Schulchronik ab 1937

Eine etwas früher vorhanden gewesene Schulchronik war nach dem zweiten Weltkrieg trotz eifriger Nachforschungen nicht aufzufinden. Frühere Schüler berichten, dass sie während ihrer Schulzeit durch 13 verschiedene Lehrer unterrichtet wurden, was auf einen häufigen Lehrerwechsel schließen lässt. Bliestorf war früher Gesamtschul­verband, bestehend aus Dorf Bliestorf und Gutsbezirk Bliestorf. 1937 wurde es mit der Auflösung der Gutsbezirk Eigenschulverband. Anscheinend wurde die Schulstelle wiederholt durch "Strafversetzte" verwaltet. Die Stelle galt als wenig anziehend, weil sie mit keinem Schulland ausgestattet war, das wesentliche Nebeneinnahmen hätte erbringen können.


Am 15.4.1936 wird Johannes Hansen, geboren am 7.10.1908, in Bliestorf neuer Lehrer. Ab dem 10. Oktober 1936 muss er ebenfalls in Schenkenberg Vertretung machen, so dass er täglich in Bliestorf nur noch 3 Stunden unterrichten kann. Ende März 1937 wird er nach Windbergen in Ditmarschen versetzt.

Ihm folgt am 28. April 1937 der Junglehrer Herman Schäfer, geboren am 18.2.1911, von Meldorf. Lehrer Schäfer wird bei Familie Lütjohann untergebracht. Er blebt hier nur bis zum 11. Oktober desselben Jahres und geht nach Hamburg. Im November wird er von Lehrer Beneke abgelöst, der aber auch nur kurz hier zu sein scheint.

Anfang 1938 wird dann die Bliestorfer Schule Vertretungsweise von der Lehrerin Ilse Clausen aus Kastorf und dem Lehrer Kahns aus Krummesse bedient.

Dann bekommt Bleistorf am 19. Februar 1938 wieder einen eigenen Lehrer. Es ist der am 15.2.1913  geborene Herbert Meesenburg. Leider kommt dieser schon am Ende des Jahres am 7. November 1938 durch einen Motorradunfall ums leben.

Ende November wird dann Willi Kühl, geb. 19.12.1915, in Bliestorf als Lehrer eingestellt. Auch Lehrer Kühl wird bei Familie Lütjohann untergebracht und erhält im Dorf sein Essen. Er heiratet am 1. Juni 1940 und wird wohl Ende 1944 noch zur Wehrmacht einberufen. So wird am 1. Oktober 1944 Eva Bahr als Lehrerin eingesetzt. Sie bekommt einen Vertrag als Kriegsaushilfeangestellte. Doch schon einen Monat später erkrankt sie und der Unterricht muss bis zum 15. Dezember 1944 ausgesetzt werden.

Das Schulamt untersagt am 15. Januar 1945 das weitere Heizen. Ab jetzt gibt es nur noch Hausaufgaben. Am 20. März 1945 erklärt die Gemeinde die Schule zur Notunterkunft  um hier Flüchtlinge unterzubringen.

Nach dem völligen Zusammenbruch des dritten Reiches im Mai 1945 und der Besetzung durch die Engländer war an einen Schulunterricht zunächst nicht mehr zu denken, ja, er war von der Besatzungsmacht bis zur Überprüfung der Lehrer verboten. Der Klassenraum diente den "Tommys", der englischen Besatzung, als Lager, danach als Unterkunft für die befreiten Fremdarbeiter, die während des Krieges zwangsweise nach Deutschland gebracht worden waren. Nach ihrem Abtransport werden Klasse und Schulhaus wieder Notquartier für Flüchtlinge und Vertriebene, welche die Einwohnerzahl Bliestorfs mehr als verdoppeln.

Die Folgen zeigen sich, als der Unterricht am 25. Januar 1946 wieder aufgenommen werden sollte. Die Schulbänke sind im ganzen Dorf verstreut, auf Dielen und Böden, im Freien. Der Schulschrank wurde aufgebrochen aufgefunden, alle Lehrmittel waren verschwunden, darunter ein Lichtbildwerfer, die umfangreiche Schüler- und Lehrerbücherei. Die Reste der Fensterverkleidung dienten z.B. als Handtaschen bei den Vertriebenen, als Dach für Kaninchenställe.

