Der Nationalsozialismus hält Einzug in Bliestorf                                   1933



Bliestorfer Wahlen 1933

Wahl der Gemeindevertretung 12. März 1933:
I Deutschnationale Volkspartei: Nupnau
Wahlvorschlag: Johann Nupnau, Theodor Carstensen, Fritz Nupnau

II Deutschnationale Volkspartei: Pahl
Wahlvorschlag: Richard Pahl, Julius Otte

III NSDAP
Wahlvorschlag: Walter Hardt

126 gültige Stimmen wurden abgegeben davon:

Wahl zum Gem.-Vorsteher (Tabelle)

12. Apr. 33 20. Nov. 33 22. Dez. 33
I Deut.nat. Volkspartei Parteien in % keine Stimmenang. 6 Wahlber. 5 Wahlber.
58 Stimmen = 3 Sitze s.u.

II Deut.nat. Volkspartei
48 Stimmen = 2 Sitze Stahlhelm 84,1% Pahl 5 Pahl 4 Pahl

III NSDAP
20 Stimmen = 1 Sitz NSDAP 15,9% Hardt 1 Hardt 1 Hardt
gewählter Gemeindevertreter Pahl Pahl Pahl

25. April 1933
Der Kreisleiter der NSDAP Kreis Lübeck der Gaues Mecklenburg fechtet die Gemeindewahl vom 12.03. an, da die NSDAP nicht wie nach den gesetzlichen Vorschriften an erster Stelle aufgeführt war. Er emphiehlt Walter Hardt kommissarisch einzusetzen.

22 Juni 1933
Die Anfechtung wird wegen Fristversäumnis abgelehnt. Nichts desto trotz beantragt die NSDAP bei der Kreisleitung der NSDAP, Mölln den Stützpunktleiter Hardt kommissarisch statt des gewählten Pahl einzusetzen.

17. Juli 1933
der Landrat empfiehlt in dieser Angelegenheit nichts zu veranlassen

26. August 1933
Walter Hardt wird als Gemeindevorsteher, Fritz Nupnau als Stellvertreter ernannt und vereidigt

09.November 1933
dem gewählten Gemeindevorsteher Inspektor Pahl wird die Bestätigung vom Landrat versagt

25. November 1933
dem gewählten Gemeindevorsteher Pahl wird vom Landrat die Bestätigung versagt und Casrstensen wird aufgetragen Neuwahlen innerhalb der nächsten zwei Wochen abzuhalten.
Pahl wird zur Kreisleitung der NASDP in Lübeck zitiert um eine Einigung in Sachen Gemeindevorsteher, Bliestorf zu erlangen. Pahl wird angeboten, dass er Stellvertretender Gemeindevorsteher wird. Dies lehnt Pahl mit der Begründung ab, diesen Posten könne nur ein Bauer ausüben. Auf die Frage was er denn gegen Hardt hätte erwiederte er nichts, meinte aber das auch der Gemeindevorsteher ein Bauer sein müßte, so sei es jedenfall immer gewesen. Der Kreisleiter darauf: Die NSDAP fragt nicht ob ein Mensch Bauer oder Handwerker sei, sondern der Wert des Menschen käme in frage.

Desweiteren ergab die Verhandlung, dass der Stahlhelm eine Opposition gegen die NSDAP betriebe, mit dem Ziel den Stützpunktleiter (Hardt) zu Fall zu bringen, um an die alleinige Macht in Bliestorf zu gelangen. Der Kreisleiter Hans Gewecke weist an, den kommissarischen Gemeindevorsteher Hardt weiterhin im Amt zu belassen.

11. Dezember 1933
Der Landrat macht die Gemeindevertreter Wilhelm Nupnau und Eduard Möller (NSDAP) darauf aufmerksam das sie irrtümlich an der Wahl des Gemeindevorstehers, - stellvertreters teilgenommen haben.

29.12.1933
Schreiben der Gauleitung Lübeck, an den Parteigenossen und Landrat Fründt (Karl Theodor fründt, erster nationalsozialistischer Landrat 1933-1938, dann vom Führer zum Ministerialrat berufen)
Hardt gibt bei der Kreisleitung der NSDAP Lübeck zu Protokoll das der Insp. Pahl ihn in der Gem. Vertr. wiederholt zurief; „Sie haben in Lübeck bei der kreisleitung der NSDAP falsche Angaben gemacht.“ Da Pahl sich weigerte dieses zu widerufen wurde er von Hardt aus der gemeindewohnung verwiesen.
„In Bliestorf sind unhaltbare zustände und deshalb muss dort mit fester HAnd durchgegriffen werden. Die Bliestorfer Bauern unter Führung des Pahl treiben nicht nur gegen die Person des gem. Vorst. (Hardt) sondern auch gegen den neune Staat Opposition, Die Bauern sind übrigens alle miteinander verwandt.
Die letzte Gem. Vorst.Wahl ist natürlich genau so verlaufen wie die erste Pahl u. Gen. haben wieder Pahl gegen den Wunsch der Regierung u. der NSDAP gewählt. Auf meine Veranlassung wurde am 16.12.33 eine Gemeindeversammlung anberaumt u. dazu alle Einwohner eingeladen mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass der Kreisleiter und die Leiterin der Frauenschaft sprechen würden. Der Stahlhelm fehlte. Die übrige Einwohnerschaft war anwesend. Meine Absicht war, gerade den Stahlhelmern, ins Gewissen zu reden und ihnen über Volksgemienschaft zu erzählen.
Ich bitte Sie, die ganze Angelegenheit zu überprüfen und sollte sich heraustellen, dass die Bemerkung „In Lübeck haben Sie falsche Angaben gemacht“ nicht begründet werden kann, den Insp. Pahl unverzüglich in Konzentrationslager zu schicken. Dann wird voraussichtlich wenigstens äusserlich Ruhe in Bliestorf einziehen, wenn die Leute merken, dass im dritten Reich mit den ewigen Querulanten kurzer Prozess gemacht wird.

