Bliestorfer aus dem Krummesser Kirchenrechnungen                           1613-1617

1614 Totengeld Herman Dhollen, Bleystorf, so sich vom Baum totgefallen zu Bleystorp
1615 Brautlitze Hans Gatermann zu Bleystorff
1616 Totengeld Harm Dhollen Kind zu Bleystorff
1616 Totengeld Pogmülles Frau zu Bleystorpff
1616 Totengeld alte Harmen Möller von Bleystorff, die Erben haben nicht mehr geben wollen sind noch schuldig
1616 Totengeld Hansen Havemanns Kind zu Bleystorff
1617 Totengeld Heinrich Harmanns Kind zu Bliestorf

Die Brautlitze ist ein aus Silber bestehender Kranz, den die Bräute früher in Krummesse zur Hochzeit trugen. Für das Ausleihen dieses Kranzes wurde vom Pastorr eine Gebühr erhoben.


30-Jährgiger Krieg                                                                                      1625/1626

Im Oktober 1625 bezieht Graf von Mansfeld mit 10.000 Mann aus dem Bremischen heranrückend, sein Winterquartier im Herzogtum Lauenburg, hauptsächlich um zu verhindern, dass die Hansestädte Hamburg und Lübeck die Kaiserlichen Truppen mit Lebensmittel versorgen.

Besonders stark leiden die Lübeckischen Pfandschaften: Am 2. Dezember begibt sich Thomas von Wickede, Erbherr auf Kastorf, mit einer Abteilung von 100 Musketieren nach Mölln und gelangt dort am folgenden Tag um 2 Uhr morgens an. Nach heftigen Artelleriebeschuß am 6. Dezember, welche 200 Schuß und eine Anzahl Feuerkugeln in die Stadt wirft, muß er hier aber kapitulieren, und Mölln wird besetzt. Von Wickede zieht mit seinen Musketieren wieder nach Lübeck ab. Neben Mölln wurden schon am 3. Dezember das Amt Ritzerau, Behlendorf und Bergedorf eingenommen. Der Lübeckische Stadtoberst von Wendelstein wird vergeblich ausgeschickt, um die Mansfelder zu vertreiben. Da der Lübecker Rat nicht bereit ist die Truppen des Grafen von Mansfeld mit Lebensmittel zu versorgen, nimmt er die Güter der Lübecker Kaufleute, von denen die meisten Ratsmitglieder waren, ein (darunter auch Kastorf, Bliestorf, Rondeshagen und Krummesse), welche normalerweise an die städtischen Märkte lieferten.

Dazu auch ein Brief von Quistorp an Dr. Joachim Jungius aus Lübeck vom Januar 1626:
" ... es mus diese stadt zu des Landes Defension 400 soldaten halten, gehet auf dieselbe wie ich höre monatlich über 5000 Fl. [Gulden] Dazu kommen noch andere exactiones, die wie also bisher nicht sind füraus genommen. Es wird aber gleich viel unterdessen, das Land ist ruinirt vom extraneo milite. Der Mansfelder liegt im land sachsen, stift Ratzeburg, und den Lübischen Dörfern. Es ist wider E.[urer]E.[hrenwerter] Rathes willen zu unterschiedlichen mahlen etliches geringes mehrenteils Bosmans gesindel von den nechst Lübeck belegenen Dörffer ausgefallen und haben zu St. Beatens [8./9. Mai] 100 pferde und 7 lastwagen herangebracht, aber weil sie sehr getyrannisirt, einen bekannten Capitainen, der sich mit 300 Rthl. rantzioniret dennoch contra datam fidem erschossen, eines anderen Capitains Weib, so im kindbett gelegen und das kleine kindlein ermordet, ist der mansfelder wieder zugefahren, hat denen Lübecker Bürgern, die er bekommen, Nasen und Ohren abschneiden und also nach der stadt gejaget, 2 enthaupten lassen, einen behelt er noch gefangen. Man berichtet itzo, das er 2 lübsche Dorffer wil lassen abbrennen auch solche in Brand gestecket habe. In Lübeck sind sie ziemlich mutig, haben ihre stadt wol proviantirt, mangelt nirgends an, ist wolfeil zeit, lassen aber das geringste nicht aus ..."

Vermutlich ist Bliestorf eines dieser Dörfer die niedergebrannt werden.