Der Stelleninhaber, Herr Lehrer Kühl, wurde nach seiner Heimkehr aus der Kriegs­gefangenschaft im Konzentrationslager der Besatzungsmacht festgehalten, weil er ein ehemaliges Mitglied der "Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei" (NSDAP) war. Dies waren allerdings alle Beamte zur Zeit des Nationalsozialismus und sagt wenig über seine tatsächliche poltische Gesinnung aus. Seine Frau und seine Tochter weilten in ihrer Heimat in Stadum bei Leck. Seine Möbel benutzten die in der Schule untergebrachten Flüchtlinge.

Im Nordteil der Lehrerwohnung wohnte die Familie des aus Danzig geflüchteten Hafenhauptmanns Kropp mit 2 Erwachsenen und 3 Kindern. Im Giebelzimmer war untergebracht die aus Rostock geflohene Frau Niemann mit 2 Erwachsenen Kindern. Die Gemeinde hatte zur Linderung der Wohnungsnot die Flüchtlinge auf dem Dachboden des Schulhauses über dem Klassenraum ein langes Zimmer ohne Baugenehmigung ausgebaut, das mit der Familie des Schneidermeisters Alf aus Schwedt (Oder) belegt war. Im Westteil des Erdgeschosses wohnte mit ihrem Ehemann Frau Bahrs, die im Jahre 1944 als Lehrervertreterin hier wirkte, wegen TBC aber ihren Dienst bald aufgegeben hatte. Ihr Mann, ehemaliger Oberstleutnant der Polizei, hat aushilfsweise 1944 Schule gehalten. Laut Lehrbericht wurde der Unterricht am 28. Januar 1946 wieder aufgenommen. Erste Lehrkraft war eine vertriebene Schulhelferin, Fräulein Ellert vom 28. Januar 1946 bis 16. März 1946. Der Anfang war schwierig, weil die Lehrkraft nichts vorfand, für die Auffindung und das Heranschaffen der Schulbänke sorgen, die Fensterscheiben selber mit einsetzen, und auch Schulkinder heranholen mußte. Sie wurde reihum an den Tischen der Bauern verpflegt.

Vom 18. März 1946 bis 6. April 1946 versah eine andere Schulhelferin, Fräulein Kliche, den Unterricht. Vertretungsweise hielt Herr Lehrer Heese aus Rondeshagen Unterricht an zwei oder drei Tagen wöchentlich vom 24. April 1946 bis 6. Juli 1946.

Am 8. Juli 1946 trat Lehrer Wilhelm Frotscher (*1895  Sorau/Niederlausitz) sein Amt als Lehrer an.  Bildungsweg: Volksschule, Mittelschule in Sorau. Präperandenanstalt und Lehrerseminar Cottbus 1910-1915. 1. Lehrerprüfung 1915, 2. Lehrerprüfung 1920. 1915 bis 1917 Soldat im Reserve-Infantrieregiment 208. Schwerverwundet im Mai 1916 vor Verdun auf Höhe "Toter Mann" (Verlust des rechten Beines bis zum Oberschenkel) 1917 bis 1945: 2. Lehrer, 1. Lehrer, alleiniger Lehrer und Schulleiter in Goldbach bei Sorau/Niederlausitz. Am 13. Februar 1945 geflüchtet und im Treck der Goldbacher Ende Mai 1945 nach Lübeck gekommen. 1945 - 1946 in Lübeck als Flüchtling, der sich mit Schustern, seine Frau als Landarbeiterin im Krankenhaus Ost durchschlug. Die beiden Söhne sind als Wehrmachtsangehörige in Russland und Schlesien vermisst. Lehrer Frotscher war in Goldbach auf Lebenszeit angestellt. Er hatte dort sein 25jähriges Ortsjubiläum gefeiert. In Bliestorf gestaltete sich seine dienstliche Laufbahn wie folgt: 1.7.1948 zu Schuldienst zugelassen von der Landesregierung. 7.7.1949 Ernennung zum Lehrer als Beamter auf Widerruf- 9.8.1950 Beamter auf Lebenszeit. 3.7.1955 Urkunde zum 40jährigen Dienstjubeläum. 24.3.1958 Ernennung zum Hauptlehrer mit Wirkung vom 1.4.1957, Besoldungsgruppe A10b.