03. Jan. 1934
Daraufhin wird Pahl zum 08. Jan. 1934 in die Verwaltung nach Ratzeburg bestellt um Stellung zu nehmen.

05. Jan. 1934
Antwortschreiben Hardts an den Landrat
In der gemeindevertretersitzung vom 22 Dezember 1933 mit Tagesordnung Neuwahl des Gemeindevorstehers und dessen Stellvertreters, machte ich bei Beginn der Sitzung die Vertretung auf die am 16 Dezember stattgefundene Versammlung aufmerksam wo der Kreisleiter sich ja klar und deutlich über den Wunsch und Ziel der Regierung und der NSDAP ausgesprochen hatte. Ich sprach den Wunsch aus, die Vertretung möchte hiernach handeln. Ich selber würde in gegebenen Augenblick, wo ein besserer Parteigenosse, der geeigneter für das Amt des Gemeindevorstehers ist, als wie ich es anscheinend bin, vorhanden ist, zurücktreten. Zur Antwort bekam ich von dem Vertreter Carstensen, warum denn hier kein Stahlhelmer Gemeindevorsteher werden könne, darauf antwortete ich, der Stahlhelm hier in Bliestorf habe bis jetzt noch nicht bewiesen, dass er mit der NSDAP identisch sei. Im gegenteil, ich könnte an 1000 kleinen Vorfällen nachweisen, dass der Stahlhelm hier eine Oposition gegen dieNSDAP und somit gegen die Regierung triebe, worauf mir von PAhl zugerufen wurde, wenn sie alle Kleinigkeiten und Gekwatsche nach Lübeck berichten und falsche Angaben machen. Ich erwiederte, für alle Angaben, welche ich behaupte, habe ich Zeugen, er solle mir die falschen Angaben beweisen. Die Beweise wurden nicht erbracht, im Gegenteil, Pahl betonte, ich werde Sie verklagen, denn sie müssen erst bluten. Ich forderte Pahl auf, sofort mein Haus zu verlassen, Pahl antwortete ja, wenn die Wahl zu Ende ist. Ich schloß darauf Pahl von 3 Sitzungen aus, worauf PAhl erwiederte, dazu hätte ich kein recht. Erwähnen möchte ich noch, dass die anderen Gemeinde-Vertreter die Autorität des Kreisleiters anzweifeln mit den Worten, was geht den Kreisleiter die Gemeindevorsteherwahl an. Ich möchte auf meine Eingaben vom 2. August 33 und 25 November 33 hinweisen.