Am 16. Januar 1626 schrieb Bernhard Koegel – wir sind ihm für sein Schreiben an den Hauptmann Munster sehr dankbar – einen Brief, der heute im Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt wird:

"es ist hier gewisse zeitung von Lübeck, das der Bürger etliche hundert man starck, doch ohne wollen des ehrbaren rahdt ausgefallen in ein dorf, dar ungefeher 200 man (von den Mansfeldischen) gelegen, daß Volck darausgeschlagn, ein hundert undt zwanzig pferdt mit gefangen gebracht undt 6 rüstwagen mit sattel und allerley zeug. Item drey von adell, so befellingshaber sein; welche gefangen sie einem e.[hrbaren] rahdt aldar presentirt, die sie nicht habn annehmen wolln, darauf ein groß tumuldt unter dem rahdt und burger entstanden, die burger aber habn die gefangenen in haft genommen undt des andern tages in der nacht 2500 man zu fuss und etliche pferde starck wieder ein ausfall gethan, ihrer vorrichtung weiß man noch nicht. Ich werde den h. [errn] schwager in einem tag oder zwey ettwas neues so woll von Lübeck als Braunschweich schreibn: gott giebt alles zum besten"

Endlich im  Frühjahr 1626 (in Ritzerau am 14. Februar) brechen die Mansfelder mit Rüstwagen und Troß, Profoß, Weibern, Raub- und Plündergut südwärts Richtung Dessau wieder auf; Ein Bericht aus jener Zeit sagt zwar, dass "Er, Mansfeld, von den Lübeckschen geschlagen und zurückgetrieben worden sei, dannenhero er sich wieder an diesseit über die Elbe zu begeben genottingent". Dies war sicherlich nicht der einzige Grund  – vielmehr kamen die Dinge nun im Weserbergland in Fluß und sogen Mansfeld in die Schlachtenereignisse hinein – so hat doch der Lübecker Ratsherr Thomas von Wickede ihnen das freie Leben auf den Lübecker Heiden vergrämt und ihnen die Beute wieder abgenommen. Wenn auch die neutrale Haltung des Rates so weit ging, dass er gefangene Adlige nicht in Ratsgewahrsam nehmen wollte – die Bauern und Bürger führten Handstreiche durch und schafften sich Respekt bei allen Merodebrüdern.

Doch viele Versprengte kehren nach der Dessauer Schlacht (25. April 1626) wieder ins Lauenburgische zurück, wo es ihnen gut gefallen hatte.




Unglückfall                                                                                                          1636

Krummesse Anno 1636 den 25. Jan. des abend umb 7 Uhren ist Hinrich Möller ein Hausmann von Bliestorff in Sachsen unter Juncker Christoph Tode gehörig, als es finster gewesen mit und benebst seinem Bruder zu Crummesse über die Brücke gegangen. weill ihm aber der Huth vom Kopfe abgewihet, hat er denselben in finstern gesuchet, und ist darüber unvermutlich von der Brücke in die Stecknitz ins Wasser gefallen, und daselbst ertrunken, welcher Cörper den 16. Martii zu nachmittags erstlich im Schloperboge uff dieser Seiten Crummesse am Juncker Gödert Brömbsen Koppel todt wieder uffgefunden, war selbsten die Er weste Achtbahr und wohlweise Herr Frantz Pünserer und Herr Heinrich Reimers Rathsmanne und Gerichtsverwalter den 17 May itz laufenden Jahres nachmittags umb halb 4 Uhr des gewöhnlich Vorrecht gehalten.

Acta in Supra Zeugen Jürgen Leßau und Hinrich Karm                               (S. 226)


Das Weimannsche Haus an der Kanalbrücke in Krummesse


Starker Sturm über Bliestorf                                                                              1648

Starker Sturm in der Nacht vom 14. auf den 15. Februar. "Zu Lübeck, Hamburg und ganz Holstein und benachbarten Orten ein so schräcklicher grausamer Sturmwind gewesen, daß schier alle Häuser und Thurm erzittert und kein Mensch dergleichen Orcan belebet hatte".


Taxatio des Dorfes Bliestorf                                                                              1676

Unter Taxatio versteht man in diesem Fall die Einschätzung des Wertes des Dorfes Bliestorf. Diese ging über Grundbesitz und Immobilien weit hinaus, so rechneten auch die Abgaben der Dienstpflichtigen Bauern, die zu erwartenden Pachteinnahmen (Heuer) von Schmiede, Mühle, Brauerei u.ä. aber auch z.B. die Schweinemast im Wald mit zum Kaufwert eines Dorfes mit. (Übersicht 1676.pdf).