Straßen und Wege

Hamburg - Lübecker Frachtweg wird über Bliestorf und Kastorf geführt                                    1675


Thomas von Wickede Gutsbesitzer von Kastorf und Bliestorf vereinbart mit dem Lübecker Rat, das der Hamburg-Lübecker Frachtweg von Krummesse kommend jetzt über seine Güter Bliestorf und Kastorf geführt werden darf. Vorher verlief die alte Heerstraße nach Hamburg über Krummesse, Berkenthin, Nusse, Koberg, Trittau, Rahlstedt, Wandsbek. Der Weg wurde dadurch um 1 Meile (7,5 Kilometer) kürzer und die Fuhrleute benutzten diese Erlaubnis gern. Aus Dankbarkeit verpflichteten sie sich, ihm jährlich einen Elblachs von 20 Pfund und eine Tonne Hamburger Bier zu liefern, auch seinem Vogt, der die Aufsicht über die Wege hatte, ein paar Stiefel.



Nun aber mußte auch für hinlängliche Breite des Weges, 20 Fuß (5,75 Meter) und für Fahrbarkeit desselben gesorgt werden. Ersteres konnte nur durch Verhandlung mit dem Gutsbesitzer geschehen, der den Grund und Boden dazu geben mußte, und es gelang nicht ohne Schwierigkeit. Für die Instandhaltung des Weges war der Lübecker Rat zuständig. Es geschah zunächst auf die damals übliche Weise durch Ausfüllung der entstandenen Löcher mit Sand, Holzwerk und Gesträuch. Aber das genügte nur immer für kurze Zeit, die Klagen der Fuhrleute, dass es sogar gefährlich sei, die Wege zu fahren, wiederholten sich immer.

Bericht über den Zustand und Maßnahmen zur Unterhaltung der Hamburg-Lübecker-Landstraße im Abschnitt Bliestorf                                             1690

Wan die Maxime stahtfinden, daß denen fuhr-
leuten alles das müste wieder eröffnet werden
worüber sie jemahls gefahren; so müste auch
billig zu kastorff der Grabe, so ümb den drennsche
berg der holsteinischen scheide, nieder geworffen
und ihnen denen Fuhrleuten eine freyefart
gegönnet werden, weil sie vielfältig dar-
über gefahren.

Zu Bleystorffe müste die koppel an der kastorffischen
scheide, darüber vor diesen stetig gefahren worden
jetzo aber mit einem knick und Graben ümbge-
ben: nachdem vorher von dem gemeinem Guhte
der Wegk und damme gebessert: wieder nieder ge-
schaffen und zum Wege gebrauchet werden.

item das abgezeunte, und zum theil dieß Jahr zuerstbe-
sehetes Landt, an der Saxerey [Sachsriede], bey dem ümblauff d(es)
Gehrenbergs Teiches [hinter dem Kinderheim].

item die Graben so vor dem Holtze an der Saxerey genant,
wir auch vor dem Holtz im Spröcken, weil durch die
Holtzunge auch stetig gefahren worden.

item die Gräben im Fuhrwegeselbsten, zu mahlen an
etzlichen orthen der Sechste theil von der breithe nicht
zum fuhrwege gelassen worden.

item die Graben so für den geholtze gezogen, im 4 jähren
und im Hüdevath genannt.

item die Koppel hinter Buhrvagts Hoff genannt, worüber
vordiesen stetig gefahren worden, nunmehrs
aber mit einem knick, zaun und graben ümb-
geben; und ist an etzlichen orthen der wegk
nur acht fuß breith.

Auch sind der gleichen dinge noch vielmehr, habe die-
ses nur darümb erwehnet, weil der tag so kurtz
geworden, daß die Hoch-Verordnete Hhl: Commissari
davon keinen Augenschein nehmen können.

AHL ASA Externa Dt. Ter. Nr. 2336

Der Lübecker Rat entschloß sich daher, einen Steindamm anzulegen (s. dazu Flur "Steindammkaten"). Der Weg wurde nun zwar holperig, aber doch fest und sicher. Der ernormen Kosten wegen fing der Rat 1696 an, in Kastorf ein Wegegeld zu erheben. Ein großer Frachtwagen mußte 12 Schilling, ein kleiner 8 Schilling bezahlen, ein anderer mit 4 Pferden bespannter Wagen 4 Schilling u.s.f. (s. Wegegeldrolle) Die Fuhrleute hatten ihr Einverständnis schon vorher erklärt und bezahlten gern.