1946 - 1947

Der Dienstantritt in Bliestorf verzögerte sich, weil die Wohnung erst durch das Eingreifen des britischen Kreisresidenten geräumt wurde. Zwei Flüchtlingsbetten brachten wir als einziges Mobilar mit. Das Herrenhaus half mit Tisch und zwei Stühlen aus.
Für den Unterricht waren weder Schulbank noch Lehrbuch vorhanden.. Alle Lehrmittel und Landkarten fehlten. Die Kinder saßen auf sicherlich 100 Jahre alten, zerkerbten Bänken von etwa 3m Länge zusammengepfercht. geschrieben wurde auf Zeitungs­rändern und alten Tüten. Die Fibeln wurden seitenweise mit der Schreibmaschine hergestellt.

Ferien 1946-47:    13.07 - 12.08 Sommerferien
        01.10 - 18.10 Herbstferien
        21.12 - 14.01 Weihnachtsferien (verlängert wegen Kohlemangel)
        17.01 - 03.02 kein Unterricht wegen Kohlemangel, es wurden aber wiederholt     Hausaufgaben    gestellt. Schluß des Schuljahres 22.03.1947
Besondere vorkommende Veranstaltungen:
1. Sep. -Wo.     Feierstunde zum Gedächtnis der Opfer des National­sozialismus.
13. Sep.    Ober- und Mittelstufe besuchen den Zirkus "Belli" in Lübeck. Die Fahrt erfolgte im "Flemming-Express". Das war ein Treckwagen des nach Bliestorf geflüchteten Pommern Herrn v. Flemming. Ein durch Seitenbretter und Dach geschütztes Pferde­fuhrwerk. Es fuhr mehrmals wöchentlich, regelmäßig nach Lübeck, und war die einzige Verkehrs­verbindung nach Lübeck, bis die Stadtwerke Lübeck wieder ihren Busverkehr wieder aufnahmen.
27.Sep.    Besuch des Schulrates Dr. Pickert - Ratzeburg.
19. Okt.    Schokoladenverkauf an die Schulkinder aus britischen Heeres­be­ständen mit Erfolg, daß einige Flüchtlingskinder nun auch die Schule besuchen, die sie bis dahin gemieden hatten.
23. Okt.    Die Versetzung der Schulkinder wird nachgeholt. Sie war Ostern unterblieben.
26. Okt.    Schulungstagung der Lehrkräfte des nördlichen Kreises in Kastorf durch das Schulamt. Demokratie-Staat-Schule
31. Okt.    schulfrei, Reformationstag
20. Nov.    Bußtag
05. Dez.    Entlassung aller Schulkinder durch das Kreisgesundheitsamt im Klassenraum.
21.Dez.    Schokoladenverteilung
19.Feb. 1947    Der britische Bildungsoffizier, Mr. Crips überprüft die Schule. Allwöchent­lich mußte der britischen Militärregierung über das Schulamt Ratzeburg gemeldet werden: Schülerzahl, Stundensoll und Stundenfrist.
Im Spätsommer und Herbst suchten die Kinder der Oberstufe regelmäßig unter Führung eines Gutsbeauftragten nach Kartoffelkäfern. Auch Heilkräuter werden gesammelt und über die Schule dem Handel zugeführt.
Freifrau von Plotho, Bliestorf lieh der Schule über mehrere Jahre bei Bedarf ihr Filmvorführgerät, so daß ab Herbst 1946 Unterrichtsfilme der Kreisbildstelle Ratzeburg vorgeführt werden konnten.
Der Elternbeirat ist am 16. Mai 1946 gewählt worden. Mitglieder: Theodor Dencker, Martin Nupnau, Hermann Kropp, Ernst Pascheu, Freifrau von Plotho. Er beantragte beim Schulamt die Versorgung der Schulkinder mit Schulzeug und Einführung der Schulspeisung.

Ostern 1947 wurden aus der Schule Entlassen unter Beurlaubung durch das Schulamt Ratzeburg vom Besuch des 9. Schuljahres: Hans Nupnau, Irmgard Nupnau, Silwa Hinz, Frieda Oldöpp, nachträglich am 21.Mai 1947 Brigitte Kube und Walter Affeldt.