Der Inspektor Pahl stammt aus einer Lehrerfamilie, ebenfalls seine Frau und sind heute Deutschnational, ich sage reaktionär eingestellt. Typisch für die Frau ist, wie sie vor einigen Wochen zu mir sagte:“ Wissen Sie HErr Hardt, wenn ich nur das Wort Parteigenosse höre, habe ich schon genug. Oder ein andermal, wenn mir einer mit Heil Hitler entgegen kommt, habe ich immer das Gefühl, als wenn ich verprügelt werde. Pahl selber steht auf dem Standpunkt, er als Vertreter des größten Steuerzahlers der Gemeinde habe ein Anrecht auf die Alleinherrschaft in der Gemeinde. Dabei ist ihm weniger an dem Posten des Gemeindevorsthers zu tun, als viel mehr dieses Amt in solche Hände zu wissen, die blindlinks das tun, was Pahl anordnet. Typisch hierfür wäre zum Beispiel, ich stellte gelegentlich in einer Sitzung den Antrag auf Bewilligung der I.M. für den Wochenkursus in Lehmrade, worauf promt Pahl antwortete, soetwa käme für Bliestorf nicht in Frage und wer den Kursus angeordnet hat, solle ihn auch bezahlen. Bei meiner Amtsübernahme war mein erster Weg zu Herrn Pahl, um ihn aufzufordern, mitzuarbeiten in gemeinsamer Arbeit im Sinne des Führers. Als Antwort bekam ich, es könne ihn (Pahl) kein Mensch zwingen einen Gemeindevorsteher zu dulden, der ihm nicht angenehm sei und was in seiner Macht liege, wolle er alles aufbieten um mich zu erledigen. Pahl hat bis jetzt an keiner einzigen öffentlichen Gemeindeversammlung noch Versammlungen der NSDAP teilgenommen, da ich die Festrede halten mußte, habe ich natürlich von der Achtlosigkeit der Anordnung des Führers regen gebrauch gemacht und wiederum war Pahl es, der über mich loswetterte und mich sogar des Kommunismus verdächtigte. Als ihm dann der NSBV Obmann Lausen die Zeitung der Sturm gab um ihm den Wortlaut meiner Rede zu zeigen, meinte Pahl, das wäre ja ein Hetzblatt schlimmster Sorte. Auf den Hinweis, wer gegen die Zeitung wäre, ist gegen die Regierung, meinte Pahl, das wäre er auch. Auffallend ist noch, daß sich alle Arbeiter der Deutschen Arbeitsfront angeschlossen haben, bis auf die Mitglieder des Stahlhelm, die einfach behaupten, es tut nicht nötig. Ferner ist Pahl anscheinend der Meinung, er darf sagen, was er will, kommt es später zu irgendeiner Gegenüberstellung, so glaubt er es mit einem Achselzucken und den Worten, das habe ich wohl zu meinen Leuten gesagt, die es ja gleich dem Stützpunktleiter weiter berichten, abtun zu können. Auf meine Frage, was er gegen meine Person als Gemeindevorsteher einzuwenden hätte, bekam ich die Antwort, gegen ihre Person garnichts, sondern gegen ihre Tätigkeit als Stützpunktleiter bekämpfe ich und ich kann sgane Pahl hat dies mit allen ihm zu gebote stehenden Mitteln getan. Er hat sich im Stillen mit der Hoffnung rumgetragen, ich würde eines Tages des Kampfes müde einfach schmeißen, denn er sieht mit Recht in mir den einzigen örtlichen Träger der NSDAP und mit dem Moment, wo ich falle, wäre die Partei in Bliestorf erledigt. bei einer Unterredung mit Pahl, es bestände die Hoffnung, daß der Stahlhelm hier örtlich die Zukunft hätte und nicht die NSDAP und ich selber würde noch dem Stahlhelm beitreten müssen. Ich gab zur Antwort, wenn mein Führer es befiehlt ja, sonst nie. Seit der Zeit ist es mit den Herüberziehungsversuchen vorbei, jetzt will man Gerichtsandrohungen versuchen und Beleidigungsklagen. Die Volksgemeinschaft ist so ein wunder Punkt meinte Pahl, daran wird die ganze Bewegung scheitern und vor allen Dingen kann Hitler ohne Geld nicht regieren und dieses Geld ist im SA, so ist die Ansicht des Bliestorfer Stahlhelm und behaupten auch Nationalsozialisten zu sein, ja es sind wohl Nationalisten aber keine Sozialisten, ich sage es sind National Egoisten. Ich schließe hiermit, da ich keine Zeit mehr habe. Ich muß nach Lehmrade, welches für mich eine rechte Erholung bedeutet, denn da kann man wenigstens reden, wie einem zu Mute ist. Ich übergebe es meiner Frau es in Reinschrift zu bringen.

Hochachtungsvoll Heil-Hitler Hardt

12. Nov. 1935
Beschwerde des Bürgermeisters Hardt über Pahl, wegen unregemäßiger Überweisung der Steuern.
Erwägung einer VorladungPahls zur Belehrung seiner Pflichten.

17. Nov. 1935
In der gemeinde Bliestorf wurden folgende Personen zu Gemeinderäten berufen und ernannt.
1. Emil Wolff, Gärtner, 2. Walter Sparr, Maurer, 3. Ernst Schönberg, Landarbeiter, 4. Otto Clasen, Bauer, 5. Otto Ohlsen, Bauer, 6. Theodor Carstensen, Bauer.

06. Dez. 1935
Der Landrat mahnt Bürgermeister Hardt an den versprochenen Bericht über Pahl einzureichen und bittet um eine Kopie über eine Beschwerdeangelegenheit von 1934 wegen staatsfeindlicher Betätigung Pahls, die im Amt nicht ermittelbar sei.

09. Jan. 1936
Landrat an Hardt
„Ihrem bericht entnehme ich, dass Sie sich im allgemeinen mit Pahl geeinigt haben. Zu dem letzten Absatz Ihres Schreibens bemerke ich, dass ich die Angelegenheit überwachen werde.“…
… „Hinsichtlich der gründung eines Sparklubs durch dei früheren Stahlhelmer in der gemeidne Bliestorf, bitte ich von dort aus die erforderlichen Massnahmen zu veranlassen.“

21. Jan. 1936
Bedenkenlosigkeitserklärung der NSDAP der ehrenamtliche Beigeordnete (ernannt schon am 21. Feb. 1935): Bauer Fritz Nupnau und Schmiedemeister Johannes Lausen

vom 18.08. bis 02.09.36 ist Hardt zur Kur in Sophienbad, Vertretung wird Fritz Nupnau.




Der Bliestorfer Amtsbezirk                                                                               1940






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Der 2. Weltkrieg                                                                                        1939 - 1945

Die Bliestorfer Ehrentafel


hier eine besse Auflösung als PDF