 
Der Kastorfer Zoll um 1900, das Gebäude, in dem auch ein Krug untergebracht war, stammt vermutlich aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts


"Weil der Steindamm und Frachtweg zwischen Hamburg und Lübeck erst im Jahre 1718 durch Castorf gezogen worden, und vorher von Castorf ab gar kein fahrbarer Weg nach Lübeck hingangen, vielmehr die Castorfer selbst allerley Umwege nehmen müßen, nach dem Jahr 1718 aber und solange der Steindamm gewesen." Als aber der Rat 1718 die Verordnung zu revidieren beabsichtigte und davon nach Hamburg Mitteilung macht, findet er dort unerwarteten Widerspruch. Der Rat von Hamburg erklärt nicht nur dies Wegegeld für eine durchaus zu mißbilligende Erschwerung des Verkehrs, sondern bestreitet sogar dem Rat von Lübeck das Recht, es zu erheben, da Wegegeld nur ein anderer Name für Zoll sei, ein neuer Zoll im Deutschen Reich aber nicht anders als mit Genehmigung des Kaisers angelegt werden dürfe. Darauf erwidert der Lübecker Rat, dass es nicht unerlaubt sein könne, für die Benutzung eines auf eigenem Gebiete mit großen Kosten angelegten Weges eine Abgabe zu erheben, die jeder vermeiden könne, der nicht diesen Weg, sondern die alte Heerstraße fahre.

Bei den späteren Verhandlungen mit Hannover über die Territorialhoheit ist es, eben dieses Weges halber, des Lübecker Rates lebhafter Wunsch, Kastorf zu behalten, aber er konnte nicht dazu gelangen. Der Kurfürst von Hannover, zugleich König von England, versprach indessen in dem Vertrage vom 4. Februar 1747, den Steindamm auch seinerseits gut zu unterhalten. Da ihm dreiviertel des Weges abgetreten wurden, mußten ihm auch drei Viertel der Abgabe zugestanden werden, Lübeck behielt nur ein Viertel. Der Ertrag war seitdem immer unerheblich und wurde vollends unbedeutend, als 1851 die Eisenbahn eröffnet wurde. Die Zollhebung hat trotzallem bis 1878 angedauert.


Der Bliestorfer Sand

Beschreibung des Bliestorfer Sandes aus einer Akte der Lübecker Krämerkompanie vom 16. Sept. 1830
Zu der schlechtesten und für Lastwagen auch beschwerlichsten zu gastierenden Stellen der Landstraße zwischen Lübeck und Hamburg gehört unstreitig diejenige Strecke welche unter dem Namen die Bliestorfer Sande bekannt ist.

Von der Bliestorfer Scheide, daß heißt: von dem Ende der nun angelegten Chaussee bis zum Anfange des Sandes liegt ein Steindamm von circa 116 Ruthen (534m) Länge; die Sand­straße selbst beträgt etwa 200 Ruthen (920m) und jenseits der selben beginnt ein bis hinter Cas­­­torff sich erstreckender Steindamm.

Der Bliestorfer Sand ist fast zu allen Jahreszeiten und unter allen Umständen schlecht zu befahren. Bei nur kurzanhaltener Dürre wie nach Regenwetter erfordert die Fortschaf­fung von Lastwagen einen unverhältnismäßigen Kraftaufwand und wenn, wie in den letzten beiden Jahren und namentlich in diesem Sommer eine lange anhaltende regnerische Witterung eintritt, so ist er selbst für leichtes Fahrwerk kaum zu passieren. Die Frachtfuhrleute müssen hier nach Maßgabe der fortzuschaffenden Last 4 bis 8 Pferde vorspannen und sind trotz dieser kostspieligen Hülfe nicht immer im Stande ihr Fuhr­werk durchzubringen. Ihre Beschwerde rücksichtlich der schlechten Beschaffenheit der Hamburger Landstraße im allgemeinen, richtet sich vorzüglich gegen den Blies­tor­fer Sand und gewiß würde die Fahrt sehr erleichtert werden, wenn es gelänge, diese Strecke mit einer Chaussee, oder wenn dies nicht erreichbar, doch mit einem guten Stein­damm zu versehen.

Die Wegebau Commisssion hat zu diesem Zweck versucht mit der Lauenburgischen Wegebau Behörde unter der Hand in Communikation zu treten und aus den vorge­kom­menen Besprechungen und Verhandlungen ergibt sich als Resultat, daß die In­stand­setzung der fraglichen Strecke auf alleinige Kosten der Lauenburgischen Regie­rung nicht zu erlangen, daß aber große Bereitwilligkeit, ja es darf gesagt werden feste Zustimmung dazu erreicht worden, gegen einen mäßigen Beschluß aus der Lauen­bur­gischen Wegebau Casse, durch einen sich dazu darbietenden Anbiehter die Anlegung eines tüchtigen Steindammes zu Lasten zu wollen. Wäre auch nur dieser zu erwirken, so würde dadurch schon bedeutend für die Frachtfuhr gewonnen werden können. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, daß selbst die Anlegung einer Chaussee, nicht allein durch den Bliestorfer Sand, sondern selbst von unserer Gebietsgrenze bis zum Sande mit hier in einer Lange von jetzt 316Ruthen (knapp 1,5km) gestattet werden wird; wenn zu den Kosten dafür Rath geschaft werden kann.