1947 - 1948

Beginn: 10. April 1947, Schluß: 24. März 1948

Ferien 1947-48:     23.05 - 27.05 Pfingsten
            16.07 - 18.08 Sommerferien
            10.10 - 14.10 Herbstferien
            20.12 - 18.01 Weihnachten

Durch die Aufnahme von 14 Schulanfängern stieg die Schülerzahl auf 103.
Mit viel Mühe gelang es, die Kinder mit den notwendigsten Lernmitteln zu versorgen, zunächst nur kümmerlich, später etwas mehr, aber bei weitem nicht ausreichend: Griffel, Zirkel, Fibeln, Hefte, Papier, Gummi, Federn, Lesebücher. Hefte und Bücher waren nur erhältlich gegen Rücklieferung von Altpapier, das nur sehr schwer aufzutreiben war. Im Mai 1947 wurden die Schulfunksendungen wieder eingerichtet, die mit einem "Volksempfänger" in der Schule schlecht und recht gehört wurden.

Lehrkräfte: Nach den Sommerferien nahm Frl. Margarete Szigat den Nadel­arbeitsunterricht auf. Sie hatte ihn auch schon vor 1945 erteilt und wurde nun von der Militärregierung wieder zugelassen. Am 15. März 1948 wurde die zweite Lehrstelle eingerichtet. Sie wurde besetzt mit Frl. Margarete Bohlmann, die als Vertriebene aus Leipzig kam, wo sie in sehr beengten Verhältnissen gehungert hatte. Sie wohnte in einem Giebelzimmer im Schulhause, das durch den Weggang der Frau Niemann und ihrer Kinder nach Rostock freigeworden war. Der Zugang zu dem Zimmer war schwierig und nur gebückt durchführbar: durch die dreieckige Öffnung zwischen Dachstuhl und Ausbauzimmer über der Klasse. Frl. Bohlmann war 1895 in Breslau geboren und dort ausgebildet. Sie hat viele Jahre in Langenbielau in Schlesien als Lehrerin an der Oberschule unterrichtet, später an der Volksschule. Aus Langenbielau wurde sie von den Polen vertrieben. Sie schied Ostern 1957 aus dem Schuldienst des Landes Schleswig-Holstein und ging als Lehrerin nach Hamburg Bergedorf. Sie hat in Bliestorf sehr segensreich gewirkt: sie gab durch viel Fleiß und Erfahrungen Kindern der Grundschule eine gediegene Grundlage mit.
Mit der Einrichtung der zweiten Lehrstelle wurde - da nur ein Klassenraum vorhanden war . der Schichtunterricht eingeführt: allwöchentlich wechselten sich Oberstufe (5.-9. Schuljahr), Mittelstufe (3.-4. Schuljahr) und Unterstufe (1.-2. Schuljahr) im Vormittags- und Nachmittagsunterricht ab. Der Nachmittagsunterricht bewährte sich nicht. Die Kinder kamen oft ermüdet zur Schule, so daß die Unterrichtserfolge zu wünschen übrig ließen.
Durch Regierungsverfügung wurden im Dezember 1947 folgende Noten eingeführt: 1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = genügend, 4 = mangelhaft, 5 = ungenügend

