie und seine Vorfahren porträtieren. Denn mit seinen Ahnen mütterlicherseits, den Todes und Wickedes, konnte er zumindest seine ebenbürtige Abstammung beweisen. Die Ahnengalerie umfaßt zwölf Gemälde, auf denen dargestellt sind Heinrich Westphal, Herman von Wickede, Anna Tode, Hinrich Köler und Christopher Tode (Kölers Großvater). Agneta Köler (Kölers Mutter), Anton Köler, seine erste Frau Anna, seine Töchter Margaretha, Agneta und Engel sowie ein Familienportrait von Köhlers Familie. Die Sammlung, die früher in der Katharinenkirche vereinigt hing, ist heute im St. Annen-Museum und im Langhaus des Rathauses zu sehen.



Ausschnitt aus der Karte von Johannes Mejer, “Die Ämter Trittau, Reinbeck, Tremsbüttel und Steinhorst von 1649