Der Bliestorfer Sand war seit Anbeginn der neuen Trassenführung der Lübeck-Hamburger-Landstraße 1675 ein ewiges Ärgernis. Die Bliestorfer selbst benutzten ja meißt die Abkürzung über die Brömbsen Mühle, doch der Postkutsche  und dem übrigen öffentlichen Verkehr war diese Strecke nicht erlaubt. Schon unter Thomas Heinrich von Wickede II. auf Bliestorf finden sich 1683 die ersten Beschwerden zu diesem Streckenabschnitt. Zitat der Postfuhrleute: “daß in dem Lübeckschen gebiete die Wege nimmer gebessert werden so gahr, daß in den bösen wegen die pferde umfallen und sterben, die wagen und daß Geschir zerbrechen, und die Reisende mit leib und lebens gefahr durch diese böse wege sich begeben müssen”. 


Der Engländer Nugent schrieb in einem Brief vom 6. September 1766 folgende Reiseeindrücke: Morgens um 6 Uhr fuhr ich von Hamburg ab, und zwar mit dem gewöhnlichsten Fuhrwerk dieses Landes, nämlich dem Postwagen, der ein Prozent besser ist als unsere Mistkarren.



1833 schreibt ein anderer: Kaum zu begreifen wie innerhalb einer Stadt wie dieser (gemeint ist Wandsbek) ein Pflaster geduldet werden kann, welches schon lange die Pein aller Fahrenden und Reisenden ist. Jederzeit müssen die Pferde Gefahr laufen, sich in den tiefen, Wolfsgrubenähnlichen mit schwarzen Schlamm angefüllten Löchern, die Beine zu brechen. Hinzu kommt für die Reisenden ein pestilenzialischer Duft aus diesen morastigen Löchern. Wenn man diesen Löchern glücklich entronnen ist, läuft man Gefahr, in der Charyb­­­dis des Bliestorfer Sandmoores zu versinken. Um kurz
diesen schlammigen ver­rätherischen Bo­den zu beschreiben, bemerken wir nur, dass wie da selbst
einem mit 10 Pferden bespannten, nur leicht beladenen Fracht­wagen stecken sahen, dessen Fuhr­mann, nachdem er die Pferde aufs äußerste angetrieben hatte und alle Mittel los zu kommen vergeblich versucht hatte rief: „Nun kann ich nicht mehr“.


Noch schlimmer muß dieser Weg 1836 ausgesehen haben, denn eine Schrift in Hanau herausgegeben schreibt: „Das Herz- und rippenzermahlenste in der Welt ist unstreitig der Weg von Hamburg nach Lübeck. Es verlautet, daß neuerdings die dänische Militärverwaltung die Postkutschen zwischen Hamburg und Lübeck durch Soldaten begleiten läßt, nicht etwa um Räuber, die es dort nicht gibt, abzuwehren, sondern um zu verhindern, dass die Reisenden aus Verzweiflung über den furchbaren Weg Selbstmord begehen."

Der Bliestorfer Grundherr hatte natürlich wenig Interesse den Weg für andere zu unterhalten. Für die Hansestadt Lübeck lag dieser Streckenabschnitt in Sachen-Lauenburg also im Ausland. Aus der Sicht der Lauenburgischen Regierung handelte es sich dabei um ein Allodialgut, das zu keinem Amt gehörte und warum sollte man den Lübecker und Hamburger Kaufleuten im wahrsten Sinne den Weg bereiten? So fühlte sich schließlich niemand so richtig für diesen Abschnitt verantwortlich. Und für die Bliestorfer Kätner war der Aushilfslohn für die Stellung von Zusatzgespannen ein willkommener Nebenverdienst.

Rondeshagener Weg

Dieser Weg führt, wie man schon am Namen erahnen kann, ins benachbarte Rondeshagen. Der Weg hat mit Sicherheit schon zur Zeit der Familie von Tode bestanden, denn er ist die direkte Verbindung von Rondeshagen zum Alten Bliestorfer Hof. Das ist nur heute nicht mehr zu erkennen, da das letzte Stück hinter der Schmiede mittlerweile wieder Wiese ist und so der Anschluss zur Hauptstraße fehlt.

Theodor Carstensen mit Gespann im Rondeshagener Weg



Straßenbau Schenkenberger Weg / Grinauer Weg                              1966/1967




Ausbau Schenkenberger Weg 1966/1967



Ausbau Schenkenberger Weg 1966/1967



Ausbau Schenkenberger Weg 1966/1967



Ausbau Schenkenberger Weg 1966/1967



Ausbau Grinauer Weg 1966/1967



Ausbau Grinauer Weg 1966/1967




Ausbau Schenkenberger Weg 1966/1967



Ausbau Schenkenberger Weg 1966/1967



Ausbau Grinauer Weg 1966/1967



Ausbau Grinauer Weg 1966/1967



Ausbau Grinauer Weg 1967



Ausbau Schenkenberger Weg 1967



Ausbau Schenkenberger Weg 1967



Ausbau Grinauer Weg 1967




Beginn Ortsentwässerung                                                                            1986      

Der Erste Spatenstich am Heideteich: Bürgermeister Karl-Heinz Hinz, Landesbaudirektor Bieber (Landesamt für Wasserwirtschaft), Kreisbaudirektor Hansberg, Amtrat Foderberg (Amt Berkenthin), Schöpner (ALW)