Besondere Veranstaltungen:
28.Apr.    Kreislehrerversammlung in Schwarzenbek. Die fahrt erfolgte in einem Lastkraftwagen,  der von Berkenthin kommend die Teilnehmer in den Ortschaften sammelte und z.T. stehend beförderte.
01.Mai    Schulfrei
15.Mai    Himmelfahrtstag
21.Mai    Pockenschutzimpfung
29.Mai    Schulärztliche Untersuchung der Schulkinder durch Dr. Liebenow Kastorf.
17.Jun.    Lehrerarbeitsgemeinschaft Krummesse: Kunsterziehung.
20.Jun.    Ausflug der Oberstufe nach Mölln: Die Fahrt erfolgte mit einem Motorboot ab Kanalbrücke Krummesse. Ein Ostpreußischer Reeder unterhielt mit seinem geretteten Motorschiff einen Linienverkehr zwischen Lüeck und Mölln.
09.Jul.    Kinderfest. Vormittag: Wettkämpfe, Nachmittag: Volkstänze. Durch eine Kuchensammlung wurde es möglich, den Kindern eine Kaffeetafel zu bieten.
13.Jul.    Mit einem Teil der Kinder Motorbootfahrt nach Travemünde.
27.Aug.     Kreislehrerversammlung in Schwarzenbek.
28.Aug.    Untersuchung der Schulkinder auf Läuse durch Gemeindeschwester
10.Sep.    Ärztliche Untersuchung der Kinder durch Dr. Liebnow - Kastorf Diphterie Schutzimpfung.
03.Nov.    Kreislehrerversammlung in Schwarzenbek.
04.Nov.    Besuch des britischen Unterrichtsoffiziers in der Schule.
19.Nov.     Bußtag
21.Dez.     Die Schule gestaltet die Weihnachtsfeier bei der öffentlichen Bescherung der "Notgemeinschaft".
12.Feb. 1948    Kreislehrerversammlung in Mölln: "Schulreform"
26.Feb.     Kreiserziehnungkonferenz in Mölln: Vertreter der Eltern aus dem ganzen Kreise -darunter auch aus Bliestorf - werden durch Regierungsschulrat mit der geplanten Schulreform bekannt gemacht.
Solange Lebensmittelkarten verteilt wurden, fand die Verleihung der Karten monatlich in den Abendstunden im Klassenraum durch den Bürgermeister statt. Die elektrische Glühlampe wurde jedesmal wieder herausgeschraubt, damit sie nicht "verschwand".
Etwa 1 Jahr nach Wiederaufnahme des Unterrichts war es endlich möglich, für die Klasse einen Lehrerstuhl durch die Gemeinde zu beschaffen.
16.03.1948: 16 Teilnehmer eines "Lehrerkursus" aus Lübeck wohnen mit ihren Dozenten über den ganzen Vormittag dem Unterricht bei, um sie mit den ländlichen Schulverhältnissen bekannt zu machen.

Im Herbst 1947 wurden durch Schulkinder wieder Kastanien, Eicheln und Bucheckern für die Försterei Bliestorf gesammelt.

Im Spätsommer 1947 begann die Schulspeisung. Die Lebensmittel stammten aus amerikanischen Heeresbeständen. Sie wurden von einer Verteilungsstelle in Sandesneben abgeholt. Als Träger der Schulspeisung bildete sich in Bliestorf die "Notgemeinschaft", bestehend aus "Evangelischem Hilfswerk", "Caritas" und "Arbeiterwohlfahrt". In der Küche der Lehrerwohnung wurde ein Kessel aufgestellt, in welchem die Speisen nach Vorschrift zubereitet wurden. Als Kochfrau bewährte sich ein ostpreußischer Flüchtling, Frau Behnke, die später nach Frankurthal/Rheinland umgesiedelt wurde. In der großen Pause wurden die Speisen an die vom Arzt ausgesuchten Schulkinder ausgegeben. Ein "Nachschlag" war immer sehr begehrt. Die Teilnehmer mußten die entstehenden Unkosten für Transport, Feuerung und Zubereitung aufbringen.

Der Elternbeirat forderte vom Schulamt die Einrichtung der 2. Lehrerstelle und beriet die Durchführung der Kinderfeste.

Ostern 1948 wurden aus der Schule entlassen: Horst Laske, Horst Mischke, der später nach Kanada auswanderte, Liselotte Lamprecht, Hannelore Hoff, Rita Paschen, Luci Dencker die später nach Schweden heiratete. Nach nur 8jährigem Schulbesuch wurden durch das Schulamt beurlaubt: Willi Kirsch und Ulrich Adam.

1948 - 1949

Beginn: 08.April 1948, Schluß: 31.März 1949

Ferien 1948-49:    14.05 - 24.05 Pfingsten
    14.07 - 16.08 Sommer
    28.09 - 13.10 Herbst
    21.12 - 05.01.1949 Weihnachten

Schulanfänger: 13    Schülerzahl: 108

Ab Ostern 1948 waren Schulkinder und Lehrkräfte durch die Gemeinde gegen Schulunfälle bei der "Bremer Allgemeinen Versicherungs AG" versichert. Schon bald trat ein Schulunfall ein: Ein Knabe brach sich den kleinen Finger beim Fangen des Schlagballes. Die Unfallversicherung brauch aber nicht zu zahlen, weil die Krankenkosten durch die Krankenkasse getragen wurden und dauernder Schaden nicht eintrat. Als später noch einmal ein Mädchen beim Schlagballfangen wieder den kleinen Finger brach, wurde nicht mehr mit dem vorgeschriebenen Schlagball gespielt, sondern von da ab mit einem Tennisball.
Ab Ostern wurde Englischunterricht erteilt. Den Unterricht übernahm Frl. Bohlmann. An ihm nahm nur eine Auswahl an Kindern freiwillig teil, von denen bald die Ungeeigneten ausschieden.

Es wurde auch möglich einige Lehrmittel zu beschaffen: Eine Landkarte, Lehrerhandbücher, Wandbilder: "Der Neue Schulmann".

Ebenso verbesserte sich die Versorgung mit Schulbüchern. Seit Oktober 1948 wurde die Lernmittelfreiheit eingeführt. Land und Gemeinde teilten sich die Kosten. Nun erst konnte ein geordneter Unterricht durchgeführt werden. Die Kinder hatten nun die notwendigen Lernbücher in den Händen: Lesebücher, Rechenbücher, Religionsbücher, Atlanten.

Von einschneidender Bedeutung wurde die Währungsreform am 22.06.1948! Das alte Geld, dessen Kaufkraft immer mehr gesunken war, wurde abgeliefert, und jeder bekam eine "Kopfquote" des neuen wertbeständigen Geldes in "DM". Der Umtausch fand im Schulklassenraum statt. Wie durch ein Wunder waren von nun an schlagartig die Geschäfte mit waren gefüllt, die seit Jahren nicht zu haben gewesen waren:
Lehrer Frotscher, schwerkriegsbeschädigt, hatte seit langem einen "Bezugsschein" für ein Fahrrad beim Schulamt beantragt. Am Tage vor der Reform traf der Bezugsschein ein, er war nun wertlos, weil es ja vom 23.06. an Fahrräder frei zu kaufen gab. Obgleich Frl. Bohlmann seit dem 15.03.1948 den Schuldienst versah, verzögerte sich ihre Gehaltszahlung monatelang, so daß sie sich sehr einschränken mußte. Am Tage der Währungsreform, einem Sonntag - wie erstaunlich! - war es der Bezirkskasse dann doch möglich, das Gehalt zu zahlen, das nun sofort zur Zahlung der Kopfquote verwendet werden mußte.

Die von den Schulkindern gesammelten und getrockneten Heilkräuter waren mit der Währungsumstellung für den Handel uninteressant geworden und wurden nicht mehr abgenommen.

Auch für das Kinderfest am 09.07.1948 wirkte sich die Währungsumstellung nachteilig aus. Das bereits vorher gesammelte Geld war wertlos geworden. Es mußte eine neue Geldsammlung vorgenommen werden, die man bei dem neuen wertbeständigen Gelde etwas Mager ausfiel. Trotzdem konnte das Kinderfest abgehalten werden.
Der Schulhof konnte bei feuchtem Wetter kaum betreten werden, weil er zu tief lag. Im Frühjahr 1949 wurde er im Hand- und Spanndienst von der Gemeinde mit Ziegelbruch aus Groß-Wehden aufgefült und mit einer Kiesdecke versehen, so daß nun auch der Turnunterricht unabhängiger vom Wetter wurde.

Vom 23.08. bis 11.09.1948 leistete Frau von dem Hagen - Neumünster - an der Schule ihr Landschulpraktikum ab.

Besondere Veranstaltungen 1948/49:
01. Mai    Schulfrei
04. Mai    Untersuchung durch Schularzt. Diphterie Schutzimpfung
06. Mai    Himmelfahrtstag
01. Jun.    2. Diphterie Schutzimpfung
1.- 4. Sep.    mit allen Kindern zur Tbc Schutzimpfung nach Kastorf
2. Sep.    Busfahrt mit der Oberstufe nach Hamburg: Hagenbecks Tierpark
9. Sep.    Tbc Schutzimpfung in Kastorf
10. Sep.    Bezirks-Leistungsprüfung (Leichtathletik) in Berkenthin
18. Sep.    Gedächtnisfeier für die Opfer des Faschismus
15. Sep.    Pocken Schutzimpfung
26. Okt.    Untersuchung durch den Schularzt für die Schulspeisung
17. Nov.    Bußtag
Der Elternbeirat wurde am 13.05.1948 neu gewählt. Mitglieder: Martin Nupnau, Ernst Pascheu, Freifrau v. Plotho, Frau Kropp, Frau Wallbrecht. Er beschäftigte sich in seinen Sitzungen mit dem Kinderfest und der Schulspeisung.

Die Heizung der Klasse ließ viel zu wünschen übrig. Ein alter hoher eiserner Ofen, dessen Feuerbuchse gerissen war, verräucherte die Klasse mehr, als er sie heizte. Heizmaterial war knapp, das Holz wurde meistens verspätet angeliefert und konnte nicht mehr getrocknet werden. Vor dem Krieg wurde hauptsächlich Holz verheizt (etwa 20rm jährlich aus dem Bliestorfer Walde). Nun wurde ein Teil des Holzes durch Kohle ersetzt. Im Oktober 1948 konnte ein gebrauchter eiserner Großraumofen aufgestellt werden, der zwar nicht sehr zum Schmuck der Klasse beitrug, aber die Klasse ausreichend erwärmte, solange das Feuer brannte.
Ostern 1949 wurden nach erfüllter Schulpflicht entlassen: Wolfgang Köhler, Rudi Geutz, Horst Prüß, Fredi Schröder, Rosemarie Schröder, Renate Oldenburg, Christa Schulz, Waltraud Lange, Rita Schönberg, Irene Philipp. Nach bestandener Eignungsprüfung gingen Inge Kropp zur Ernestinenschule und Jochen Willer zur Oberschule zum Dom.

1949 - 1950

Beginn: 20.04.1949, Schluß: 29.03.1950

Ferien 1949-50:        01.06 - 08.06 Pfingsten
            13.07 - 16.08 Sommer
            29.09 - 13.10 Herbst
            20.12 - 05.01.1950 Weihnachten

Schulanfänger: 11    Schülerzahl: 15.05.1949: 110, 01.09.1950: 112
Die Schülerzahl stieg, weil aus Hamburg-Bergedorf das Kinderheim "Haus Arild" nach Bliestorf umgesiedelt war und bis zur Einrichtung seiner eigenen Heimschule 13 Kinder in die hiesige Schule überwies. Da es sich dabei meist um geschädigte Kinder handelte, war es bei unseren ungünstigen Unterrichtsbedingungen schwer, diesen Kindern gerecht zu werden. Unter den Heimkindern besuchten auch zwei Kinder des ehemaligen umgekommenen Naziführers Robert Ley die Schule.

Da nun ausreichend Mittel für Lernmittel und Lehrmittel zur Verfügung standen, normalisierte sich von dieser Seite her der Unterricht. Im Herbst 1949 erschienen im Zeichen der Schulreform die Richtlinien für die 6jährige Grundschule. Seit Juli 1949 konnten im neuerscheinenden "Nachrichtenblatt für das Schleswig-Holsteinische Schulwesen" Verfügungen und Erlasse schnell und sicher bis in die Schule gelangen. Die Rundschreiben des Schulamtes Ratzeburg erreichten auf dem Verteilerwege über das Amt Siebenbäumen die Schule nur stark verzögert oder gingen auch verloren. Auf Antrag wurden vom Minister zwei Kinder der Adventistenkinderfamilie Rosenbaum vom Schulbesuch an den Sonnabenden befreit. In Zusammenarbeit mit der Bücherstelle Rendsburg wurden die ersten Bücher für die Schulbücherei eingestellt.

Besondere Veranstaltungen 1949/50:
28.Apr.    Diphterie Schutzimpfung. Untersuchung durch Schularzt
25.Mai    2. Diphterie Schutzimpfung
26.Mai    Himmelfahrtstag
04.Jul.    Kreislehrerversammlung in Schwarzenbek
22.Aug.    Lehrplankonferenz in Gr. Klinkrade
27.Aug.    Kinderfest
09.Sep.    Bezirks-Leistungsprüfung (Leichtathletik) in Berkenthin
12. Sep.    Gedenkfeier für die Opfer des Faschismus. Pocken Schutzimpfung
18. Sep.    Untersuchung durch Schulzahnarzt Dr. Gebauer - Kastorf
27.Okt.    Busfahrt mit einem Teil der Kinder zum Durchleuchten im Gesundheitsamt Ratzeburg.
31.Okt.    Schulgottesdienst in Krummesse
9.Nov.    Berufsberatung durch Berufsberater aus Ratzeburg.
20.Jan.    Die Schulspeisung wird beendet, weil die Teilnehmerzahl immer geringer geworden war.
11.Feb.    Durch Verfügung des Schulamtes wird die Schule wegen Masern vom 11.Feb.     bis einschließlich 22. Feb. 1950 geschlossen.
28.Feb.    Untersuchung durch Schularzt Dr. Liebenow: 9.,6.,3.Schuljahr und Schulanfänger.

Der Elternbeirat legte die Durchführung des Kinderfestes fest und beantragte in der Gemeinde die Erneuerung der Schulbänke. Die neuen Schulbänke (2 Sitzer) wurden von Tischlermeister Hormann, Rondeshagen nach dem Modell der Bänke der Firma Busch, Kastorf geliefert.

Ostern 1950 wurden entlassen: Reinhold Allgeier, Peter Anderson, Reinhard Clasen, Adam Gärtner, Hans Joachim Gottschalk, Horst Jäger, Hans Kirsch (als Bergmann im Ruhrgebiet durch Verkehrsunfall verstorben), Paul Mischke (durch Verkehrsunfall verstorben in Rheinland-Pfalz, Ernst Paschen, Otto Steffen, Marlene Eggert, Elfriede Kube, Amanda Rösler, Gabriele von Schuckmann, Sigrid Sonnemann, Annemarie Utow, Ursula Zumstein


1954 - 1954

Am 1. Oktober 1953 wird die 2. Schulstelle, die man 1948 bei 108 Schülern eingeführt hatte aufgehoben. Nun soll  wieder ein Lehrer allein 52 Schüler unterrichten. Dies hatte die Gemeinde mit Zustimmung des Schulamtes 1951 beschlossen. Der Elternbeirat lehnt diesen Beschluss allerdings ab.


1961 - 1962

Zum Schuljahresbeginn im April 1961 wird wieder eine zweite Lehrerstelle eingerichtet und Lehrer Albert Kade wird auf Beschluss des Schulamtes eingestellt, obwohl er noch im März von der Gemeinde wegen einer zurückliegenden Lungen TBC abgelehnt worden war. Kade stammt aus Neuendeich Kreis Pinneberg. Lehrer Kade wohnt anfänglich im Bahnhofshotel in Kastorf. Anfang Mai bezieht er dann die alte Dienstwohnung in der Schule, da die Fertigstellung des neuen Lehrerwohnhauses sich bis zum 10. November 1962 hinzieht. Da nun 52 Kinder zu unterrichten sind, wird ein Schichtunterricht zwischen der Ober-, Mittel- und Unterstufe eingeführt mit wöchentlichem Wechsel.

Am 10. November 1961 erkrankt Lehrer Frotscher und verstirbt am 16. Februar des folgendes Jahres.

1962 wird die Schule umgebaut und es entsteht neben einem neunen Eingang, getrennten Toiletten und hellem Flur bis 1963 ein weiteres Klassenzimmer. Die Schule wird jetzt zentral beheizt.


1966 - 1967

Auf Betreiben der Gemeinde wird zum erstenmal über die Möglichkeit der Bildung einer Dörfergemeinschaftsschule in Krummesse zusammen mit der Gemeinde Klempau gesprochen.


1967 - 1968

Im August wird das 9. Schuljahr in Krummesse eingeschult.

Am 1. August 1968 wird die Bliestorfer Schule aufgelöst und nach Krummesse überführt.







Zahl der Schulkinder

 Jahr Jungen
 Mädchen gesamt
 17848
14
 22
 186441
36
 77
 1946   87
 1947   103
 1948   108
 1949   104
 1950   97
 1951   63
 1952   59
 1953   55
 1954   47
 1955   49
 1956   45
 1957   41 
 1958   41 
 1959   40
 1960   39
 1961    46
 1962   50
 1963


 52
 1964


 50







Plan der Schule von 1963/1964